Im Garten meiner Liebe - Fforde, K: Im Garten meiner Liebe - Wild Designs
es schon vorgekommen, aber es ist doch sehr unwahrscheinlich.«
»Ich hoffe nur noch, dass ich mich nicht blamiere. Veronica sagt, ein Garten wie meiner würde sich besser auf der Hampton Court Show machen, und sie meint es nicht als Kompliment. Ihrer Einschätzung nach ist Hampton eher etwas für Hobbygärtner – sie lassen sogar Kinder zu.«
»Ich finde, Ihr Garten ist prima, wenn man bedenkt, dass Sie keine richtige Ausbildung haben. Ganz zu schweigen davon, dass er beinah davongespült worden ist.«
Althea lächelte, dankbar und mit angemessener Demut, hoffte sie, und schlenderte weiter. Warum, warum nur hatte sie sich dazu hinreißen lassen, zu glauben, sie könnte hier irgendetwas anderes erreichen als sich lächerlich zu machen? Ebenso gut hätte sie versuchen können, mit ihren bescheidenen Kochkünsten eine Anstellung in der Küche des Dorchester zu bekommen. Was hatte »Gardens Grow« ihr da nur angetan?
Sie beeilte sich nicht, zu ihrer Parzelle zu kommen. Sie wusste, sie würde armselig wirken nach all den Wunderwerken, an denen sie vorbeigekommen war: rankenbewachsene Statuen, die sich aus lilienbedeckten Teichen erhoben, schattige Lauben, minimalistische japanische Steingärten, wo jeder noch so kleine Kiesel etwas auszusagen vermochte, dichte Bärte aus spanischem Moos, die ein Haus wie aus einer Filmkulisse zierten, Tara vor dem Feuer. Nein, ihr schlichter Hanggarten im Cotswolds-Stil würde im Vergleich einen erbärmlichen Eindruck machen.
Doch wenigstens gewährte es ihr ein paar kostbare Stunden allein, hier zu so unchristlicher Zeit anzukommen, unbehelligt von Veronicas nasaler Stimme, die auch dann noch missfallend klang, wenn sie sich freute. Und ohne Alistairs überhebliche Blicke, unter denen sie sich mit jeder Minute älter, dicker und provinzieller fühlte. Er sehnte sich wahrscheinlich zu den Zeiten zurück, da Leibeigene seine Ländereien bewirtschafteten. Seine Liebe zu Pflanzen hätte ihn eigentlich menschlich machen müssen, aber sie schien vielmehr einem Bedürfnis zu entspringen, sich alle Dinge untertan zu machen, ihnen seinen Willen aufzuzwingen, sogar der Natur. Das einzig Natürliche, was er in seinem Garten duldete, waren die gewaltigen Granitblöcke, die von seinem Landsitz herbeigeschafft worden waren. Doch der Garten war wunderschön – auch wenn alles darin vom ursprünglichen Plan der Natur abwich, entweder veredelt, vergoldet, übermäßig vergrößert oder verkleinert war, war der Effekt doch atemberaubend. Die Juroren mussten von so perfekten Blüten einfach beeindruckt sein.
Althea verabscheute Vandalismus, trotzdem überkam sie manchmal in öffentlichen Parkanlagen ein fast unbezähmbares Verlangen, Ringelblumensamen, Nigellen oder gar Levkojen zwischen den ordentlichen Reihen aus Begonien, Salvien und Lobelien zu verstreuen. Alistairs Garten war weitaus geschmackvoller als die fantasielosen Blumenbeete in den Parks, aber er weckte dasselbe Verlangen in ihr, einen Schlag gegen die widernatürliche Ordnung zu führen, selbst wenn der Garten gar nicht so lange hier sein würde, dass die Samen keimen konnten.
Ihr eigener Garten wirkte daneben extrem hausbacken und schlicht. Allerdings, hätte sich nicht der unmittelbare Vergleich zu seinem aufgedrängt, wäre sie recht zufrieden mit ihrem Werk gewesen. Er sah besser aus als zu Hause, denn hier hatte sie den Neigungswinkel des Hanges selbst bestimmen können, statt sich mit den natürlichen Gegebenheiten arrangieren zu müssen. Sie hatte ein bisschen Geld in Zaunelemente aus geflochtener Weide investiert, die die unterschiedlichen Abschnitte und den Pfad abgrenzten. Zu Hause hatte sie ausrangierte Zäune vom Sperrmüll verwendet. Hier war ihre Teichfolie am Rand mit feinster Blumenerde bedeckt, nicht mit dem billigen Zeug voller Steine und Borkenstücke. Und irgendwie wirkten die einfachen Wildblumen, die sie so liebte, im Kontrast zu dieser dunkelbraunen Erde sehr viel exotischer.
Der Bereich um den Teich gefiel ihr am besten. Er war nur etwa sechzig Zentimeter auf einen Meter zwanzig und jedes freie Fleckchen war bepflanzt. Zungenfarn, duftende korsische Minze mit filigranen, zartrosa Blüten und Hahnenfuß umstanden den kleinen Teich, über dessen Rand Froschbiss mit Blättern wie winzige Lilienblüten, wilde Vergissmeinnicht und Wasserminze wuchsen. Der Teich wirkte sehr tief und geheimnisvoll, seine wahre Natur war ebenso gut versteckt wie die Töpfe, in denen die Pflanzen wuchsen. Und an diesem Morgen hatten
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