Im Feuer der Nacht
wie ihre Taktik.
Miss Martin hatte geschwiegen, während Penelope ihre Erklärung abgegeben hatte. Sie musterte das Gesicht der Frau; ihr Stirnrunzeln hatte sich zwar verflüchtigt, aber ihr Blick schien noch nicht recht überzeugt.
Barnaby war versucht, ein paar Worte zu sagen, um Penelopes Ausstrahlung zu dämpfen. Aber er spürte, dass er unter Umständen genau das Gegenteil erreichen würde, wenn er den Mund aufmachte. Er war sich sicher, dass Stokes genauso empfand. Denn mit ihrer Offenheit hatte Penelope die Auseinandersetzung auf eine Ebene gelenkt, auf der sie - schließlich waren sie nur Männer - kaum etwas ausrichten konnten.
Jetzt hing alles daran, wie Miss Martin auf Penelopes Erklärungen reagieren würde.
Penelope neigte den Kopf, hatte den Blick immer noch auf Miss Martin gerichtet. »Ich hoffe, dass Sie alle eventuellen Vorbehalte über meinen sozialen Stand unberücksichtigt lassen können, Miss Martin. Es ist ganz gleich, ob wir prächtige Kleider tragen oder nicht. Zuerst einmal sind alle Frauen, und sonst nichts.«
Zaghaft spielte ein Lächeln über Miss Martins angespannte Miene. »In der Tat, Miss Ashford. So habe ich schon immer gedacht. Bitte nennen Sie mich doch Griselda.«
Penelope strahlte. »Wenn Sie mich Penelope nennen! Ab sofort!« Sie drehte sich um, um einen Blick auf Barnaby und Stokes zu erhaschen, wandte sich dann wieder Griselda zu. »Und nun zu unseren Plänen.«
Barnaby presste die Lippen zu einem dünnen Strich zusammen und wechselte Blicke mit Stokes. Penelope hatte die Schlacht gewonnen, bevor sie auch nur einen einzigen Schuss abgefeuert hatten. Aber der Krieg war noch lange nicht vorüber!
Miss Martin - Griselda - winkte sie in den hinteren Bereich des Ladens. »Wenn Sie mir bitte in mein Wohnzimmer folgen wollen ... dort können wir uns setzen und besprechen, wie wir am besten mit der Angelegenheit umgehen.«
Sie führte ihren Besuch an der Theke vorbei durch einen schweren Vorhang. Dahinter lag eine kleine Küche, die von einem großen Arbeitstisch beherrscht wurde, auf dem Federn, Bänder, Spitze und Perlen verstreut lagen.
Penelope betrachtete das Durcheinander dieser weiblichen Accessoires. »Verzieren Sie die Hauben alle selbst?«
»Ja.« Griselda war an einer kleinen Treppe angekommen. »Ich habe zwei Lehrlingsmädchen, die heute allerdings nicht arbeiten.«
Sie stieg die Stufen hinauf, Penelope folgte ihr dicht auf den Fersen, und Barnaby folgte ihr; die Stiege war so eng, dass Stokes und er die Schultern einzwängen mussten.
Oben an der Treppe betrat Barnaby ein gemütliches Zimmer, das sich bis unter den Fensterbogen an der Vorderseite des Ladens erstreckte. Am anderen Ende gegenüber dem Fensterbogen schnitt eine Mauer durch den Raum. Durch die geöffnete Tür erspähte er das Schlafzimmer mit dem schmalen Fenster, das auf den hinteren Garten hinaus zeigte.
Er folgte den Ladys zu den zwei nicht zueinander passenden Sesseln vor einem kleinen Kamin. Der Kohlenhaufen glühte noch, gerade so viel, um den frostigen Luftzug zu vertreiben. Barnaby linste auf Penelopes Umhang, den sie immer noch geknöpft hatte; wenigstens war ihr warm genug. Stokes und er hatten ihre Übermäntel bereits geöffnet, behielten sie aber noch an, als sie sich setzten.
Griselda Martin, die sich einen wollenen Schal um die Schultern geschlungen hatte, sank in einen Lehnstuhl, und Penelope beanspruchte eine Ecke des Sofas für sich. Barnaby nahm neben ihr Platz, während für Stokes der zweite Lehnstuhl blieb. Barnaby fing Griseldas Blick auf. »Stokes hat Ihnen die Lage erläutert. Wir müssen uns also über diese Individuen informieren, deren Namen er erhalten hat, dürfen dabei allerdings keinerlei Verdacht erregen. Weder bei diesen Individuen noch bei sonst irgendjemand. Oder wir riskieren, die Jungen für immer zu verlieren.«
Griselda nickte. »Was ich vorschlagen wollte ...« Sie schaute Stokes an, der ihr ermutigend zunickte. Sie atmete tief durch und sprach weiter: »In der Petticoat Lane und der Brick Lane werden Märkte abgehalten. Die meisten Männer, die mein Vater genannt hat, arbeiten in dieser Gegend. Morgen summt und brummt es auf beiden Märkten ... wenn ich hingehe und so tue, als würde ich die Waren prüfen, wird es nicht schwer sein, hier und da eine Frage über bestimmte Männer loszuwerden. Überall auf den Märkten erkundigen sich die Menschen nach ihren Bekannten. Und weil ich mit dem richtigen Akzent spreche, wird sich niemand etwas dabei denken,
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