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Im Fischernetz (German Edition)

Im Fischernetz (German Edition)

Titel: Im Fischernetz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tina Alba
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vor der Feuerstelle. In der Mitte des Raumes stand ein niedriges Tischchen, das aussah, als sei es aus Strandgut selbst zusammengewerkelt – das Holz war fahlweiß, beinahe silbrig, wie Holz aussah, wenn es lange im Salzwasser gelegen hatte. Darauf lag die Schale einer großen Muschel, gefüllt mit Früchten aus dem Garten. Daneben lagen weitere kleinere Muschelschalen und ein kleiner Tonbecher mit langen, spitzen Gebilden darin, die aussahen wie Essdorne aus Horn.
Alvar betrachtete die Muschelschalen. Schließlich nahm er vorsichtig eine in die Hand. Sie fühlten sich weniger zerbrechlich an, als sie aussahen - schneeweiß, mit zierlichen Rippen auf der Oberseite, fast kreisrund. Auf die seltsamen Dornen konnte er sich keinen Reim machen.
»Was das sein ?«
Sayain lächelte. »Es heißt 'Was ist das'. Es sind Seeigelstacheln. Ich benutze sie als Gabel. Das Meer gibt, und ich nehme, was es mir schenkt. Dinge aus dem Meer machen mir das Leben leicht. Es werden oft brauchbare Dinge angeschwemmt .« Er deutete auf eine Gruppe seepockenüberwachsener Flaschen aus grünem Glas, die er als Kerzenhalter benutzte, und eine in einem brüchig aussehenden Netz hängende dunkelblaue Glaskugel, die im Licht der aufgehenden Sonne einfach nur hübsch aussah.
»Ich habe noch nie gesehen solche Muscheln«, murmelte Alvar. Sayain lächelte. »Sie kommen nicht überall vor, aber hier werden sie ab und zu angeschwemmt. Sie sind meine Teller .«
»Dein Platz«, sagte Alvar und umschrieb den gemütlichen Raum mit einer ausladenden Geste. »Schön .«
Sayain lächelte, nickte und ließ sich auf die Bettstatt fallen. »Mein Zuhause, mein Versteck. Verstehst du, dass ich das nicht aufgeben möchte? Ich habe all das hier in den Ruinen selbst zusammengesucht. Alles, was noch einigermaßen brauchbar war, habe ich hier gesammelt. Die Sachen in der anderen Kammer kommen tatsächlich aus dem Dorf. Ich tausche ab und zu den Fisch ein, den ich fange. Meist gegen Stoff oder ein Fell. Oder Mehl und Käse.«
Alvar nickte. Er setzte sich neben dem kleinen Tischchen auf den Boden und betrachtete einen der Seeigelstacheln. Das Ding erinnerte ihn an Schmuckstücke, die er in Ombia gesehen hatte. Gab es hier Seeigel mit solchen Stacheln?
Sayain kramte aus einer Truhe ein in ein Tuch eingeschlagenes Bündel und legte es auf den Tisch. Darin befand sich Brot, ein halber Laib Käse und ein Stück geräucherte Wurst. Alvar spürte, dass ihm bei diesem Anblick das Wasser im Mund zusammenlief. Die Früchte vom Vortag hatten gereicht, den ärgsten Hunger zu stillen, aber jetzt merkte er, dass er noch immer einen Bärenhunger hatte. Sayain legte zwei wunderschöne, silbern glänzende Messer auf den Tisch und füllte aus dem Krug Wasser in zwei Tonbecher. »Frühstück?«
Alvar lächelte. »Sehr gut.«
Sie machten sich gemeinsam über Brot, Käse und Wurst her und hörten erst auf zu essen, als alles verschwunden war. Alvar ertappte sich immer wieder dabei, wie er Sayain beobachtete, die geschmeidigen Bewegungen, das Spiel der Muskeln unter der schimmernden Haut. Immer wieder kam die Erinnerung daran hoch, wie sich diese Hand angefühlt hatte, diese schlanken Finger, diese seidige Haut. Alvar spürte, dass sein Herz schneller schlug. Sayain war schön. Wunderschön. Viel zu schön. Er biss sich auf die Lippen.
Alvar, du hirnloser Idiot... verliebst du dich etwa gerade? Nicht gut. Lass das. Eine Nacht noch, und dann verschwindest du von hier und siehst ihn nie wieder.
Sayain war aufgestanden und hatte in einer Truhe herumgekramt, jetzt tauschte er den improvisierten Rock gegen eng anliegende Hosen und eine weitgeschnittene Tunika, die er in der Taille mit einem gewebten Band zusammenhielt. Alvar beobachtete, wie er sich umzog, für einen Moment konnte er noch einmal einen Blick auf den schönen Körper erhaschen, bevor er wieder unter Stoff verschwand.
Was bei allen Göttern tust du hier, Alvar? Schalt er sich selbst. Seine hungrigen Blicke mussten Sayain doch auffallen! Verliebt? Pah. Hungrig, das war alles. In Galdurs Klauen hatte er keine Zeit gehabt, an sein eigenes Vergnügen auch nur zu denken, und nun das. Er nahm seinen Becher und leerte ihn in einem Zug.
»Woran denkst du ?« , fragte Sayain .
»Weiß nicht .« Alvar kaute auf seiner Unterlippe. »Ich denken, Galdur vielleicht wiederkommen. Mich wiederhaben wollen. Ich sein Besitz. Sollte wirklich gehen. Wenn er mich hier finden, wir beide in Gefahr .«
Sayain lächelte. »Sie sind geflohen vor meinen

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