Im Garten meiner Liebe - Fforde, K: Im Garten meiner Liebe - Wild Designs
Battersea eine gewisse Schönheit, hüllte es in rosa schimmernde Nebelschwaden, Sonnenstrahlen funkelten auf der grauschwarzen Fassade.
Wie viel schöner wäre der Ausblick aus ihrem Fenster in Patricks Haus gewesen. Dieser undankbare, unsinnige Gedanke kam ihr in den Sinn und im selben Moment setzte ein gefährliches Rumoren in ihrem Bauch ein und sie musste dringend zur Toilette. Sie fühlte sich wie ein viel zu straff gezogenes Gummiband, das darauf wartete, zu zerreißen, das seine angestaute Energie freisetzen und sie vorwärts katapultieren und in Aktion versetzen würde.
Und es schien unmöglich, das auf diesem begrenzten Raum hier zu tun. Sylvias Mutter und Stiefvater schliefen gleich unter ihr und ihr ruheloses Auf- und Abgehen würde sie stören. Sie hatte ihr Buch ausgelesen und selbst wenn nicht, sie glaubte kaum, dass sie sich ausreichend hätte konzentrieren können, um zu lesen. In diesem Stadium wirkten auch Rescue Tropfen nicht mehr. Sie zweifelte, ob selbst größere Mengen puren Alkohols die geringste Wirkung auf sie gehabt hätten, außer dass ihr speiübel geworden wäre.
Nachdem sie zum vierten Mal auf der Toilette gewesen war, kam sie zu dem Schluss, dass sie auf dem Ausstellungsgelände weitaus besser aufgehoben wäre. Es war immer noch besser, ihre Nervosität mit ihren Leidensgenossen zusammen durchzustehen, als hier allein herumzusitzen, wo nichts sie von dem verknoteten Gefühl in ihren Eingeweiden ablenkte. Bewegung oder Arbeit waren die einzige Rettung.
Sie versuchte es mit beiden. Sie ging den ganzen Weg von den Außenbezirken von Fulham bis zu den feinen Stadtvillen in Chelsea zu Fuß. Sie schlug ein forsches Tempo an und begann bald zu schwitzen. Sie brauchte etwas länger als eine Stunde. Und je größer die Häuser wurden, an denen sie vorbeikam, umso exotischer wurden die Gärten. Sie bewunderte den Einfallsreichtum und ihr Erstaunen darüber, was die Menschen hier aus ihren kleinen, schattigen Gärten gemacht hatten, verdrängte bald ihre Nervosität. London war gar nicht so grässlich, entschied sie. Im mattgoldenen Morgenlicht hatten sogar die ärmlicheren Viertel einen gewissen Reiz. Doch auch jetzt schon, um fünf Uhr morgens, war die Stadt in Bewegung. Und als sie am Haupttor zum Ausstellungsgelände ankam, stellte sie fest, dass die letzten Vorbereitungen für die Chelsea Flower Show die ganze Nacht hindurch weitergegangen waren.
»Die Floristen sind überhaupt nicht schlafen gegangen«, berichtete der Wachmann am Tor, als Althea eine Bemerkung über das hektische Treiben machte. »Und dabei sind die meisten doch schon älter.«
»Meine Güte. Ich fühl mich wie gerädert, obwohl ich um neun schlafen gegangen bin.« Das war nicht ganz richtig. Sie war zwar zu Bett gegangen, aber eingeschlafen war sie noch lange nicht.
»Tja, die haben Ausdauer, das muss man ihnen lassen.«
Althea blieb noch einen Moment und plauderte, ehe sie tief durchatmete und ihrem Schicksal ins Auge sah.
Es war schier unglaublich, was hier über Nacht noch geschehen war. Einige der Parzellen, die gestern noch neu und spärlich gewirkt hatten, waren plötzlich zur Schönheit gereift. Sie sprach mit einem Aussteller, der offenbar auch keinen Schlaf hatte finden können und den sie ein paar Tage vorher kennen gelernt hatte.
»Ihre Möbel sind also noch gekommen?«
Er lächelte sie erleichtert an. »Ja. Ich hab nicht mehr dran geglaubt, dass sie rechtzeitig fertig würden, geschweige denn hier ankommen. Am Donnerstag hab ich den Mann angerufen – Donnerstag, stellen Sie sich das vor – und er hat gesagt: ›Ich hab jetzt das Holz‹«.
»Wie schrecklich! Haben Sie nicht getobt?«
Er schüttelte den Kopf. »Das hat keinen Sinn. Anbrüllen hat auf diese Kunsthandwerker nicht die geringste Wirkung. Er wusste, bis wann ich die Sachen brauchte, und ich musste einfach darauf vertrauen, dass er sie rechtzeitig fertig bekommt.«
»Sie sehen fantastisch aus, als wüchsen sie aus der Erde.« Zwei Stühle mit Armlehnen und eine Bank umstanden einen Brunnen, der aus ein paar übereinander geschichteten moosbewachsenen Steinen bestand, über die sich ein kleiner Wasserfall ergoss. Neiderfüllt sah sie von der kleinen Waldlandschaft zu dem antiken Sommerhaus in der Ecke, den Körben voll reifer Früchte, dem Tunnel aus weißen Rosen, taubenetzt und duftend. »Der ganze Garten sieht fantastisch aus. Sie kriegen bestimmt eine Goldmedaille.«
»Wer weiß? Ich bin zum ersten Mal in Chelsea. Vermutlich ist
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