Im Feuer der Smaragde
Finger rührst, um uns zu helfen? Wer bist du denn, dass du uns befehlen willst? Wir treffen hier die Entscheidungen.«
»Wir?« Ilkepalas ledriges Gesicht kräuselte sich zu einem schwachen Lächeln, doch seine Augen waren hart wie Kiesel.
»Wir?«, fragte er noch einmal. »Ja. Wir haben schon zu viel Zeit an sie verschwendet. Sie haben viele unserer Krieger getötet, Kinder haben ihre Väter verloren, Frauen ihre Ehemänner, also müssen sie sterben. Wir entscheiden nur noch, auf welche Weise das geschehen soll. Und…«, er sah seine Freunde an, »wir glauben, dass die Angehörigen der Toten die Ehre haben sollten…« Er hielt inne, weil er spürte, dass etwas nicht
stimmte.
»Seit wann sprechen in diesem Stamm andere Männer für ihren Häuptling?«, fragte Bussamarai zornig, und Nungulla begriff, dass der alte Mann ihn absichtlich in diese Konfrontation getrieben hatte.
»Wir sagen nur, was wir schon wissen«, stammelte er.
»Dann weißt du nichts, denn ich habe mich noch nicht entschieden. Lass uns allein! Du hast nicht genügend Respekt, um in diesem Rat zu sitzen.«
Bussamarai litt noch unter Nungullas Vorwurf, ihm fehle es an Kampfesmut, und er war froh, dass er ihn nun loswerden konnte, bevor es weitere Auseinandersetzungen gab.
»Die Boss-Offiziere sind nicht bei ihren Soldaten«, sagte er. »Das finde ich sehr enttäuschend.« »Einer wurde mit einem Speer getötet«, sagte ein Krieger, doch Ilkepala schüttelte den Kopf. »Nein, nur verwundet. Der andere Mann hatte Fieber und ist zu seinen eigenen Leuten zurückgekehrt. Der verwundete Offizier heißt Major, und ich habe erfahren, dass er ein Treffen mit eurem großen Kriegerhäuptling sucht.«
Ilkepala störte es nicht, dass diese Behauptung nicht ganz der Wahrheit entsprach und der Offizier die von Moorabi überbrachte Einladung womöglich gar nicht annehmen würde. Mehr konnte er im Augenblick nicht tun. Er wusste, dass die volle Gewalt der Weißen wie ein Donnerschlag auf sie niedergehen würde, falls all diese gefangenen Soldaten massakriert würden, und niemand würde diese Vergeltung überleben. Auch benachbarte Stämme wären betroffen, die an diesem Kampf gar nicht
beteiligt waren. Die Geister hatten ihn gewarnt, das hatte er in den Wolken gesehen, doch war dies ein Argument, das Bussamarai kaum überzeugen würde. Er dachte nur an seine Pflicht, wobei sein Pflichtgefühl letzthin unter dem Wissen gelitten hatte, dass ein Kampf gegen weiße Gewehre aussichtslos war. Jack Drew hatte ihn gelehrt, nicht ungedeckt auf die Schusswaffen loszustürmen, doch sie existierten nun mal, und es war an ihm, die Waffen zu überlisten. Sonst würde er noch mehr Krieger verlieren. Er war nahezu bereit, Ilkepalas Denkweise zu übernehmen, aber auch nur nahezu. Er war in diesem Moment unberechenbar, konnte ebenso gut aufstehen und Befehle erteilen, die das Ende der Soldaten bedeuteten. Sie mit Feuer herauslocken.
Feuer! Es könnte schwierig werden, da der Busch grün und noch feucht war. Vermutlich würde das Feuer nur rauchen, glimmen und verlöschen.
Bussamarai riss Ilkepala aus seinen Gedanken. »Der
Boss-Offizier möchte mich treffen?« »Ja. Er will im Namen seiner Soldaten mit dir sprechen.« »Und wann?«
»In zwei Tagen. Er ist schon unterwegs.«
Bussamarai stieß einen Grunzlaut aus. »Bis dahin können die Soldaten schon tot sein.«
Der Magier unterdrückte ein Zucken. Da war wieder das unberechenbare Element.
»In diesem Fall wird es kein Treffen geben.« »Er muss ja nicht davon erfahren. Wenn ich ihn fange, wäre das eine große Trophäe. Ich frage mich, was sie mir für ihn geben würden.« »Nicht so viel, wie sie dir für all die Soldaten geben würden!«
Der Häuptling hieb mit der Faust auf den Boden.
»Stimmt! Das ist ein Wort! Was würden sie mir denn geben?«
Einer der Ältesten beugte sich vor. »Aber du musst dich fragen, was sie dir geben können. Sie haben nichts, was du willst, außer das Recht, auf deinem Land zu leben, und sie würden dich eher töten, als dir das zu geben.«
Ilkepala schäumte, und den Ältesten überkam plötzlich ein heftiger Zahnschmerz, der ihn stöhnend zu Boden fallen ließ.
Der Häuptling wandte sich achselzuckend an Ilkepala.
»Meine Männer haben tapfer gekämpft und viel riskiert, als sie die Drähte knüpften. Sie haben Anerkennung verdient.« »Du meinst Vergeltung?« »Vielleicht einen kleinen Angriff? Ich denke darüber nach.«
Das tat auch Ilkepala. Er setzte sich abseits hin
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