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Im fünften Himmel

Im fünften Himmel

Titel: Im fünften Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan McCafferty
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sitzender Ohrwurm, dass er sich nicht abschütteln ließ, egal, wie viele Stunden sie unter ihren Kopfhörern zubrachte, nicht mal durch die Sex Pistols … Später tauften frühreife Grundschul-Ironiker sie »Sunny Delight«, nach dem erfrischend fruchtigen, heftig geschmacksverstärkten Getränk, das wie Orangennektar riecht, der aus einem Drittel Fruchtsaftkonzentrat und zwei Dritteln Ammoniak hergestellt ist – eine aromatische Erkenntnis, die ihr zum ersten Mal klarmachte, dass der Spitzname unabsichtlich genau ihrem Charakter entsprach …
    Sunny Dae fände Jessicas Lage zum Totlachen. Jessica kann geradezu vor sich sehen, wie Sunny Arme, Beine und Kopf einziehen und sich wie eine Samenkapsel zusammenballen würde, wie immer, wenn das Leben unerträglich komisch wird, ehe sie sich – BAMM! – wie eine Blüte im Zeitraffer entfaltet, wenn sie ihr Lachen nicht mehr unterdrücken kann.
    Â»Wer sonst?«, hört Jessica Sunny fragen. »Wer sonst als Jessica Darling könnte in einer Schlange alternder Barry-Manilow-Fans feststecken?«
    Jessica zeigt den zwanzig Mitgliedern des IBMFC, durch die unverhoffte Entdeckung einer der ihren kollektiv aufgemuntert, ein angestrengtes Grinsen. Dann drückt sie auf Rufannahme.
    Â»Hey, Hope«, sagt sie und hat keine Ahnung, was sie ihrer besten Freundin als Nächstes erzählen wird.
ELF
    Marcus braucht einen Plan. Er kann Jessica Darling nicht ewig aus der Deckung dieser Münztelefone hinterherspionieren. Irgendwann wird sie die Spitze der Warteschlange erreichen, am Schalter stehen und dann das Service-Center verlassen. Und für diesen Zeitpunkt braucht er eine Strategie.
    Einen Teil des Plans hat er schon ausgeheckt. Er wird ihr folgen, wohin sie auch geht, und sie in ein zweites Gespräch zu verwickeln versuchen. Der Rest muss noch ausgearbeitet werden. Nach seiner Sicht der Dinge hat er zwei Möglichkeiten: 1.) lügen oder 2.) die Wahrheit sagen.
    Er könnte einen weiteren Unfall inszenieren. Hey! Du schon wieder! Du hattest auch Heißhunger auf einen von Nathan’s Famous Brezel-Hot-Dogs? Verrückt. Dein nächster Flug geht in sechs Stunden? Meiner geht gleich danach … Verrückt …
    Marcus senkt beschämt den Kopf und verbirgt das Gesicht im Kunstfarn auf den Telefonboxen. Staub weht von den Seidenblättern auf, kitzelt ihn in der Nase und löst eine heftige Niesattacke aus. »HA-TSCHUU-AH!«
    Marcus hat sich gerade vom ersten Krampf erholt, als ihn der zweite erwischt. »HA-TSCHUU-AH!«
    Und noch einer. »HA-TSCHUU-AH!«
    Von allen Seiten wünschen ihm Wildfremde Gesundheit, während er den Kopf in den Nacken legt, die Augen zu, den Mund weit offen, mit der Hand wedelnd, na, komm schon , und auf die nächste nasale Entladung wartet.
    Â»HA-TSCHUU-AH! HA-TSCHUU-AH!«
    Er zögert, ehe er die Augen öffnet, die inzwischen vom Histamin zu tränen beginnen. Doch immer noch kitzelt seine Nase, einer kommt noch , denkt er, und da kommt er auch schon.
    Â»HA-TSCHUU-AH!«
    Weitere Gesundheitswünsche ereilen ihn, doch die helfen nicht. Während dieses ungehemmten Anfalls hat er alle Sorgen vergessen, doch jetzt, da er vorbei ist, sind sie zurückgekehrt. Er hält zwar nichts von dem Gerede, dass Niesen physisch dem Orgasmus gleicht, doch hat es vorübergehend alle seine Gedanken ausgelöscht, was ihn kurz überlegen lässt, ob er der Wirklichkeit entfliehen soll, indem er Staubkörner schnieft wie ein Süchtiger Opiate.
    Als seine geistigen Fähigkeiten wiederhergestellt sind, wägt Marcus seine Optionen ab. Ein absichtlich herbeigeführter Zusammenprall? Niemals! Wie hat er eine so absurde Täuschung überhaupt eine Sekunde in Betracht ziehen können? Und das nicht nur, weil er schon immer jede Verlogenheit abgelehnt hat. Nein, Jessica würde diese Loser-Lüge sofort durchschauen und jeden Respekt verlieren, den sie womöglich für ihn empfand. Und als er sie noch einmal durch die zerfledderten künstlichen Farnblätter anschaut – sie telefoniert jetzt mit dem Handy –, kann er dafür nur vollstes Verständnis aufbringen. Aber die Wahrheit würde auch nicht viel besser ankommen, oder? Hey, Jessica. Ich habe keinerlei Grund, mich noch immer auf diesem Flughafen aufzuhalten, und ich verfolge dich jetzt seit einer Stunde … zu viel, zu schnell, zu unheimlich

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