Im Feuer der Smaragde
von hinten: »Ihnen bleibt aber noch das Land, Sir Charles; Land kann man nicht verbrennen. Wie ich höre, soll es ein prächtiger Besitz
Sein.« Sir Charles drehte sich um. »Marcus! Wie schön, dass Sie kommen. Ich fürchtete schon, einen Ersatzredner suchen zu müssen. Aber Sie haben Recht, Montone ist prachtvoll. Sie werden wohl irgendwann dorthin zurückkehren. Falls Georgina dazu fähig ist. Seine Lordschaft selbst würde das Land niemals aufgeben.«
Der Salon war überfüllt, und Jessie schaute sich ein wenig traurig um. Das Government House und der herrliche Garten mit Blick auf den Hafen waren ihr sehr vertraut. Sie liebte die anmutigen Räume mit den wunderschönen Möbeln, doch mit Kit wäre das alles noch erfreulicher. Als Adjutant hatte er sich so gut ausgekannt, ihr sogar gezeigt, welches Porzellan und Besteck für welchen Anlass verwendet wurden. Heute würde wohl die drittbeste Garnitur genügen, da es um ein Essen zu Gunsten des Krankenhauses ging, bei dem außer den Gastgebern keine hoch gestellten Persönlichkeiten zugegen waren.
Cissie Dignam und ihr Bruder Sam kamen zu ihnen herüber, als die Gäste sich langsam in den Ballsaal begaben, wo die Tische gedeckt waren. »Wir sollten die Partnerinnen tauschen«, witzelte Adrian. »Sam, du nimmst Jessie, und ich kümmere mich um Cissie.«
»Das wirst du nicht«, warf Blanche streng ein. »Du setzt dich an deinen Platz.« »Es war doch nur ein Scherz, Mutter«, sagte Jessie, doch Sam Dignam grinste. »Ich fand die Idee ganz gut.« Blanche ebenfalls, doch sie konnte nicht zulassen, dass die jungen Leute die Tischordnung störten. Lady FitzRoy hatte sich so viel Mühe gegeben. Sie dachte über die seltsamen Wege des Schicksals nach. Sam hatte Jessie immer gemocht. Er war ein freundlicher, aufmerksamer junger Mann und durch Erbschaft zu einem Vermögen gekommen. Das genaue Gegenteil von Kit Ferrington, dachte sie säuerlich. Sams törichte Schwester Cecilia, die sich zu einem peinlichen Snob entwickelt hatte, war hinter Adrian her. Blanche wusste nicht, woher Cecilias Allüren kamen, denn ihre Eltern waren anständige Viehzüchter, die sich der Überheblichkeit ihrer Tochter geschämt hätten. Blanche wünschte sich einen Zauberstab, mit dem sie Cecilias Zuneigung auf den Major und Jessies Liebe auf Sam hätte übertragen können, doch da das aussichtslos war, seufzte sie nur und setzte sich brav neben Marcus, dem es nicht gut zu gehen schien. Sein Gesicht war stark gerötet.
»Alles in Ordnung?«, flüsterte sie. »Ja. Bin nur etwas erhitzt. Ich bin die Macquarie Street hinaufgegangen.«
»O nein, doch nicht an so einem heißen Tag.« »Psst… Seine Exzellenz spricht.« Sir Charles war in guter Form, gratulierte dem Ausschuss zu seiner harten Arbeit und der Vorsitzenden Lady FitzRoy zu ihrer Leitung. Dann verkündete er, dass die Zielvorgabe von hundert Pfund erreicht sei, doch falls anwesende Damen und Herren die Summe verdoppeln wollten, um eine Kinderstation im Krankenhaus von Sydney zu finanzieren, wäre nichts dagegen einzuwenden. Zwei Herren verdoppelten die Summe und ernteten stürmischen Applaus. Dann betrat Marcus Pinnock, der Vorsitzende des Krankenhausvorstands, die Bühne, um erfreut über die neuen Gelder seine Rede zu halten. Er bedankte sich bei den Gastgebern und den guten Menschen, denen daran gelegen war, dass man im Krankenhaus von Sydney die bestmögliche Behandlung erhielt. Dann wischte er sich den Schweiß vom Gesicht und bat um Entschuldigung für die Pause. Er setzte wieder an, kürzte seine Rede aber beträchtlich und ging direkt zu den Schlusssätzen über.
Blanche war beunruhigt. Ihr Schwiegervater hatte tagelang an der Rede gearbeitet, in der er strengere Zulassungsbedingungen für die Ärzte in Neusüdwales forderte, da es so viele Quacksalber gab, die in irgendwelchen Schuppen ihr Unwesen trieben. Davon hatte er jetzt kein Wort erwähnt. Sie wunderte sich, dass der alte Mann auf den Tisch zukam, plötzlich kehrt machte und zu der Tür taumelte, die in die Küche führte. Blanche war sofort zur Stelle, konnte den Sturz ihres Schwiegervaters aber nicht aufhalten, da er ein schwer gebauter Mann war. Marcus brach zusammen und riss dabei einen Kellner um, der ein volles Tablett mit Tellern trug. Sir Charles eilte herbei, ohne auf das zerbrochene Porzellan zu achten, und wollte Marcus aufhelfen. »Tut mir Leid, Sir, so…« Marcus sackte wieder in sich zusammen.
Der Gouverneur machte Dr. Bob Austin Platz, der ebenfalls zu
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