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Im fünften Himmel

Im fünften Himmel

Titel: Im fünften Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan McCafferty
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Mädchen dabei. Kein Wunder, dass du dich nicht auf unser Gespräch konzentrieren kannst. Alter, du verbrauchst mehr Frauen als sonst irgendwer, den ich kenne. Und darum musst du jetzt mal ein Mann sein und –«
    Marcus drückt die »Auflegen«-Taste, ehe sein bester Freund ein weiteres Wort sagen kann. Bevor Natty sich einmal richtig haltlos verliebt hat, wird er nie verstehen, warum Marcus Jessica Darling so unerschütterlich verehrt. Auch zehn Jahre nachdem er ihr verfallen ist, versteht er es selbst noch nicht richtig. Es ist eine alchemistische Anziehungskraft, die über alle Räson, Rationalität und – in den drei Jahren nach ihrer Trennung – Realität hinausgeht.
    Â»Der Hugh-Hefner-Look ist also nicht so dein Fall, hm?« Der Verkäufer lässt einen Moment seine Daumen ruhen. Seine Stimme hängt weit hinten in der Kehle fest, wie ein Schleimklumpen, der ausgehustet gehört. Zum ersten Mal, seit Marcus den Laden betreten hat, ringt er sich ein Lächeln ab und zeigt dabei einen Mund voller Zähne, die alle genau die gleiche Größe und Form haben. Er erinnert Marcus an einen bösartigen Tümmler, der Übles im Schilde führt.
    Marcus schüttelt den Kopf.
    Â»Ich könnte ja fragen, was mit deinen Sachen passiert ist«, fährt der Verkäufer tonlos fort. »Aber in Wahrheit interessiert es mich gar nicht.« Er schaut sich kaum um, ehe er mit dem Ellbogen nach hinten zeigt. »Na los.«
    Â»Sicher?«
    Als der Verkäufer zustimmend nickt, huscht Marcus hinter eine Pyramide aus HERE-Reisekaffeebechern. Rasch lässt er den Bademantel von den Schultern gleiten und zieht sich das T-Shirt über den Kopf. Es ist steif und kratzig und hat diesen »Made in China«-Plastikgeruch, der besonders verstörend ist, wenn der fragliche Gegenstand gar nicht aus Plastik ist. Das Hemd ist lang genug, seinen Oberkörper zu bedecken, doch an Hals, Brust und Bauch ist so viel Stoff übrig, dass es für Marcus und einen siamesischen Zwilling ideal wäre. Vielleicht hätte er doch besser beim Bademantel bleiben sollen. Aber da er ihn nun ausgezogen hat, kann er ihn nur vom Boden aufheben, zusammen mit dem Frauen-T-Shirt Größe S, das runtergefallen ist.
    Er tritt hinter der Becherpyramide hervor, um dem Verkäufer das T-Shirt vorzuführen, doch der widmet sich schon wieder seiner SMS. Marcus faltet das kleinere T-Shirt ordentlich über einen Arm und den Bademantel über den anderen. In den nächsten Minuten schlendert er durch den Laden und sucht ein paar Dinge aus, die sein bereits belastetes Kreditkartenkonto nicht übers Limit treiben werden, wie er hofft:
    â€¢Â Â Boxershorts (1) Frauengröße S mit den Worten jersey girl auf den Hintern gestickt
    â€¢Â Â Boxershorts (1) Männergröße L mit den Worten jersey guy auf den Schritt gestickt
    â€¢Â Â ein (1) Schnapsglas mit dem Aufdruck I ♥ NJ
    â€¢Â Â ein Doppelpack (zwei Stück) Hostess Schoko-Muffins
    â€¢Â Â ein (1) Zahnpflege-Reiseset mit einer Klapp-Zahnbürste, einer Minitube Zahnpasta und Zahnseide
    â€¢Â Â ein Kartenspiel
    Â»Haben Sie auch Kerzen?«, fragt Marcus auf dem Weg zur Kasse.
    Der Verkäufer schnaubt. »Nee. Und auch keine Streichhölzer oder Feuerzeuge. Sollen gefährlich sein.« Er grinst unfreundlich. Marcus kann sich nicht vorstellen, wieso irgendjemand sich die Zähne so zurechtschleifen lassen sollte, dass sie nach bösartigem Meeressäuger aussehen; aber genauso wenig kann er sich vorstellen, welches Erbgut für eine solche die Evolution umkehrende Zahnfehlstellung verantwortlich sein könnte.
    Der Verkäufer tippt seinen Einkauf ein, auch das T-Shirt, das Marcus schon anhat. Marcus reicht ihm seine Kreditkarte, die sein Flugticket bestimmt schon bis auf eine Dezimalstelle ausgereizt hat. Aber sie wird akzeptiert, und Marcus seufzt erleichtert, als er den Beleg unterschreibt. Der Verkäufer verstaut den Einkauf in eine SHOP-HERE-Plastiktüte, und da ihre geschäftliche Transaktion so gut wie abgeschlossen ist, muss Marcus noch eine Frage stellen: »Wieso hast du mir vertraut?«
    Der Verkäufer schnaubt wieder. »Habe ich nicht.«
    Â»Nicht?«
    Â»Oh nein. Auf keinen Fall. Tu ich immer noch nicht.«
    Â»Wieso nicht?«
    Â»Ich erkenne einen Speedfreak, wenn ich einen sehe.«
    Â»Speedfreak? Wie bitte?«
    Â»Ach, versuch es

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