Im Feuer der Smaragde
leiden müssen als Jessie. Kit Ferrington mochte ein kalter Fisch sein, war aber zumindest gesellschaftlich akzeptabel. Ganz anders die arme Flo! Vermutlich würde seine Mutter ihr das Haus verbieten. »Warum heiraten wir nicht heimlich?«, platzte er heraus. »Dann bekommen wir auch keine Probleme. Du kannst bei Merlin rechtzeitig kündigen, dann hat er Zeit, sich jemand anderen zu suchen. Es wird alles prima laufen. Wir brennen einfach durch… irgendwie.« Sie sah ihn an. Er kniete noch immer vor ihr. »Oh, Adrian, Liebster, wie romantisch. Natürlich heirate ich dich. Wann?«
Als Adrian gegangen war, zog Flo sich wieder an und eilte ins Theater. Es war undenkbar, Merlin im Stich zu lassen, selbst wenn dies der aufregendste Tag ihres Lebens war. Sie, Flo Fowler, würde die große Liebe ihres Lebens heiraten, und ihr war noch ganz schwindlig vor Erstaunen. Sie hatte ihre Worte ernst gemeint. Sie hatte wirklich vorgehabt, ihre Beziehung zu beenden, auch wenn es ihr das Herz gebrochen hätte, denn sie hatte schon zu viel Elend gesehen, das aus solchen Situationen entstanden war. Zu viele Mädchen, die sitzen gelassen wurden, und alte Hasen, die sagten: »Ich habe dich gewarnt. Du kannst diesen Casanovas vom Bühneneingang nicht trauen.«
Gestern Abend hatte sie am Fenster gesessen und die Sterne betrachtet. Da war die Entscheidung gefallen. Danach hatte sie sich in den Schlaf geweint. Heute wäre
der letzte Tag ihrer Liebesgeschichte gewesen. Adrian war ein Jahr älter als sie, dachte sie zärtlich, wirkte aber viel unreifer. Behütet, könnte man sagen, wenn nicht gar verwöhnt. Daher war es notwendig gewesen, dass sie offen ihre Meinung sagte, die Situation klar darlegte.
Denn sie liebte ihn und würde ihm eine gute Frau sein, konnte es sich aber nicht leisten, die Dinge schleifen zu lassen. Sie konnte jeden Moment schwanger werden und ihn verlieren. Beide waren zu jung für ein uneheliches Kind. Doch dann, welch eine Überraschung, war alles anders gekommen! Sie konnte nicht fassen, dass er sie so sehr liebte und ihm der Gedanke, sie zu verlieren, solche Angst machte. Sie würden heiraten! Wie wunderbar, dass es im Geheimen stattfinden sollte. Sie fürchtete sich nämlich vor seiner Familie. Sie hatte von Adrian tagein, tagaus so viel über sie und das ganze High-Society-Getue gehört, was sie nicht nur uninteressant, sondern geradezu Furcht erregend fand. Er sagte, ihr Hauptwohnsitz befinde sich auf einer Schaffarm. Nicht im Haus in Rose Bay, dessen Garten größer und hübscher war als der Park dort draußen. Doch das größte Wunder von allen war, dass ein echter Gentleman wie Adrian sich in ein Nichts wie sie verliebt haben sollte. Daher verdiente er, dass sie gut und loyal war und alles in ihrer Macht Stehende tat, damit er für immer glücklich mit ihr wurde.
»Meine liebe Miss Pinnock«, sagte der Bischof, »es ist mir eine Ehre, dass Sie mich bei Ihrer Trauung wünschen, aber es gibt gewisse Regeln, die wir einhalten müssen. Ich will es Ihnen erklären. Zuerst müssen Sie in Ihre eigene Gemeinde St. John in Parramatta gehen…«
»Aber wir wohnen doch in Sydney.« »Sicher, aber wie Ihre Mutter mir sagte, ist das Haus in Rose Bay nur ein Feriendomizil, während sich der Familiensitz in Parramatta befindet. Also begeben Sie sich bitte nach St. John, und besprechen Sie dort Ihre Pläne mit Reverend Nicholson.« »Wir würden gern in Sydney heiraten, Sir. In St. Andrew.« »Ja, aber eins nach dem anderen. Reverend Nicholson in Parramatta wird Ihr Ersuchen prüfen, mit für Sie enttäuschendem Ergebnis, wie ich befürchte, und es liegt an ihm, ob er Sie an die Gemeinde St. Andrew in Sydney verweist. Wenn das entschieden ist, wird einer dieser Herren mir Ihr Ersuchen unterbreiten. Verstehen Sie? Und mir anbieten, beim Gottesdienst zu assistieren. Das ist das übliche Verfahren. Aber ich würde mir keine Sorgen machen, meine Liebe. Überlassen Sie es Ihrer Mutter; die werte Dame wird es in kürzester Zeit erledigen. Und wann soll der große Tag sein?« »Ich weiß es nicht genau. Major Ferrington hat mich gebeten, ein Datum festzusetzen, was ich auch getan habe. Für den kommenden Monat. Allerdings habe ich von ihm noch keine Antwort erhalten.« Der Bischof lachte betont herzlich. Herablassend, wie sie fand. »Du meine Güte, die jungen Damen von heute haben es immer so eilig. Ich sehe wenig Sinn darin, Reverend Nicholson aufzusuchen, solange Sie noch kein endgültiges Datum wissen. Sie sollten die
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