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Im galaktischen Reich

Im galaktischen Reich

Titel: Im galaktischen Reich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R. Dickson
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bannen. Die Sonnenstrahlen und die grünen Wiesen verschwanden, ebenso die Pfeiler, die Decke, der Boden … Sogar den Jungen, der unbeirrt weiterlas, sah er nicht mehr. Er konzentrierte sich ausschließlich auf die dahinrasende Zeile. Die innere Anspannung, der Druck seiner Bemühung, die Buchstabenreihe zu lesen, legte sich wie ein Strick um seine Schläfen, enger und enger …
    Und dann schaffte er es, eine Sekunde lang. Für eine Sekunde schien es, als würde sich die schwarze Linie in lesbare Buchstaben zerteilen, und er erkannte, daß der Text von der Organisation der Starkianer handelte. Dann verschwammen die Buchstaben wieder vor seinen Augen, weil er die enorme Anspannung physisch nicht länger ertrug. Er schwankte ein wenig, und Pfeiler, Wiesen und Himmel drangen wieder auf ihn ein.
    Er merkte, daß der Junge auf dem Kissen zu lesen aufgehört hatte und ihn erstaunt anstarrte.
    »Wer sind Sie …«, begann er mit dünner Stimme, aber da berührte Jim Adoks Arm, und beide wurden in Jims Suite versetzt, bevor der hochgewachsene Junge seine Frage beendet hatte.
    Jim holte tief Atem und ließ sich auf einem Kissen nieder.
    Er bedeutete Adok, sich ebenfalls zu setzen, und der Starkianer gehorchte. Lächelnd blickte Jim ihn an.
    »Sie sagen gar nicht: ›Das habe ich Ihnen ja gesagt.‹«
    Adok schüttelte den Kopf, womit klar ausgedrückt wurde, daß es ihm nicht zukam, so etwas zu sagen.
    »Nun, jedenfalls hatten Sie recht«, stellte Jim nachdenklich fest. »Aber aus anderen Gründen, als Sie glauben. Ich konnte den Text deshalb nicht lesen, weil er nicht in meiner Muttersprache verfaßt ist. Wenn dies der Fall gewesen wäre, hätte ich die Zeilen lesen können.« Er wandte den Kopf und rief in den leeren Raum hinein: »Ro!«
    Die beiden Männer warteten schweigend, aber es kam keine Antwort. Ro erschien nicht. Das war nicht überraschend, denn Ro war eine Hochgeborene und hatte ihren eigenen Pflichten und Tätigkeiten nachzugehen, während Adok nichts anderes zu tun hatte, als für Jim dazusein.
    Jim versetzte sich in Ros Suite und fand die Räume leer. Er hinterließ eine Nachricht, daß Ro sich mit ihm in Verbindung setzen solle, sobald sie nach Hause käme. Etwa zweieinhalb Stunden später tauchte sie neben Jim und Adok im Hauptzimmer von Jims Suite auf.
    »Es wird eine große Party sein«, sagte sie ohne Einleitung. »Jedermann wird dabeisein. Sie werden den großen Versammlungssaal benutzen. Es muß sich schon herumgesprochen haben, daß diese festliche Veranstaltung von besonderer Art sein wird …« Sie unterbrach sich. »Oh, ich vergesse ja ganz … Sie wollten mich sprechen, Jim?«
    »Könnten Sie einen Lesebildschirm von einem der Studienzentren in Ihre Suite kommen lassen?«
    »Aber sicher! Wollen Sie einen Bildschirm benutzen, Jim? Warum wollen Sie ihn dann nicht hier in Ihrem eigenen Zimmer haben?«
    Jim schüttelte den Kopf.
    »Ich möchte nicht, daß es allgemein bekannt wird, wenn ich mit dem Bildschirm arbeite. Aber es wird wohl niemanden überraschen, wenn Sie einen Bildschirm in Ihrem Zimmer haben wollen.«
    »Nein, wohl nicht … Und ich kann Ihren Wunsch gern erfüllen. Aber wozu brauchen Sie den Bildschirm?«
    Jim erzählte ihr von seinem Versuch, genauso schnell zu lesen wie der junge Hochgeborene im Studienzentrum.
    »Und Sie glauben, daß Sie Ihre Lesefähigkeit durch Übung verbessern können?« fragte Ro stirnrunzelnd. »Sie sollten ihre Hoffnungen nicht zu hoch schrauben …«
    »Das tue ich nicht«, sagte Jim.
    Nach wenigen Stunden schwebte der Bildschirm in der Ecke eines der weniger benutzten Räume in Ros Suite, und von nun an verbrachte Jim seine meiste Freizeit in diesem Zimmer. Während der nächsten Woche machte er nur geringe Fortschritte, und so gab er es bald wieder auf und beschäftigte sich die wenigen Tage, die noch bis zu der Party verblieben, mit dem Studium der stummen Sprache im Untergrund. Zu seinem Bedauern merkte er bald, daß sich die Diener in ihrer Zeichensprache, die Jim mittlerweile fließend lesen konnte, hauptsächlich über alltäglichen Klatsch unterhielten. Aber auch Klatsch konnte wichtig sein, wenn man ihn richtig interpretierte.
    Etwa eine Stunde vor Beginn der Party kehrte Jim von einer dieser Expeditionen in den Untergrund zurück. Lorava erwartete ihn im Hauptraum seiner Suite.
    »Vhotan will Sie sprechen«, sagte er, als er Jim auftauchen sah. Und einen Augenblick später stand Jim an Loravas Seite in einem Raum, in dem er bisher noch nicht

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