Im Feuer der Smaragde
wusste, dass sie ihm schon einmal begegnet war, ihn irgendwoher kannte. Aber er war doch ein Schwarzer! Moment, dachte sie dann, das stimmte nicht, seine Stimme klang englisch, sogar ohne einheimischen Akzent.
Georgina ging weiter, den steilen Hang hinauf, wobei ihr in dem langärmeligen Kleid mit den weiten Röcken der Schweiß ausbrach. Sie setzte sich auf eine niedrige Mauer im Schatten eines Bambusdickichts und ließ die Szene noch einmal vor ihrem inneren Auge ablaufen. Und da fiel es ihr ein.
Es war der Mann, der sie auf Montone unter das Bett geschoben hatte, als die Wilden die Station überfielen. Aber wie konnte das sein?
Dennoch, er war es, dessen war sie sicher.
Sie hatte ihn gesehen. Er war dabei gewesen… war aber kein Schwarzer, was die hellen Augen in dem dunklen Gesicht erklärte, die sie nie vergessen würde. Doch warum hatte er gemeinsam mit den Schwarzen gekämpft?
Georgina schauderte, als sie sich an den Schrecken erinnerte, und eilte rasch in ihr Hotel, als könnte sie so die furchtbaren Erinnerungen hinter sich lassen, doch ihr stiegen wieder die Tränen in die Augen. Sie weinte um die arme Mrs. Gwyder, ihre Köchin, die im Hof erschlagen worden war, und um die getöteten Viehhüter, gute Männer, die gestorben waren, als sie ihrer täglichen Arbeit nachgingen.
Als sie das Hotel erreichte, war sie so wütend, dass sie am liebsten umgekehrt und geradewegs zur Polizeiwache marschiert wäre, um den Mann anzuzeigen. Sie würde aussagen, dass er während der Kämpfe in ihr Schlafzimmer eingedrungen war und sie ihn aus der Nähe gesehen hatte, sodass sie ihn jetzt identifizieren konnte.
Sie stieg die Treppe hinauf. Auf dem Absatz trat ein Zimmermädchen beiseite und streckte die Hand nach ihr aus.
»Geht es Ihnen gut, Madam? Sie sehen so blass aus.«
Georgina wäre beinahe gestürzt, und das Mädchen ergriff ihren Arm und führte sie die nächsten Stufen hinauf. Georgina war wie gelähmt vor Angst.
»Hier ist Ihr Zimmer, Madam. Soll ich mit hineinkommen…« »Danke, nein… nein!« Georgina taumelte hinein und ließ sich schwer aufs Bett fallen, als der Wind plötzlich die Tür zuschlug. Genau das hatte er auch getan! Er war hereingekommen, hatte sie angestarrt, als erschreckte ihn ihr Anblick, dann war er auf sie zugelaufen und hatte ihr damit furchtbare Angst eingejagt, hatte sie gepackt und unters Bett geschoben. Dann war die Tür zugeschlagen, und sie war allein im Zimmer geblieben, während heulende Wilde in ihr Haus eindrangen und Gewehrschüsse den Tumult übertönten.
Ihr Mann hatte sie gesucht, sie durch die Flügeltür gezerrt, war mit ihr zu den Pferden gelaufen… und sie waren um ihr Leben geritten, während hinter ihnen ihr schönes Haus in Flammen aufging.
Sie hatte Jasin mehrmals von dem Mann erzählt, doch er hatte ihr nicht geglaubt. Das würde sich nun vielleicht ändern. Doch wollte sie das wirklich? Der Bursche hatte immerhin versucht, sie zu schützen, hatte die Wilden an der Tür vorbeistürmen lassen. Sie seufzte verwirrt und goss sich ein großes Glas lauwarmes Wasser aus dem Krug ein. Was hatte der Kerl überhaupt hier zu suchen? Sie sollte ihn besser den Behörden melden, immerhin hatte er heute den Inspektor auf offener Straße angegriffen. Er musste verrückt sein.
Als ihr Mann zurückkam, wollte sie ihm zuerst von ihrer Entdeckung erzählen, zögerte dann aber. Sollte er ihr diesmal glauben, würde er glatt mit einer Schrotflinte auf die Straße stürmen und den Mann persönlich suchen.
Sie würde abwarten, bis sie ihn ganz sicher identifizieren konnte, wollte auch herausfinden, wer er eigentlich war. Das konnte doch nicht so schwer sein. Jedenfalls würde die Lokalpresse den Zwischenfall auf der Straße weidlich ausschlachten.
Scarpy liebte Zeitungen, obwohl er selbst niemals welche kaufte.
Wenn er eine fand, las er jede Zeile einschließlich der Seitenzahl, und als er an diesem Nachmittag in der kühlen Kneipe mit den Steinwänden und dem Fliesenboden saß, bemerkte er, wie der Wirt einen ganzen Stapel Zeitungen neben die Hintertür legte.
»Was machst du damit?«, fragte er. »Die kriegt der Metzger als Einwickelpapier.«
Scarpy rutschte von seinem Hocker und nahm sich ein paar Blätter, die er sofort eifrig studierte.
Stunden später stieß er auf eine Anzeige.
»Gott steh uns bei«, stotterte er. »Hier sucht jemand nach Jack Wodrow.« »Und?«, fragte der Wirt.
»Nichts«, murmelte Scarpy und las die Anzeige noch einmal sorgfältig
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