Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Funkloch

Im Funkloch

Titel: Im Funkloch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Falko Löffler
Vom Netzwerk:
mich zu nicken.
    Lucas greift in seine Taschen und holt ein paar Münzen raus. Es sind lächerliche 4,50 Euro. Er nimmt eine 2-Euro-Münze und hält sie mir hin. »Dein Anteil.«
    Abwehrend hebe ich die Hände. »Nee, lass mal.«
    »Hast du dir verdient.« Lucas schnippt die Münze in meine Richtung, sodass ich gar nicht anders kann, als sie aufzufangen. Bevor ich sie ihm zurückgeben kann, hat er sich schon umgedreht.
    »Bis morgen«, ruft er noch über die Schulter.

Von gestern
    Am nächsten Morgen waren sich alle einig: Den Vormittag musste man irgendwie überstehen, dafür würde der Nachmittag angenehmer werden. Denn auf dem Programm stand zunächst der Besuch eines Trachtenmuseums, dann ein Besuch im Freibad von Sontra.
    Heute funktionierte das Telefon wieder überhaupt nicht, man hörte nicht mal mehr das Besetztzeichen. Als wir uns nach müdem Frühstück schließlich vor dem Bus aufreihten und darauf warteten, dass der Fahrer sich von seinem Kaffee trennte und die Tür öffnete, kam Passlewski zu uns – in voller Wandermontur, aber diesmal ohne Dackel. Der Hund hätte sowieso nicht ins Schwimmbad gedurft und musste so lange im Gemeinschaftsraum bleiben. Passlewski erklärte uns gut gelaunt, dass wir den Tag mit einem Spaziergang nach Waldkappel beginnen würden. Allgemeines Stöhnen.
     
    Während wir den Waldweg entlangliefen, fiel mir auf, dass sich Noel am Ende hielt, ein ganzes Stück entferntvon den anderen. Er hatte den Kopf gesenkt. An den Blicken, die die meisten ihm zuwarfen, konnte man leicht ablesen, dass sich alles rumgesprochen hatte.
    Als wollte er ganz sichergehen, dass wirklich jeder von der Sache erfuhr, wartete Lucas auf Noel. Dann ging er rückwärts vor ihm her. Noel starrte weiter auf den Schotterweg.
    »Na, wie steht's denn so?«, fragte Lucas so laut, dass es alle hören könnten. Hier und dort erklang ein Kichern als Antwort.
    Noch immer zeigte Noel keine Regung, lief einfach weiter.
    Bevor Lucas seine Provokation weitertreiben konnte, war Frau Herzig bei ihm. »Nach vorne. Los, Bewegung.«
    Grinsend wandte sich Lucas von Noel ab. »Ja, Frau Spieß«, sagte er und marschierte im Stechschritt an die Spitze der Gruppe.
    Tina plauderte mit einigen Freundinnen, also schloss ich mich Noel an.
    »Alles klar mit dir?«, fragte ich.
    »Sicher.« Ich konnte seinen Tonfall nicht einordnen.
    »Weißt du, vielleicht . . .«
    »Schon gut«, unterbrach er mich. »Ist mir doch egal, ob die anderen davon wissen oder nicht. Außerdembin ich selbst schuld. Hätte mir denken können, dass die nur was vorspielt.« Er warf Annabelle, die weiter vorne mit ihren Freundinnen kicherte, einen Blick zu.
    »Ich glaube nicht, dass Lucas . . .«
    »Hör mal, es ist mir scheißegal, wirklich«, unterbrach er mich wieder. »Lucas interessiert mich nicht und die anderen auch nicht. Ich will diese Woche einfach nur rumbringen.«
    Ich nickte und beschleunigte meine Schritte, bis ich bei Kevin war. »Der ist noch komischer als du.«
    Kevin zuckte mit den Schultern. »Schwere Kindheit wahrscheinlich. Wie bei mir.«
    »Geht das nicht schneller?«, brüllte jemand von vorn. Ich machte mich lang, um zu sehen, wer es war.
    Janka. Sie war schon dreißig Meter vor uns und schien es besonders eilig zu haben. Und ich konnte auch erkennen, warum. Sie hielt ihr Handy schon in der rechten Hand.
     
    Der Waldweg um den Berg herum ging schließlich in die geteerte Straße über, die abwärts zum Dorf führte. Kein Wunder, dass wir keinen Handyempfang hatten – wenn nur die Dörfer Sendemasten hatten, waren wir wirklich auf der dunklen Seite des Mondes gelandet.
    Die Wolken verzogen sich und die Sonne heizte uns auf, während wir den Berg herunterkamen. Waldkappel lag friedlich in der Senke vor uns. Hoffentlich brachte uns der Bus abends wirklich zurück, und Passlewski kam nicht noch auf die tolle Idee, uns nach Hause laufen zu lassen. Beim Gedanken, später am Tag in schwüler Hitze wieder zurücklatschen zu müssen, graute mir schon. Aber Regen wäre auch nicht besser . . .
    Wir durchquerten das Dorf, wo an diesem Morgen nicht mehr los war als gestern bei unserer Ankunft. In der Nähe der trotz strahlender Sonne düster wirkenden Kirche gab es ein paar Geschäfte. Aber es waren kaum Leute auf der Straße unterwegs. Alles wirkte wie ausgestorben.
    Nur die Techniker waren wieder an dem Schaltkasten zugange. Janka stürmte zu ihnen und redete wild gestikulierend auf sie ein. Dann kam sie mit säuerlichem Gesichtsausdruck zurück.

Weitere Kostenlose Bücher