Im Feuer der Smaragde
gut«, sagte Jessie, als sie Roxys Mutter erkannte.
»Wir müssen uns unbedingt unterhalten. Wir waren alle so entsetzt, als wir von Emerald Downs erfuhren; es muss furchtbar für Sie gewesen sein.«
»Wenn Sie mich bitte entschuldigen wollen, Mrs. Maykin, ich muss gehen.«
Madeline Maykin war überrascht, dass das Mädchen so davonstürmte, und fragte sich, was mit ihr los sein mochte.
In diesem Moment sah sie Roxy mit Major Ferrington, Jessies Verlobten oder Ex-Verlobten, falls die Gerüchte stimmten, am Tisch sitzen.
»Das geht aber nicht!«, sagte sie und eilte Jessie hinter- her, ohne auf die verblüfften Blicke der Passanten zu achten.
An der nächsten Straßenecke holte sie Jessie ein.
»Wohin wollen Sie?« »Nach Hause, Mrs. Maykin«, entgegnete Jessie verärgert.
»Ich wollte gerade eine Droschke rufen.« »Aber nicht doch, Schätzchen, Sie können nicht einfach weglaufen und sich verstecken.« »Ich muss doch bitten!« »Ach, kommen Sie, ich weiß, dass Sie Roxy mit Major
Ferrington gesehen haben. Dennoch ist es töricht, einfach davonzulaufen, vor allem, da Sie heute so reizend aussehen. Nur zu, erzählen Sie mir, was geschehen ist.« »Nichts ist geschehen«, meinte Jessie ausweichend und zog sich in einen dunklen Geschäftseingang zurück, als fürchte sie noch immer, gesehen zu werden. »Kit hat mir eine Nachricht zukommen lassen, dass ich ihn im Hotel aufsuchen soll, doch habe ich wohl den falschen Zeitpunkt gewählt.«
»Ich werde Sie nicht fragen, weshalb Sie den Herrn aufsuchen müssen und nicht umgekehrt«, meinte Madeline lachend. »Hat er denn eine Uhrzeit genannt?«
»Nein.« »Na ja, dann sind Sie im Recht. Kommen Sie, Kopf hoch. Der Herr erwartet Sie.« »Ich kann nicht, das verstehen Sie nicht.« »Sie hat schon Ihr Pferd. Wollen Sie ihr auch noch Ihren Mann überlassen? Sicher nicht.«
Mit diesen Worten ergriff Mrs. Maykin Jessies Arm und führte sie zurück zum Hotel. Gemeinsam gingen sie durch die Eingangshalle, wobei Madeline das Mädchen beinahe in Richtung Salon schieben musste.
»Hinein mit Ihnen. Und denken Sie daran, er erwartet
Sie.« »Bitte, Mrs. Maykin, kommen Sie mit mir.«
»Nein, das müssen Sie allein durchstehen. Sie sind ein großes Mädchen, das dürfte nicht so schwer sein.«
Doch es war schwer, weil der Raum laut war und vor Jessies Augen zu verschwimmen schien. Leute standen ihr im Weg, sie stolperte über Beine und wich Kellnern mit voll beladenen Tabletts aus. Jemand rief Hallo, doch sie ging weiter, weil Kit dort drüben war und gerade mit
strahlendem Gesicht aufstand, sie ungläubig und dann glücklich ansah… »Jessie!«
Er streckte die Arme aus, wobei er beinahe eine Palme umstieß, und umarmte sie so herzlich, dass die Leute lächeln mussten und ihr Glück teilten. Dann schaute er verlegen zum Tisch, der nur für zwei Personen gedacht war und an dem noch immer ungerührt Roxy Maykin thronte. Sie sah Jessie herablassend an.
»Kit sagte gerade, wie voll es hier sei«, bemerkte sie und deutete damit an, dass Jessie sich in ihr Gespräch gemischt habe. Der Schleier vor Jessies Augen verzog sich. Sie war solch absichtliche Grobheit nicht gewöhnt, doch diesmal durfte Roxy nicht die Oberhand gewinnen.
»Es liegt wohl daran, dass so viele Landpomeranzen nach Sydney gekommen sind«, sagte sie. »Brauchst du noch lange, Kit?« »Leider ja«, meinte Roxy. »Er isst hier zu Abend. Die Verlobung ist gelöst, nicht wahr, Kit?«
Jessie meinte, in der Frage eine Drohung gehört zu haben, tat diesen Gedanken aber ab, als er sagte: »Guter Gott, nein!« Er warf einen Blick auf Jessies Hand und war froh, dass sie noch ihre Handschuhe trug, die ihren Ringfinger verdeckten. »Roxy, du verzeihst uns hoffentlich, aber wir haben heute Abend bereits etwas vor.«
Wieder wurde Jessie hinausgeschoben, diesmal durch die Halle auf die Straße.
Und Madeline Maykin stand an der großen Freitreppe und nickte, während sie auf ihre Tochter wartete. Sie und ihre Freundin Lucy Dignam hatten nämlich Pläne für ihre Kinder, die ganz nette Fortschritte machten, und sie konnte gut auf Major Ferrington verzichten. Sam Dignam, ein reicher Junggeselle, war eine weitaus bessere Partie, vor allem, seit er seine Schwärmerei für Jessie überwunden und sich leidenschaftlich in Roxy verliebt hatte. Daher musste ihre Tochter im Zaum gehalten werden, und dafür würde Madeline auch sorgen.
»Wie kannst du es wagen, mich einzuladen und gleichzeitig mit ihr dort zu sitzen?«, tobte
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