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Im galaktischen Reich

Im galaktischen Reich

Titel: Im galaktischen Reich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R. Dickson
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Diener.«
    Das Lächeln erlosch, und sie legten die nächsten paar Schritte schweigend zurück.
    »Haben Sie eine eigene Sprache?« flüsterte der Herrscher in Jims Ohr und starrte wieder zu Boden. »Eine eigene Kunst und Musik, eine eigene Geschichte und Religion?«
    »Ja, Oran.«
    »Dann sind Sie würdig, etwas Besseres zu sein als nur Diener.« Wieder einmal bedachte der Herrscher Jim mit einem kurzen, freundlichen Lächeln, bevor er seinen Blick wieder auf den Boden heftete. »Ich weiß, daß zumindest Sie verdienen, etwas Besseres zu sein. Sie müssen wissen, daß es mich nicht überrascht, wenn ich eines Tages Ihre Adoption zu billigen hätte und Sie damit technisch gesehen einer der unseren würden.«
    Jim sagte nichts. Als sie wieder einmal die Schrittrichtung änderten, warf ihm der Herrscher einen Seitenblick zu und fragte: »Würde Ihnen das gefallen, Jim?«
    »Das weiß ich jetzt noch nicht, Oran.«
    »Eine ehrliche Antwort …«, murmelte der Herrscher. »Eine ehrliche Antwort … Wissen Sie, Jim, daß in der Wahrscheinlichkeit alle Ereignisse früher oder später geschehen?«
    »In der Wahrscheinlichkeit?« fragte Jim. Aber der Herrscher schien ihn nicht gehört zu haben und sprach weiter.
    »Irgendwo muß es eine Wahrscheinlichkeit geben, in der Sie, Jim, der Herrscher waren und all die Menschen Ihrer Welt Hochgeborene. Und ich war ein Wolfling, der auf Ihren Hof gebracht wurde, um irgendein barbarisches Kunststück zu zeigen …«
    Der Druck auf Jims Schulter wurde härter. Als Jim den Kopf wandte, sah er, daß die Augen des Herrschers seltsam leer geworden waren. Obwohl er Jim weiterhin mit sich schob, schien er wie ein Blinder dahinzuschreiten und seinem Begleiter die Führung zu überlassen.
    »Haben Sie schon einmal von der Blauen Bestie gehört, Jim?« flüsterte der Herrscher.
    »Nein, Oran.«
    »Nein … Ich auch nicht. Obzwar ich alle Berichte über alle Legenden der Menschheit auf allen Welten durchforscht habe, so habe ich nirgendwo etwas über eine Blaue Bestie gelesen. Wenn es aber niemals eine Blaue Bestie gegeben hat, Jim, warum sehe ich sie dann?«
    Der Griff um Jims Schulter war jetzt wie ein Schraubstock. Die Stimme des Herrschers klang leise und sanft, als ob er laut träumen würde. Für all die Hochgeborenen, die die beiden Männer vom Rand des freien Raums aus beobachteten, mußte es so aussehen, als seien Jim und der Herrscher in einer normalen Unterhaltung begriffen.
    »Das weiß ich nicht, Oran«, antwortete Jim.
    »Ich auch nicht, Jim. Und das macht es so sonderbar. Dreimal habe ich es jetzt schon gesehen, und immer stand es in einem Eingang vor mir, als wolle es mir den Weg versperren. Sie müssen wissen, Jim – manchmal bin ich wie alle anderen Hochgeborenen auch. Aber es gibt Zeiten, wo mein Sinn sehr klar wird. Dann sehe und verstehe ich die Dinge viel besser als alle anderen. Deshalb weiß ich, daß Sie anders sind, Jim. Als ich Sie zum erstenmal nach dem Stierkampf aus nächster Nähe sah – da war es plötzlich so, als befänden Sie sich am anderen Ende eines Fernrohrs. Sie waren sehr klein, aber scharf umrissen. Und ich entdeckte viele sehr kleine, aber sehr scharfe Details an Ihnen, die keiner der anderen gesehen hat. Sie können ein Hochgeborener sein oder nicht, Jim. Ganz wie Sie wollen. Weil es nämlich bedeutungslos ist … Das habe ich in Ihnen gesehen. Es ist bedeutungslos.«
    Der Herrscher verstummte. Aber er fuhr fort, Jim mit sich zu schieben, blindlings an seiner Seite weiterzugehen.
    »So ist das mit mir …«, sagte er nach einer kleinen Pause. »Manchmal sehe ich die Dinge ganz klein und scharf. Dann erkenne ich, daß ich einen halben Schritt weiter bin als all die anderen Hochgeborenen. Das ist seltsam – diesen einen Schritt weiterzugehen, darum bemühen wir uns schon seit Generationen. Aber diesen Schritt zu gehen, dafür sind wir nicht geschaffen, Jim. Verstehen Sie, was ich meine?«
    »Ich glaube, Oran.«
    »… aber zu anderen Zeiten«, fuhr der Herrscher fort, und Jim wußte nicht, ob er seine Antwort zur Kenntnis genommen hatte oder nicht, »zu anderen Zeiten beginnen die Dinge nur, klein und scharf zu werden, und wenn ich näher hinzusehen versuche, verschwimmen sie vor meinen Augen und werden riesengroß. Und ich verliere innere Scharfsicht, die ich soeben noch hatte. Dann habe ich eine Zeitlang böse Träume – im Schlaf und im Wachen. Und in solchen Träumen habe ich die Blaue Bestie gesehen, bis jetzt dreimal …«
    Wieder erstarb die

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