Im fünften Himmel
kann.«
»Keine seriöse wissenschaftliche Studie hat die Existenz eines sechsten Sinns je bestätigen können.«
»Hmmm.«
»Hmmm was?«
»Dann war mein Tipp wohl ziemlich nah dran, was?«
»Ich bin Mitgründerin und Entwicklungsleiterin des Do Better -Erzählprojekts an Highschools, eines gemeinnützigen Mentorenprogramms für kreatives Schreiben.«
»Jessica!«
»Was?«
»Das ist unglaublich!«
»Was? Mein Job oder dein Tipp?«
»Ich meinte deinen Job. Allerdings war mein Tipp auch nicht schlecht, was? Kein Wunder, dass du geglaubt hast, ich hätte dich gegoogelt.«
»Eins ist dir allerdings entgangen: dass ich mit benachteiligten Jugendlichen arbeite und nicht Hope.«
»Ãrgert dich das?«
»Was?«
»Dass ich angenommen habe, Hope würde mit benachteiligten Jugendlichen arbeiten und nicht du.«
»Wieso fragst du das?«
»Die Falte auf deiner Stirn. Deine Tonlage.«
»Tonlage? Das sind meine Tage, okay?«
»Okay.«
»Und glaubst du etwa, es gibt nicht genug benachteiligte Jugendliche für uns beide? Ich kann dir sagen, es gibt jede Menge davon.«
»Sag es mir. Erzähl mir mehr, ich bin nämlich jetzt schon sehr beeindruckt.«
»Ach, das musst du gar nicht. Das Ganze würde es ohne Cinthias Startkapital gar nicht geben.«
»Jetzt sei doch nicht so bescheiden, Jessica. Das ist auch bloà eine versteckte Form der Entschuldigung. Wenn du so weitermachst, muss ich dir einen Dollar abnehmen.«
»Aber es stimmt doch! Ohne Cinthias Geld hätte die Idee nicht mal lange genug überlebt, um als grandios gescheitert in die Geschichte einzugehen.«
»Hat Cinthia das Konzept des Programms ausgearbeitet?«
»Ãh, nein. Das war ich.«
»Und die Strategie? Die Organisation? Die Umsetzung? Die Realisierung?«
»Nein, nein, nein und nein. Das war alles ich. Mit einem Team natürlich.«
»Und wer hat das Team zusammengestellt?«
»Okay, ich habe verstanden. Ich bin ein Genie ! Dabei weiÃt du noch nicht mal, was ich eigentlich genau mache .«
»Stimmt. Erzähl es mir.«
»Im Grunde besuche ich Highschools überall im Land, die sich für ein Erzählprojekt-Stipendium beworben oder es bekommen haben. Priorität haben dabei die Schulen, die wegen Haushaltskürzungen kein Geld mehr für kreative Programme haben.«
»Und da gibt es leider reichlich Auswahl, nehme ich an.«
»Hunderte. Und wir sind noch ziemlich klein; bisher gibt es gerade ein halbes Dutzend Mentoren. Wir arbeiten mehrmals in der Woche mit den Schülern und Schülerinnen, ungefähr zehn Wochen lang â eine Zensurenperiode. Alle zusammen können wir gerade mal zwanzig Schulen im Jahr abdecken.«
»Trotzdem, Jessica, ihr tut etwas, und das ist besser als nichts.«
»Es sei denn, Nichts bedeutet Etwas, stimmtâs?«
»Ha! Natürlich.«
[Pause.]
»Da du so gut im Raten bist, rate doch mal, welche von allen Highschools im ganzen Land die erste war, die vom Do Better -Erzählprojekt profitiert hat.«
»Pineville High?«
»Das war natürlich kein Zufall.«
»Jessica, es gibt keine Zufälle.«
»Moment. Was? Hast du gerade gesagt, es gibt keine Zufälle? Wie kannst du so was wirklich glauben, Marcus?«
»Als Fan von Seltsam-aber-wahr-Geschichten, Jessica, würde ich meinen, dass auch du an kausale Zusammenhänge in unserer Wirklichkeit glaubst.«
»Erspar mir diese pseudobuddhistischen Weisheiten, Marcus.«
»Welche Weisheiten?«
»âºEs gibt keine Zufälle. Wir alle sind das Leben, und alles Leben ist grenzenlos. Einer ist alle, alle sind einer. I am he as you are he as you are me and we are the walrus, goo goo gâjoob.â¹Â«
»Ehrlich gesagt bezog ich mich auf Jungs Idee des kollektiven Unbewussten.«
»Donnerwetter.«
»Wie jetzt?«
»Sieh mal an, wer jetzt den Intellektuellen raushängen lässt.«
»Du machst dich über mich lustig, oder?«
»Nur ein bisschen.«
»Das habe ich nun davon, dass ich mich auf dein Niveau aufschwinge.«
»Vielleicht solltest du lieber bei Anspielungen auf Rocky IV bleiben.«
»Ich denke mal ernsthaft drüber nach. Aber da du ja seltsame Geschichten so magst, kennst du bestimmt diese hier: Carl Jung hat eine Patientin, die von einem seltenen goldenen Skarabäus träumt, und
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