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Im Funkloch

Im Funkloch

Titel: Im Funkloch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Falko Löffler
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bei mir ausgeheult, dass das mit Tobias so ein Fehler war, dass sie froh ist, nicht gleich mit ihm geschlafen zu haben, aber weil sie es eigentlich hatte tun wollen, hat sie jetzt ein schlechtes Gewissen – jedenfalls will sie sofort mit ihrem Tom reden.«
    »Hast du schon mitbekommen, dass wir morgen fahren? Da kann sie doch unterwegs telefonieren.«
    »Sie will aber sofort. Und sie ist wirklich am Ende. Soll sie mit ihm quatschen . . . haben wir wenigstens nachts Ruhe.« Tina atmete langsam aus. »Sie will runter nach Waldkappel. Vielleicht geht das Handynetz wieder, ansonsten ist da unten auch eine Telefonzelle,hab ich vom Bus aus gesehen – kann natürlich sein, dass die auch nicht funktioniert. Aber dann hätten wir es wenigstens probiert.«
    Ich schaute aus dem Fenster. »Es ist schon dunkel.«
    »Deswegen brauche ich deine Hilfe.«
    »Als Blindenhund?«
    Sie lächelte süß. »Als Bodyguard.«

Abwärts
    Es war eigentlich eine Schnapsidee.
    Jemand hätte Janka den Kopf waschen und ihr erklären sollen, dass sie auch bis zum nächsten Morgen warten konnte, um sich bei ihrem Freund auszuheulen. Verdammt, sie konnte ihm am Nachmittag zurück in Frankfurt sogar alles direkt ins Gesicht sagen.
    Aber zum einen hatte ich so die Chance, mich noch einmal in Waldkappel umzusehen. Vielleicht waren Tobias und seine Freunde noch unterwegs. Hier oben im Wald würden wir vor der Abfahrt sicher nichts mehr rausfinden.
    Zum anderen . . . ein nächtlicher Spaziergang mit Tina . . . am letzten Abend der verkorksten Klassenfahrt . . .
    Dagegen hatte ich nichts einzuwenden.
    Also stimmte ich zu.
    Ich überlegte noch, ob ich Kevin einweihen sollte, aber der lag schon schnarchend im Bett – komplett angezogen –, und Noel und Olaf bemühten sich, mich zu ignorieren. War mir nur recht.
    Der Haupteingang wurde nachts von innen abgeschlossen. Es würde auffallen, wenn der Schlüssel weg wäre. Aber Tina hatte im Vorratsraum den Schlüssel für die Verandatür aufgetrieben. Den nahmen wir mit, dann konnten wir durch diese Tür später wieder rein.
    Wir vergewisserten uns, dass niemand auf dem Parkplatz war, und liefen möglichst leise über den Kies. Janka, die völlig verheult aussah, hielt ihr Handy dabei schon in der Hand.
    Hier im Wald war es inzwischen fast komplett dunkel. Der Vollmond und die Sterne versprachen etwas Licht, aber ich fürchtete, dass wir unter dem Blätterdach nicht viel davon haben würden.
    Die Vorhänge im Gemeinschaftsraum waren noch nicht zugezogen, und ich sah, wie jemand am Fenster entlangging. Ich zeigte in Richtung des Grillplatzes und Tina nickte. Leise gingen wir dorthin, hielten uns in der Nähe der Bäume und liefen bis zum hinteren Rand des Parkplatzes. Dort versteckten wir uns hinter dem Bus.
    Ich lugte um den Bus herum, ob jemand an einem der Fenster stand, als ein Aufblitzen meine Aufmerksamkeit erregte. Ich erstarrte. »Zurück!«, zischte ich leise und schob mich nach hinten.
    Ich hörte jemanden fluchen, das Licht blitzte noch einige Male auf und erlosch dann.
    Jemand trat hinter dem Gebäude vor und ging auf den Parkplatz.
    Passi.
    Er schaute noch einmal zum Landschulheim, orientierte sich dann zum Waldweg in Richtung Waldkappel und ging ihn eilig entlang, wobei er noch mehrere Male hektisch über die Schulter zurückblickte. In der rechten Hand hielt er eine Taschenlampe.
    »Wohin zum Teufel will der denn jetzt?«, fragte Tina leise.
    Ich schob sie ein Stück weiter zurück, damit er uns nicht sah. Erst nach einigen Sekunden, als Passlewski vom Wald verschluckt worden war, antwortete ich. »Keine Ahnung . . .«
    »Jedenfalls hat er eine Taschenlampe. Wir nicht.«
    »Was machen wir jetzt?«, fragte Janka. Panik schwang in ihrer Stimme mit. »Ich muss doch telefonieren . . .«
    »Mich würde mehr interessieren, was der vorhat«, meinte Tina und schaute mich auffordernd an.
    »Er geht in Richtung Waldkappel«, sagte ich. »Da wollen wir sowieso hin. Folgen wir ihm . . .«
    »Spinnst du?«, fragte Janka.
    »Was jetzt – willst du telefonieren oder nicht?«, fragte Tina zurück. »Wir halten Abstand. Es ist schon so düster, dass wir uns leicht vor ihm versteckenkönnen. Und wegen seiner Taschenlampe können wir ihn gut sehen.«
    Meine Neugier wuchs von Sekunde zu Sekunde. »Du kannst natürlich auch hierbleiben«, sagte ich zu Janka. »Aber wir schauen, was er vorhat.«
    Tina nickte.
    Janka drehte ihr Handy in der Handfläche hin und her. »Na gut«, sagte sie schließlich. »Muss ja nur

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