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Im Funkloch

Im Funkloch

Titel: Im Funkloch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Falko Löffler
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aufwärts war die Tankstelle.
    »Lass uns lieber zu dem Supermarkt gehen«, meinte Kevin. »Der scheint nicht so weit weg zu sein.«
    Wir waren nicht die Einzigen, die diese Idee hatten – genau genommen waren es fast alle, die die Hauptstraße abwärts in Richtung des Ladens gingen.
    »Vorhin haben sich Lucas und Passlewski gezofft«, sagte ich unterwegs leise zu Kevin.
    »Wird auch Zeit, dass Passlewski mal den Mund aufmacht.«
    »Klang eher so, als würde Lucas ihm drohen.«
    »Echt? Und Passlewski hat das mit sich machen lassen?«
    »Ich weiß nicht. Hab nicht alles verstanden. Klang jedenfalls komisch.«
    Kevin schaute über die Schulter zurück. Lucas und seine drei Kumpel liefen ein ganzes Stück hinter uns und verteilten untereinander Zigaretten.
    »Vielleicht haben wir ja Glück und Lucas wird nach Hause geschickt«, sagte Kevin.
    »Schön wär's. Aber das wird kaum passieren . . . Lucas hat nicht gerade verängstigt geklungen.«
    Der Supermarkt am Rand des Dorfes war nicht sonderlich groß, aber immerhin gab es hier alles. Und auf dem Dach standen auch die Handymasten, wie ich nebenbei feststellte – aber keine Technikertypen weit und breit.
    Niemand schien Lust zu haben, große Einkäufe durch die Gegend zu schleppen. So landeten vor allem Getränkeflaschen, Schokoriegel und Zeitschriften an den Kassen.
    Es war erst 12 Uhr, und wir hatten immer noch eine Stunde rumzubringen, bevor es zum Schwimmbad ging. Ich konnte es kaum erwarten, denn die Hitze wurde langsam unerträglich. Ein paar Leute blieben noch auf dem Parkplatz des Marktes, öffneten zischend ihre Getränke, andere gingen wieder zurück zur Kirche. Dazu gehörten auch Kevin und ich.
    Natürlich wollte ich wieder zurück, weil ich hoffte, noch etwas mit Tina reden zu können. Wir hatten heute bisher kaum ein Wort gewechselt. Das war nicht so einfach, wenn sie dauernd mit ihren Freundinnen abhing. Es musste ja nicht gleich jeder wissen, dass ich etwas von ihr wollte. Und die vielsagenden Blicke, die Janka mir gelegentlich zuwarf, zeigten mir schon, dass es langsam offensichtlich wurde.
    Das Quietschen von Reifen riss mich aus meinen Gedanken. Es war von weiter vorn gekommen, vom Kirchplatz. Ein rotes Auto schoss um die Biegung, wobei der Fahrer im niedrigen Gang blieb. Offenbar legte er es darauf an, seinen Motor durch das Dorf dröhnen zu lassen. In einem Affenzahn schoss der Wagen an uns vorbei. Es war zwar ein Kleinwagen, aber er sah nicht so aus, als wäre irgendein Teil daran serienmäßig – er war eindeutig tiefergelegt, hatte Alufelgen, getönte Scheiben, Heckspoiler. Und im Rückfenster konnte ich sogar gekreuzte, rot lackierte Metallstangen erkennen – wohl eine Art Überrollbügel. Aus den heruntergefahrenen Fenstern wummerte der Bass, die Anlage war voll aufgedreht.
    Zwei Typen saßen im Wagen. Ich schätzte sie auf achtzehn, jedenfalls nicht viel älter als wir. Sie trugen beide Sonnenbrillen und grinsten breit, während sie an uns vorbeirasten.
    »Toll«, meinte Kevin neben mir. »Jetzt haben wir auch noch Erstkontakt zu den Eingeborenen.«
    Ich schaute dem Wagen hinterher. Er fuhr mit quietschenden Reifen in eine Seitenstraße. Doch gleich darauf bog er schwungvoll wieder in die Hauptstraße und kam zurück – im Schneckentempo. Als er an uns vorbeifuhr, hing der Beifahrer grinsend halb aus dem Fenster und schaute zu der Gruppe von unseren Leuten.
    Die standen am Kirchplatz. Der rote Wagen fuhr langsam an ihnen vorbei.
    »Unfassbar«, sagte Kevin. »Die springen auch noch darauf an . . .«
    Er meinte eine Horde Mädchen, die den beiden im Auto zuwinkten und die Köpfe zusammensteckten. Janka rief ihnen sogar etwas zu.
    Ich war erleichtert, dass Tina nicht zu denen gehörte. Sie stand abseits bei einigen anderen Leuten, hielt die Arme verschränkt. Als sie mich und Kevin kommen sah, lief sie uns entgegen, und ich konnte nicht anders, als zu lächeln. »Hi«, begrüßte ich sie.
    »Hi. Na, tolle Typen, oder?«
    »Nicht mein Geschmack.« Ich fischte eine Colaflasche aus meinem Rucksack und hielt sie ihr hin. »War im Kühlregal«, sagte ich.
    »Danke.« Sie drehte den Verschluss auf und nahmeinen Schluck. »Noel geht's richtig dreckig«, meinte sie und deutete zum Kirchplatz.
    Erst jetzt fiel mir auf, dass Noel im Schatten des Brunnens saß. Er hatte die Knie angewinkelt, die Arme darauf gelegt, und seine Stirn lag auf den Unterarmen. Es sah aus, als würde er schlafen.
    »Vorhin hat er noch was mit seinem Notebook gemacht, aber

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