Im Feuer der Smaragde
Daher blieb Jack nichts anderes übrig, als Ferrington zu suchen, ihn zu Kirk zu führen und sich dann seinen eigenen Geschäften zu widmen. Geschäfte. Ein komisches Wort. Es erinnerte ihn an London, an lebhaftes Treiben auf den Straßen; drängende Menschenmengen; Frauen, die ihre Röcke hoben, damit sie nicht durch den Schmutz schleiften, feilschende Händler, Wagen, Lärm, Gebrüll, Rufe – das war der Ort, an dem man Geschäften nachging, nicht hier am Ende der Welt. Eines Tages würde er den Major fragen, ob er ihm eine Weltkarte zeigen könnte, da er nur die Englandkarte kannte, die er für Mrs. Kopfnuss hatte zeichnen müssen. Doch dieses Land hier kannte er nicht. Wusste nicht, wo es auf einer Weltkarte hingehörte, nur dass es weit entfernt war, da man es erst nach drei Monaten Bootshölle erreichte. Und manchmal fragte er sich, auf welchem Weg er wieder dorthin zurückkehren könnte.
Irgendwann merkte er, wie schnell die Zeit vergangen war und dass er noch immer keine Spur vom Major gefunden hatte, obwohl er in dieser Gegend eine hätte entdecken müssen.
Bei Einbruch der Dämmerung ließ er das Pferd rasten und machte sich dann wieder auf in Richtung Mount Beerwah, um an den Hügeln nach Lagerfeuern zu suchen.
Und da waren sie, leuchtende Punkte an den Hängen der dunklen Berge im Norden, Schwarzenlager, doch von Ferringtons Leuten war nichts zu entdecken. Jack band das Pferd an einen Baum und stieg weiter den Hügel hinauf, erkannte aber in der Dunkelheit nur das silberne Band eines breiten Flusses, der sich durch den schwarzen Wald wand.
Gereizt setzte er sich auf einen Felsbrocken, strich sich über die Bartstoppeln und fragte sich, was als Nächstes zu tun sei. Da sah er plötzlich eine dünne Rauchsäule, die sich im Westen emporkräuselte, und seine Augen wanderten automatisch zum Mount Beerwah. Die Rauchsäule stammte von einem Lagerfeuer! Aber es konnten unmöglich die Soldaten sein, sie waren zu weit entfernt. Waren sie es doch, zogen sie nach Westen, geradewegs zu den hohen Bergen, die für die Schwarzen das Rückgrat des Landes bildeten. Dahinter lagen große Ebenen und eine rote Wüste, doch er hatte die Angebote, ihm dieses Land zu zeigen, stets abgelehnt. Es war ihm einfach zu heiß unter den Füßen.
Sie waren vom Weg abgekommen, doch der Major hatte es nicht bemerkt, weil sie die Gegend mehrere Tage lang durchkämmt hatten und erleichtert waren, als sie wieder auf den Fluss stießen.
Nur war es nicht ihr Fluss, sondern ein kleinerer Wasserlauf, der in den größeren Strom mündete. Doch es fiel ihm und Clancy nicht auf, weil sie davon ausgingen, dass der Oberlauf immer schmaler war.
Noch etwas anderes hielt sie am Fluss, das schon zur Gewohnheit geworden war: Sobald sie ihr Lager aufgeschlagen hatten, wurden die Goldsiebe ausgepackt, und das große Rennen um den ersten Fund begann. Es war besser als alle Pferderennen oder Kartenspiele, der ultimative Wettbewerb. Manche waren so gebannt und fasziniert von der Einfachheit der Suche, dass die schlecht bezahlten Soldaten insgeheim ans Desertieren dachten.
Dann hatte der Leutnant Fieber bekommen, was Kit auf eine Erkältung infolge der Regengüsse zurückführte, während einige Männer behaupteten, Clancy fehle nur der Fusel, nachdem er vor wenigen Tagen seine letzte Flasche geleert hatte. Der kranke Mann war zu einem Soldaten aufs Pferd gestiegen und hatte sich an ihm festgehalten, sodass Kit nun allein die Führung übernahm. Die Verantwortung machte ihn nervös. Immerhin, so tröstete er sich, konnten sie noch den seltsam korkenähnlichen Gipfel eines der Glasshouse Mountains sehen. Er kam gar nicht auf die Idee, dass sie sich im Bogen bewegten, den Mount Beerwah immer zur Linken, und zog auch seinen Kompass nicht zu Rate.
Ein Soldat bemerkte, sie könnten reiten, so viel sie wollten, der verdammte Gipfel bleibe immer in Sicht.
»Ich hab da mal ein Bild gesehen«, sagte sein Kamerad.
»Bei meiner Tante. Egal, wohin man im Zimmer ging, immer folgten einem die Augen. War ganz schön unheimlich. Richtig unheimlich.« »Wir sollten raufklettern und Augen draufmalen«, schlug ein anderer vor und rief: »Seht mal! Clancy fällt runter!«
Schon stürzte der Leutnant zu Boden. Kit musste
anhalten und ein Zelt aufschlagen, denn der Patient war ernsthaft krank, lag im Delirium. Kit wies die Männer an, Clancy fortwährend abzuwaschen, um seinen Körper zu kühlen, und gab ein Antiseptikum ins Wasser, um die Bakterien zu töten. Er
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