Im geheimen Garten des Scheichs
ins Zelt. Danach ging sie auf die Rückseite und machte sich etwas frisch. Schließlich setzte sie sich in den Zelteingang und zog die Stiefel und Socken aus. Nachdem sie dann den Sand daraus entfernt hatte, verstaute sie all ihre Sachen in einer Ecke.
Vorsichtshalber schloss sie die Plane wieder, damit der Wüstenwind keinen Sand ins Zelt wehte. Im Innern herrschte nun praktisch Dunkelheit, was sie nicht im Mindesten störte. Ganz im Gegenteil. In Jeans und Top streckte sie sich unter einer Decke aus und schob sich ein Kissen unter den Kopf. Hoffentlich musste sie nicht lange auf Rafi warten.
Nach ein paar Minuten öffnete er die Plane, und sie setzte sich auf. Er hatte einen Teppich vor dem Zelt ausgerollt. Darauf stand eine Laterne, in der eine Kerze brannte, sowie eine Schüssel mit Wasser. Daneben lagen mehrere Handtücher. Auch hatte er die Kandura und die Stiefel bereits ausgezogen. Überrascht sah Lauren ihn an und erbebte, als sie das glühende Verlangen in seinen Augen las.
„Hast du Durst?“
„Ein wenig.“
Er hielt ihr den Wasserbeutel hin. Nachdem sie daraus getrunken und ihn Rafi zurückgereicht hatte, nahm er an derselben Stelle einen Schluck daraus. Die Geste ließ sie erneut erschauern.
„Gib mir deine Stiefel. Ich stelle sie zu meinen.“
Lauren beugte sich zur Seite und holte sie aus der Ecke.
„Und jetzt streck mir deine Hände entgegen.“
Sie setzte sich auf die Fersen und tat, wie ihr geheißen, während er sich vor sie hinkniete. Er tauchte ein Handtuch ins Wasser, das leicht nach Rosen duftete, und säuberte ihr die Hände.
Als er danach ein weiteres Tuch nass machte, klopfte ihr Herz noch verrückter. Behutsam wischte er ihr über die Stirn, die Wangen, die Nase und den Mund. Dann tupfte er ihre Ohren ab und schließlich ihren Hals.
Als er das Tuch weglegte, folgte Lauren seinem Beispiel und wusch ihm die Hände. Danach begann sie, ihm das Gesicht zu reinigen. Die hohe Stirn und die vor wenigen Stunden rasierten Wangen, die edle Nase und die verführerischen Lippen.
Plötzlich wurde der Wunsch in ihr übermächtig, seinen sinnlichen Mund unmittelbar zu berühren, und sie ließ den Daumen darüber gleiten. „Oh, Rafi, wenn du mich nicht küsst, sterbe ich“, stieß sie mit vor Sehnsucht bebender Stimme hervor.
„Ich bin deinetwegen schon mehrere Tode gestorben“, antwortete er dicht an ihren Lippen. „Was hast du für einen perfekten Mund. In dem Varieté war ich kurz davor, mich auf dich zu stürzen. Ich habe unseren Aufbruch erzwungen, weil ich mir nicht mehr getraut habe.“ Er umfasste ihr Gesicht und bedeckte es mit zarten Küssen.
Lauren stöhnte in leisem Protest auf. „Diese süße Qual ertrage ich nicht.“
„Zeig mir, was du möchtest.“
„Das weißt du genau.“ Sie legte ihm die Arme um den Nacken und presste die Lippen auf seine.
„Lauren …“ Er ließ die Hände über ihren Rücken gleiten und drückte sie fest an sich, während sie den Kuss vertieften.
Lauren begehrte ihn so heftig, dass sie vor Verlangen zitterte. Schließlich ließ er sich mit ihr zu Boden sinken, und sie küssten sich mit stürmischer Leidenschaft. Zweifellos wollte er sie ebenso sehr wie sie ihn.
In ihr brannte ein Feuer der Begierde, das mit jedem Kuss weiter geschürt wurde. Sie sehnte sich mit jeder Faser ihres Körpers nach Rafi und hatte doch gleichzeitig das Gefühl, er würde sich teilweise beherrschen. Warum nur?
„Ich will dich, und du willst mich. Ich möchte die ganze Nacht von dir geliebt werden“, stieß sie inbrünstig hervor. „Was hält dich zurück? Bin ich weniger begehrenswert geworden?“
„Nein, das bist du mit Sicherheit nicht. Du bist unendlich reizvoll.“
„Was ist dann …“
„Sag mir, wer du bist, Lauren Viret.“
„Wer ich bin?“, wiederholte sie wie benommen. „Was soll die Frage?“
„Der Garten des Mondes ist ein heiliger Ort der Königsfamilie. Seine Existenz ist ein Geheimnis. Trotzdem hast du von ihm gehört, bevor du hierhergekommen bist. Mustafa soll dir davon erzählt haben. Wenn das stimmt, muss er bestraft werden.“
„Wie bitte?“ Lauren richtete sich auf und versuchte, klar zu denken.
„Mustafa weiß, dass er nicht ungestraft darüber sprechen darf.“
„Nein, er hat ihn mir gegenüber mit keiner Silbe erwähnt. Das schwöre ich. Er ist ein guter Mensch, der mich vor dem Sandsturm gerettet hat. Es war jemand anderes.“
„Wer? War es Prinz Faisal?“
Überrascht atmete sie bei der Nennung des Namens ein.
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