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Im Feuer der Nacht

Titel: Im Feuer der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Laurens
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wollte sie sich wieder nach vorn wenden, als sie innehielt. Sie lehnte sich zur Seite, schaute vorbei an dem Mann direkt hinter ihr und starrte den älteren Mann ihm gegenüber unverwandt an. »Onkel Charlie?«
    Der angesprochene Mann starrte zurück, lächelte dann. »Die kleine Grizzy, nicht wahr? Hab dich schon eine ganze Weile nicht mehr gesehen. Hab gehört, dass du in die Stadt gezogen bist und jetzt Hüte für die Snobs machst.« Mit scharfem Blick musterte er ihren wenig prächtigen Aufzug. »Läuft wohl neuerdings nicht so gut?«
    Griselda zog eine Grimasse. »Die Moden kommen und gehen. Hat sich aber gezeigt, dass es nicht ganz so spaßig ist, wie ich es mir gedacht habe.«
    »Nun, dann bist du wohl auf dem Weg zurück nach Hause. Wie geht’s dem Alten? Hab gehört, ihm soll in letzter Zeit nicht besonders wohl sein.«
    »Mal so, mal so. Eigentlich recht gut.« Lächelnd erkundigte sie sich nach seiner Familie - der beste Weg, das Gespräch auf die kriminellen Machenschaften in der Gegend zu lenken. Die anderen Männer schlossen sich an, erzählten ihr allerlei Neuigkeiten, als sie erwähnte, dass sie erst vor Kurzem in die Gegend zurückgekehrt war, in der es praktisch zum guten Ton gehörte, sich über Verbrechen zu unterhalten.
    Sie ließ sich Zeit, dehnte das Gespräch aus; wenn es sich irgendwie vermeiden ließ, wollte sie sich auf keinen Fall direkt nach Jessup erkundigen. Den Ruf des Mannes bedenkend, seine Stellung unter den ansässigen Kriminellen und die Tatsache, dass sie seinen Namen überhaupt erwähnt hatten, wagte sie schließlich einen Vorstoß. »Und was ist mit den größeren Bösewichten? Gab es da in jüngster Zeit irgendwelche Veränderungen?«
    Charlie legte das Gesicht in Falten, als würde er nachdenken. »Nur mit Jessup, würde ich behaupten. Du wirst dich an ihn erinnern. War groß im Einbruchsgeschäft und so weiter. Hat sich in die Tothill Fields aufgemacht, ja, das hat er, und geht dort den üblichen Geschäften nach.« Bei den üblichen Geschäften in den Tothill Fields handelte es sich um Prostitution.
    Es kostete Griselda keinerlei Anstrengung, äußerst interessiert dreinzuschauen. Besonders deshalb, weil die Information es ihr erlaubte zu sagen: »Das reißt sicher ein ordentliches Loch. Irgendetwas gehört, wer die Lücke füllen wird?«
    Charlie lachte. »Mit dem Loch hast du recht, aber es ist nichts zu hören, wer die Gelegenheit beim Schopf ergreifen will. Außerdem haben wir keine Saison. Kein Zweifel, dass nächstes Jahr wieder mehr passieren wird.«
    Stokes saß neben ihr und stieß ihr ruppig in die Rippen. »Wenn du was essen willst, kümmerst du dich besser drum«, brummte er, ohne sich umzuwenden.
    Sie warf ihm einen Blick zu und bemerkte, dass er ihr zu verstehen geben wollte, sie solle mit dem Verhör aufhören. Lächelnd drehte sie sich wieder zu Onkel Charlie und den anderen drei Männern. »Ich sollte jetzt wirklich besser was essen. Sonst falle ich bald vom Fleisch.«
    Alle lachten und nickten ihr zum Abschied zu.
    Immer noch lächelnd wandte Griselda sich wieder zu den anderen amTisch. »Nun«, bemerkte sie, »das war wirklich interessant.«
    »Essen Sie.« Stokes schob den Teller mit den dampfenden Muscheln und Schnecken zu ihr hinüber.
    Griselda schaute ihn an, war sich der ungreifbaren Spannung bewusst, die seine kräftige Gestalt immer noch fest im Griff hatte, und grübelte neugierig darüber nach, was wohl der Grund dafür war. Aber in seiner Miene fand sie keinerlei Hinweis darauf. Sie zuckte unmerklich die Schultern und begann zu essen, hob den Löffel, knackte die Schale und schlürfte das warme weiche Fleisch mit der Sauce in den Mund.
    Auf der anderen Seite des Tisches saß Penelope und beobachtete bewundernd, wie geschickt Griselda den Löffel handhabte. Wenn ihr jemand vorausgesagt hätte, dass sie, die zahllose Dinner und Partys überstanden hatte und mit komplizierten Menüfolgen und Besteck jeder Art umgehen konnte, dass sie eines Tages von einem simplen Löffel und einer Muschel besiegt werden würde, hätte sie verlegen gehustet.
    Aber so war es gekommen.
    Ihre Finger schienen einfach nicht lang oder nicht stark genug, um die Muschel zu halten, den Löffel einzuführen und zu drehen; jedenfalls nicht gleichzeitig.
    Sie musste sich darauf beschränken, das Essen aus Barnabys Händen entgegenzunehmen - eine Tatsache, über die er und Stokes sich amüsierten. Natürlich hatten sie nicht gegrinst, aber sie hatte den Ausdruck in ihren Augen

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