Im fünften Himmel
Bildhauer? Der neue Typ â ist der in Ordnung? Magst du ihn?«
»Ich kenne ihn ehrlich gesagt nicht allzu gut. Aber er ruft an, wenn er gesagt hat, er würde anrufen, er kommt, wenn er kommen wollte. Er zahlt seine Miete selbst und ist noch nicht in irgendwelchen kompromittierenden Stellungen auf MySpace ertappt worden. Also denke ich mal, nach den heutigen entspannten partnerschaftlichen Standards ist er ein ganz anständiger Typ. Er macht Hope glücklich, und darauf kommt es ja letztlich an.«
»Du und Hope, ihr seid aber immer noch eng befreundet, auch ohne Stockbetten, oder?«
»Oh ja. Sehr eng, auch wenn ich in meinem Job ziemlich viel reisen muss und wir uns deshalb nicht mehr so oft sehen, wie ich mir wünsche. Ich hatte mich echt drauf gefreut, sie in St. John zu treffen. Sie ist nämlich schon da. Ich bin irgendwie neidisch.«
»Dass sie schon vor dir hingeflogen ist?«
»Genau ⦠Wynn! So hieà er! Wynn! Gott sei Dank. Jetzt geht es mir schon viel besser.«
»Das freut mich.«
»Die ganze Welt kann wieder Luft holen.«
»Was für eine Erleichterung.«
»Ja, endlich kann mein Leben weitergehen.«
FÃNF
(Nichts bedeutet Etwas)
»Oh Mann. Vergiss Byron. Ich bin das Arschloch.«
»Wieso gibst du mir einen Dollar, Marcus?«
»Vorauskasse für meine Entschuldigung.«
»Welche Entschuldigung?«
»Diese: Es tut mir leid, dass ich dich noch nicht mal gefragt habe, was du eigentlich machst.«
»Oh.«
»Was âºOhâ¹?«
»Nichts. Du musst mich nicht nach meinem Beruf fragen, bloà weil du â¦Â«
»â¦Â nett sein willst?«
»Genau. Nett .«
»Ich frage nach deinem Job, weil ich neugierig bin, was du die letzten drei Jahre getrieben hast.«
»Du hast wirklich keine Ahnung?«
»Nein, habe ich nicht. Sollte ich? Bist du berüchtigt?«
[Husten.] »Nein!« [Husten.]
»Was?«
»Nichts. Lass uns über meinen Job reden.«
»Willst du mich nicht zuerst raten lassen?«
»Möchtest du denn?«
»Im Interesse des Fairplay, klar.«
»Okay. Dann rate mal.«
»Lass mich nachdenken. Du reist viel. Und ⦠mal sehen ⦠tja ⦠mehr Hinweise hast du mir eigentlich nicht gegeben.«
»Vertrau deinem Bauchgefühl.«
»Meinem Bauchgefühl. Okay. Mein Bauch sagt mir, dass du irgendwas mit Psychologie und Schreiben machst. Vielleicht irgendeine Art Feldforschung? Mit Reisen ⦠hmmm ⦠du untersuchst ⦠ich weià nicht ⦠demographische Unterschiede im Erzählen?«
[Pause.]
»Bin ich nah dran?«
[Langer Seufzer.] »Marcus.«
»Was?«
»Nichts.«
»Im Ernst, Jessica. Was? «
»Ach komm, das weiÃt du genau.«
»Nein, ganz ehrlich nicht.«
»Wenn ich jetzt was sage, was mich wie ein Arschloch klingen lässt, kann ich es auf Byron schieben, oder?«
»Klar.«
»Als du meinen Beruf geraten hast ⦠Nein, das muss ich dir nicht sagen. Es ist nichts.«
»Ich schwöre dir, ich habe noch nie gehört, dass eine so oft Nichts gesagt hat, wenn sie offensichtlich Etwas meint.«
[Pause.]
»Hast du mich gegoogelt?«
[Pause.]
»Nein. Ich habe dich nicht gegoogelt.«
»Nicht ein einziges Mal?«
»Nein.«
[Pause.]
»Ich werde dir glauben.«
»Das solltest du auch. Weil ich die Wahrheit sage.«
[Pause.]
»Hast du mich gegoogelt?«
[Seufzer.] »Ich muss gestehen, das habe ich, allerdings nicht in letzter Zeit. Ich habe es aufgegeben, weil es immer so ⦠enttäuschend war. Du bist irgendwie einer der letzten nicht googelbaren Menschen auf dem Planeten. Oder warst es jedenfalls bei meinem letzten Versuch. Aber um zu deinem Tipp zurückzukommen: Du könntest als Gedankenleser reich werden.«
»Ich habe deine Gedanken nicht gelesen.«
»Das weià ich auch! Aber du hast das gemacht, was jedes falsche Medium macht. Du hast das bisschen genutzt, was du aus unserem Gespräch über mich erfahren hast, und auf dieser Basis intelligente Vermutungen angestellt. Dann hast du meine Körpersprache in Reaktion auf diese Vermutungen genau beobachtet und weitere Vermutungen angestellt. Der gleich Quatsch wie bei Professor Marvel im Wizard of Oz .«
»Du glaubst also nicht an Wahrsagerei. Du glaubst nicht, dass jemand zukünftige Ereignisse korrekt vorhersagen
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