Im Feuer der Smaragde
getroffen hatte. Der lange Mantel und die Stoffkappe waren unverkennbar.
Er wünschte ihm einen guten Morgen und fragte, wie es ihm gehe, wobei ihm gleichzeitig einfiel, dass der Herr eine Anzeige im Sydney Morning Herald hatte aufgeben wollen.
»Gar nicht gut«, lautete die Antwort. »Ich habe weder hier noch in Sydney bislang eine Antwort auf meine Anfrage erhalten.« »Wonach haben Sie sich denn erkundigt?« »Nach meinem Bruder. Mr. Jack Wodrow. Er ist vor zehn Jahren hierher ausgewandert und hat es gewiss zu etwas gebracht, aber ich kann ihn einfach nicht finden.« »Vielleicht kann ich Ihnen behilflich sein. Ein Artikel in der Zeitung könnte etwas bewirken.«
»Wie meinen Sie das? Was würde mich so ein Artikel kosten?« »Gar nichts. Ich bin Reporter und würde nur zu gern einen Bericht über Ihre Suche bringen.«
»Ehrlich? Das wäre wunderbar. Was für ein Glück. Es wäre so schade, wenn ich unverrichteter Dinge nach England zurückkehren müsste.« »Also gut, kommen Sie mit in mein Büro, dort können wir uns in Ruhe unterhalten.«
Hector Wodrow war ganz aufgeregt, obwohl er es nicht
zeigen wollte. Dieser Sam Dignam wollte alles über ihn und seinen Bruder wissen, damit er eine kleine Geschichte über sie bringen konnte. Er fragte sich, ob er wohl auf die Titelseite käme. Er nahm seine Kappe ab und informierte den Reporter über ihre Herkunft.
Ihr Vater Mervin Wodrow war ein feiner Mensch gewesen, ein Missionar, genau wie ihre Mutter Clara. Sie war geradezu eine Heilige. Die Eltern waren unglaublich freigebig, schenkten ihr ganzes Geld den Armen und bedachten diese mit Freundlichkeit und Gebeten. Sie behielten nur so viel, dass sie die Diener bezahlen konnten, die ihnen den Haushalt führten, während die Eltern tagein, tagaus die Armen und Bedürftigen von den Straßen retteten.
»Jack und ich haben die St. Thomas’ Academy in der Edgware Road besucht. Ich bin dann in die Fußstapfen meines Vaters getreten, obwohl mir die Gemeindearbeit mehr lag. Jack hingegen neigte zur Landwirtschaft, während die religiöse Tätigkeit seiner Natur gar nicht entsprach, was unsere Eltern wirklich traurig stimmte. Ich glaube, der Streit darüber wurde Jack zu viel.
Da hat er uns verlassen.
Erst kürzlich, als unser lieber Vater starb, erfuhr ich, dass Jack sich hier aufhält. Anscheinend als Schafzüchter… Reicht das für Ihren Artikel?«
»Ja, es werden ohnehin nicht mehr als ein oder zwei
Absätze.« »Ich könnte Ihnen noch mehr erzählen. An Bord des Schiffes habe ich den Wettbewerb im Scheibenwerfen gewonnen und wurde zum Ehrenoffizier für Deckspiele ernannt.« »Welch eine Ehre, Mr. Wodrow. Aber ich glaube, ich komme mit dem zurecht, was Sie mir bereits mitgeteilt haben.«
Bevor er das Gebäude verließ, stornierte Hector seine
Anzeige und bekam seinen Shilling zurück.
Am nächsten Tag las Inspektor Tomkins den Artikel mit großem Interesse.
»Mervin Wodrow! An den kann ich mich erinnern. Ein gieriger kleiner Parasit. Er führte eine Seemannsmission und besaß ungefähr so viel christliche Nächstenliebe wie ein Straßenkater.
Hector und Jack sind also seine Söhne! Der Bursche malt ja ein nettes Bild von seiner Familie. Augenblick, die St. Thomas’ Academy wurde doch erst vor zwölf Jahren eröffnet, wie kann er sie da besucht haben?«
Er lachte. »Falls du kein ungewöhnlich langsamer Schüler warst, Hector, hast du einen Haufen Lügen erzählt. Kommt mir verdächtig vor. Ich werde die Sache an Fred Watkins schicken.«
Leider meldete sich niemand auf die beiden Absätze über den verschollenen Bruder, die im Courier erschienen, sodass Hector beschloss, mit dem nächsten Schiff nach Sydney zurückzukehren. Allerdings hinterließ er seine dortige Adresse bei Sam Dignam, der ihn darauf hingewiesen hatte, dass die Stationen im Outback nur einmal im Monat eine Zeitung erhielten. Also könnte Jack oder ein Bekannter von ihm auch später noch auf die Geschichte stoßen.
Er hatte vor, in Sydney zu bleiben, da ihm das Klima behagte, das viel trockener war als im Hinterland um Brisbane. Vielleicht würde er sich sogar eine neue, wohlhabende Frau suchen und sich zur Ruhe setzen.
Eine Woche später ging er an Bord des Dampfers Arabella, der nach Sydney fuhr. Enttäuscht war er eigentlich nicht. Solche Dinge brauchten Zeit, sagte er sich. Er könnte die Passagierlisten der damaligen Zeit prüfen und nachsehen, wo sein Bruder von Bord gegangen war. Das wäre hilfreich.
Am Sonntagmorgen
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