Im geheimen Garten des Scheichs
Becher mit Kaffee, den er auf einem kleinen Brenner zubereitet hatte.
Vorsichtig trank sie mehrere Schlucke. „Er schmeckt prima. Kompliment an den Koch.“ Sie sah sich um und beschloss, zum Rand der Düne zu gehen.
„Nein, nicht.“
Lauren drehte sich zu ihm um. „Warum nicht?“
„Bewahr das Bild von letzter Nacht in deinem Gedächtnis, wenn du morgen früh von hier wegfliegst. Ohne den Mond wirkt der Garten nicht.“
Morgen früh? Erneut krampfte sich ihr Herz schmerzhaft zusammen. „Du hast bestimmt recht.“
Rashad reichte ihr ein Brötchen. „Es ist süß und wird deinen größten Hunger stillen, bis wir wieder im Palast sind.“
„Müssen wir sofort zurück?“, fragte sie und schüttelte dann den Kopf. „Nein, antworte nicht. Die Pflicht ruft, und ich habe schon so viel von deiner Zeit in Anspruch genommen.“
Schnell aß sie das Brötchen und rollte danach die Decken im Zelt zusammen. Rafi schien in einer seltsamen Stimmung zu sein, die jedoch wohl nichts mit ihr zu tun hatte. Zwar hielt er sie für eine Lügnerin, aber von ihm ging keinerlei Feindseligkeit aus. Also musste ihn etwas anderes beschäftigen.
Schweigend bauten sie das Lager ab und beluden die Pferde. Zu guter Letzt streifte sich Lauren die Kandura über und setzte die Guthra auf. Anschließend schwang sie sich in den Sattel, und sie ritten los.
Absichtlich ließ sie sich wenig später etwas hinter Rafi zurückfallen. So konnte sie ihn nach Herzenslust betrachten. Sie musste die Zeit, die ihr dazu noch vergönnt war, bestmöglich nutzen.
Schon sehr bald würde das Leben ohne Rafi beginnen. Es ist, wie es ist, dachte sie fatalistisch. Genau das hatte er einmal zu ihr gesagt. Leider würde sie nicht wie damals ihre Großmutter schwanger von hier abreisen. Ja, sie würde nur zu gern ein Kind von Rafi haben. Aber dieser Wunsch würde nie in Erfüllung gehen.
Wie er sich letzte Nacht benommen hatte, zeigte, dass sie ihm sehr viel bedeutete. Hätten die Lügen nicht sein Vertrauen zu ihr zerstört, hätte er sie dann vielleicht gebeten, für immer in der Oase zu bleiben? Nichts würde sie lieber tun. Doch auf diese Frage würde sie nie eine Antwort bekommen.
„Ich melde mich nachher bei dir“, meinte Rashad, als sie die Stallungen erreichten, wo Nazir und zwei Pferdepfleger bereits auf sie warteten.
Prüfend sah Lauren ihn an, als er von Jabbar abstieg. Auf dem ganzen Rückweg war sein Gesicht mit Ausnahme der Augen verhüllt gewesen. Er nickte ihr noch einmal kurz zu und schritt dann erhobenen Hauptes und so erhaben davon, als wäre er ein Prinz.
Natürlich musste er an die Arbeit zurückkehren. Trotzdem hätte Lauren ihn am liebsten zurückgehalten. Sie blickte ihm nach, bis er im Palast verschwunden war. Dann beugte sie sich vor und ließ ihre Gefühle an Zia aus, indem sie ihr zärtlich den Hals tätschelte. Anschließend schwang sie sich aus dem Sattel.
„Willkommen zurück, Mademoiselle. Ein heißes Bad und etwas zu essen warten bereits auf Sie.“
„Vielen Dank, Nazir.“
Er geleitete sie bis vor die Gartensuite. Dort verabschiedete er sich, und Lauren eilte hinein. Schnell zog sie sich aus und stieg in die Wanne. Zweifellos hatte Rafi das duftende Bad für sie bereiten lassen. Als Sohn der Wüste wusste er, wie gut es nach einem Ritt in brüllender Hitze tat.
Große Güte, schon bald würde sie für immer von ihm getrennt sein.
Nach dem Duschen band sich Rashad ein Handtuch um und trank eine Tasse Kaffee. Was Lauren über sich und ihre Familie erzählt hatte, war die Wahrheit gewesen. Nachdem Nazir sie zu ihrem Apartment gebracht hatte, war er kurz bei ihm gewesen und hatte ihn informiert. Er hatte seinen Assistenten nämlich früh am Morgen angerufen und gebeten, die Fakten zu überprüfen.
Was Mustafa betraf, hatte Lauren aus sich heraus eingeräumt, gelogen zu haben. Sie war besorgt gewesen, dass der Guide bestraft werden könnte. Und ihn selbst hatte sie davon überzeugt, dass sie keine Abgesandte von Faisal war.
Trotzdem musste sie irgendetwas hier in Al-Shafeeq wollen. Der Goldschmuck war der beste Beweis dafür. Doch weigerte sie sich noch immer, darüber zu reden, warum sie hergereist war.
Was ihn letzte Nacht nicht gekümmert hatte. Er hatte mit ihr schlafen wollen und hätte es gemacht, wäre ihm nicht die Warnung seines Vaters in Fleisch und Blut übergegangen.
„Du bist dazu bestimmt, eines Tages König zu werden, Rashad. Amüsier dich mit willigen Frauen, wie es dir gefällt, aber halte dich
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