Im Funkloch
beiden Polizisten, die schon vor ein paar Stunden hier gewesen waren. Sie gingen aufsHaus zu, taxierten die Party, die auf dem Parkplatz im Gange war.
Die junge Polizistin wandte sich an Tobias, der nach Jankas Abdampfen versuchte, einen auf cool zu machen. »Verschwinde«, befahl sie. »Sofort.«
»Sind wir hier zu Hause?«, gab er in aufmüpfigem Tonfall zurück.
»Nun geh schon.« Sie schaute zu seinen Freunden. »Und ihr auch.«
»Wenn du so rumkommandierst, klingst du wie unsere Mutter. Die Uniform steigt dir wirklich langsam zu Kopf. Und wir können ja wohl hierbleiben, so lange wir wollen!«
Die Polizistin konnte sich gerade noch beherrschen und ihr Kollege legte ihr die Hand auf die Schulter. Er trat vor. »Iris?«, fragte er und blickte suchend in die Runde.
Iris trat vor.
»Wir wollten dir dein Telefon zurückbringen«, sagte der Polizist und reichte ihr das Handy. »Die Spuren sind alle abgenommen. Es scheint auch noch zu funktionieren.«
»Danke«, sagte Iris und wollte es strahlend anschalten – aber dann fiel ihr ein, dass sie hier keinen Empfang hatte, und sie steckte es einfach ein.
In dem Moment trat Passlewski aus der Tür. »Was gibt es?«, fragte er mit flattriger Stimme.
Der Polizist schaute erst zu ihm, dann zu mir. »Auf dem Handy waren keine Fingerabdrücke von Samuel. Nur welche von Noel und von Ihnen, Herr Passlewski. Ein paar konnten wir nicht zuordnen, und die Kollegen haben von Lucas keine Fingerabdrücke . . .«
»Was heißt das jetzt?«, fragte der Lehrer.
»Nur, dass Samuel das Handy wahrscheinlich nicht in der Hand hatte.«
»Hm«, gab Passlewski zurück. Er klang nicht sehr begeistert von diesem Gedanken.
Die Polizistin warf mir ein T-Shirt zu. »Bitte gib das Noel zurück. Es war wirklich nur sein Blut drin.«
Damit war klar, dass auch Noel nichts mit Lucas' Verschwinden zu tun hatte. War alles doch nur ein Ulk von Lucas?
»Aber das Blut auf dem Handy . . .«, sagte die Polizistin. »Das Ergebnis des Gentests ist da – es ist Lucas' Blut.«
»Das heißt . . .«, begann Passlewski.
»Wir müssen davon ausgehen, dass Lucas etwas zugestoßen ist. Wie sein Handy hierhergekommen ist, lässt sich nicht klären. Wir werden morgen die ôffentlichkeitsfahndung ausrufen und beginnen, den Wald zu durchkämmen«, sagte sie.
»Ist das denn nötig?«, fragte Passlewski. »Vielleicht ist das etwas übereilt . . .«
»Das ist es nicht«, sagte der Polizist bestimmt. »Wenn wir Beweise finden wollen, müssen wir etwas unternehmen.«
»Verstehe . . .«, sagte Passlewski.
»Vielleicht ist es besser, wenn Sie mit Ihren Schülern morgen abreisen. Wir haben schon Kontakt zu den Kollegen in Frankfurt aufgenommen, die in Absprache mit uns bei Ihnen zu Hause ermitteln und Befragungen durchführen können. Im Moment zählt erst mal die Spurensicherung hier in der Gegend.«
Mir lief ein Schauer über den Rücken. Das klang nun nicht mehr, als würden sie damit rechnen, dass Lucas noch am Leben war.
Die Polizistin deutete mit dem Daumen hinter sich. »Werden Sie von denen belästigt? Soll ich Platzverweis erteilen?«
Passi nickte. »Wir haben nicht die Autorität, hier was zu bewegen . . . ich wäre Ihnen sehr verbunden.«
»Wie geht es Ihrer Kollegin?«
»Sie schläft. Schon fast den ganzen Tag. Deswegen muss ich mich hier um alles kümmern, und . . .« Er starrte ins Leere, seine Stimme verlor sich.
Die Tür des Landschulheims wurde aufgestoßen. Lucas' Mutter kam rausgestürmt. »Warum informiert mich denn niemand, dass die Polizei hier ist!«, fuhrsie Passlewski an, wartete aber keine Antwort ab. »Bitte . . . was ist mit Lucas?«, fragte sie die Polizisten flehentlich.
»Wir wollten Sie gerade aufsuchen, um Ihnen mitzuteilen, dass wir morgen die Fahndung ausweiten werden und der Wald durchkämmt wird«, erklärte der Polizist.
»Aber . . . es wird doch schon wieder dunkel. Sie müssen das doch heute noch tun!«
Die Polizistin sagte: »Das hätte keinen Sinn. Wir fangen gleich morgen früh damit an.«
Frau Reitz schluckte. »Ich weiß ja, dass ich nicht immer alles richtig gemacht habe. Aber glauben Sie mir, ich hab es auch mit Strenge versucht. Geholfen hat es nicht. Sein Vater – der ist an allem schuld.«
»Frau Reitz, es geht nicht darum, wer schuld ist. Es geht nur darum, dass Ihr Sohn gesund ist.«
»Vielleicht sind seine Klassenkameraden daran schuld . . .«, sagte sie leise.
Ich hätte sie am liebsten angebrüllt, dass ihr Sohn das größte Arschloch der Schule
Weitere Kostenlose Bücher