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Im Funkloch

Im Funkloch

Titel: Im Funkloch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Falko Löffler
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provokant. »Ich sag mal so . . . eine Rehfamilie hier im Wald hat jetzt ein Mitglied weniger.«
    Tina ließ sich aber nicht aus der Ruhe bringen. »Sieht nach einem ziemlich großen Reh aus, die Delle.«
    »Nee, war gar nicht groß. Ich war halt nicht gerade langsam.«
    »Hast du wenigstens den Förster gerufen?«
    »Krautmann? Wozu? Das Vieh ist in den Graben geschleudert worden. Ich hab nicht mal angehalten. Und zwischen den Dörfern hier hat man eh keinen Empfang.« Er holte sein Handy raus, schaute drauf. »Hier auch nicht . . .«
    »Ist doch egal«, sagte Janka lachend, warf die Haare nach hinten und schob sich näher an Tobias. »Solange wir hier sind, musst du doch sowieso mit niemandem telefonieren, hm?«
    Er steckte das Handy wieder ein. »Stimmt. Und Susanne kann mich mal. Die hat völlig durchgedreht. Nur weil wir etwas . . . gastfreundlich sein wollten.« Er grinste. »Ach, soll sie zum Teufel gehen. Ihr seid ja wohl noch ein paar Tage hier, oder? Auch wenn dieser Typ abgehauen ist?«
    Janka rückte ein Stück von ihm ab. »Du wirst ja wohl nicht das Interesse an uns verlieren, wenn wir wieder weg sind?«
    »Mal sehen. Kommt drauf an, ob sich's lohnt.« Er grinste schleimig.
    Tina hielt die Hand vor den Mund und deutete inmeine Richtung an, sich den Finger in den Hals zu stecken. »Was für ein Arschloch«, sagte sie, als sie wieder bei mir stand.
    »Was meinst du?«, fragte ich. »Lügt er?«
    »Du meinst wegen seines Autos?«
    Ich nickte.
    »Die Delle könnte von allem Möglichen kommen. Vielleicht war er nur beim Einparken zu dämlich.«
    »Sollen wir mit Passlewski reden?«
    »Klar doch. Der scheint mir jemand zu sein, der blühende Fantasie zu schätzen weiß . . . Kann's kaum erwarten, ihm unsere wirren Ideen zu erzählen.«
    »Also eher Frau Herzig?«
    »Damit es ihr noch schlechter geht?«
    Jankas Auseinandersetzung mit Tobias war inzwischen ziemlich entgleist. Sie brüllte und war kurz davor, ihm eine reinzuhauen. Dann dampfte sie beleidigt ab. Als sie an uns vorbeischoss, die Treppe hoch, brach sie in Tränen aus.
    Tina schüttelte den Kopf. »Ich muss dann wohl wieder die Psychologin geben . . .«

Geduld
    Nachdem die Polizisten unsere Wohnung verlassen haben, setzen meine Eltern und ich uns in der Küche hin, um zu frühstücken. Meine Mutter ist kaum zu beruhigen.
    Dass ich bis vor Kurzem viel mit Lucas zu tun hatte, ist ihr natürlich nicht entgangen, aber jetzt muss ich ihr versprechen, den Kontakt abzubrechen. Das tue ich nur zu gern. Und hoffe, dass Lucas mich lässt.
    Am Sonntag mache ich keinen Schritt vor die Tür. Und am Montag, dem ersten Schultag nach den Sommerferien, gehe ich mit einem mulmigen Gefühl in die Schule und erwarte jeden Augenblick, dass die beiden Polizisten wieder auftauchen, um mich abzuholen. Wir haben doch noch ein paar Fragen , werden sie sagen. Oder Da sind noch ein paar Ungereimtheiten . Und dann werden sie mir Handschellen anlegen und mich quer über den Schulhof abführen . . .
    Das passiert natürlich nicht.
    Aber als die vierte Unterrichtsstunde gerade angefangen hat, platzt Lucas rein. Er entschuldigt sich bei der Lehrerin wortreich für die Verspätung, ist völlig aufgekratzt.
    Später gibt er mit einer Version vom Einbruch an, die mit der Realität kaum was zu tun hat. Die Bullen hätten ihn mal wieder völlig grundlos festgesetzt und er hätte niemandem etwas getan! Wenigstens erzählt er nicht, dass ich mit ihm auf Tour war.
    Aber ich hab gewaltigen Schiss davor, dass er mich abgreift, um sich zu rächen. Erstaunlicherweise lässt er mich an diesem Tag links liegen – in den Pausen, im Unterricht.
    Hält er sich etwa an unsere Abmachung, obwohl ich es vermasselt habe?
    Wohl kaum . . .

Entlastungen
    Ein Motorengeräusch ließ mich aufblicken. »Da kommt noch einer«, sagte ich.
    Inzwischen war die Dämmerung hereingebrochen. Zwei Scheinwerferkegel erschienen auf dem Waldweg.
    Es war das Polizeiauto.
    Die gute Stimmung war schlagartig verloschen. Hastig wurden die Kofferräume mit den Bierkästen darin geschlossen. Einige Leute warfen ihre Bierbecher ins Gebüsch, während ich meinen noch unschlüssig in der Hand hielt.
    Ein paar der Einheimischen zögerten nicht lange, packten ihre Sachen und brausten davon, sobald der Polizeiwagen den Parkplatz erreicht hatte und der Weg frei war. Die meisten blieben aber da.
    »Jetzt bin ich mal gespannt«, sagte Tina zu mir. »Meinst du, die machen gleich mal eine Razzia, wo sie schon da sind?«
    Es waren die

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