Im geheimen Garten des Scheichs
Rafi setzte sich ebenfalls auf und schien jetzt ganz der strenge Sicherheitschef zu sein.
„Du kennst ihn also?“
„Nein.“ Sie schüttelte den Kopf.
„Lüg mich nicht an.“ Er umfasste ihre Arme.
„Das tue ich nicht. Aber ich habe den Namen schon gehört. Von Paul, dem Mann, der mir den Heiratsantrag gemacht hat. Er hat mir erzählt, dass er im Kasino einen unbedeutenden Prinzen aus dem nordarabischen Königreich kennengelernt habe. Dieser Prinz hieß Faisal.“
„Wann ist das gewesen?“
„Anfang des Monats. Er hat ihn auch interviewt und Fotos von ihm gemacht.“
„Sprich weiter.“
Nervös benetzte Lauren die Lippen. „Da ist nicht groß was zu berichten. Außer vielleicht, dass er Paul gegenüber geäußert hat, es würde in der Wüste Nefud, wo er eines Tages Herrscher sein würde, tolle Fotomotive geben. Warum fragst du mich nach ihm?“
„Er ist der Sohn von König Umars jüngerem Bruder und darauf aus, Unruhe in der Familie zu stiften. Es ist kein Geheimnis, dass er nach König Umars Tod König werden will.“
„Aber König Umar hat einen Sohn. Prinzessin Farah hat mir gesagt, dass ihr Zwillingsbruder eines Tages König werden wird.“
„Ja. Was Faisal jedoch nicht davon abhalten wird, einen Staatsstreich zu inszenieren.“ Rashad ließ ihre Arme los. „Er wartet auf Informationen darüber, wie krank der König ist und wie bald er sterben wird. Nur gelangen seine Spitzel nicht in den Palast herein. Du willst mir nicht offenbaren, wer dir vom Garten des Mondes erzählt hat. Also habe ich vermutet, dass es zwischen dir und Faisal eine Verbindung gibt. Bloß wenige Leute wissen von dem Garten.“
„Du hältst mich für eine Spionin?“
Er funkelte sie an. „Was soll ich denn angesichts der Tatsachen denken?“
Lauren konnte nicht glauben, dass sie dieses Gespräch führten. „Die Person, die mir gegenüber den Garten erwähnt hat, ist tot.“
„Wenn du nicht von Faisal angeheuert worden bist, warum bist du dann nach Al-Shafeeq gekommen?“
„Das habe ich dir bereits gesagt.“
„Ja. Aber war es auch die Wahrheit?“
Lauren stöhnte auf. Bitte stell mir keine Fragen mehr . Ihr war klar, dass er nur seine Pflicht gegenüber König Umar erfüllte. Trotzdem tat ihr dieses Verhör unendlich weh.
„Warum hast du in Bezug auf Mustafa gelogen?“
„Um jemanden zu schützen.“ Sich selbst, ihren Großvater und die Königsfamilie.
„Und du weigerst dich, mir zu erzählen, wer es ist?“
„Ich kann es nicht. Sicher hast auch du schon einmal einem Menschen ein Versprechen gegeben und geschworen, es bis zum Tod zu halten.“
Prüfend blickte Rashad sie an. „Ja. Ein Mal.“
„Ich ebenfalls, Rafi. In meinem bisherigen Leben habe ich ein einziges Versprechen dieser Art gegeben. Ich kann es selbst deinetwegen nicht brechen.“
„Warum nicht?“
„Weil dadurch gewisse Leute verletzt würden.“ Tief atmete sie ein und legte die Arme um die angezogenen Beine. „Wieso hast du mich mit hierhergenommen, obwohl du die ganze Zeit über eine Lügnerin in mir siehst?“
„Um dein Geheimnis aufzudecken“, erwiderte er hart.
„Ich verstehe.“ Ihr Herzschlag setzte einen Moment aus. „Vielen Dank, dass du ehrlich gewesen bist. Ich habe gedacht, du hättest mich lieben wollen.“
„Was ich auch möchte.“
„Ich habe es ebenfalls gewollt.“ Ihre Stimme bebte. „Mehr als du dir vorstellen kannst. Doch jetzt steht diese Sache zwischen uns. Ich kann sie nicht ignorieren.“
„Du hast es vorher gekonnt.“ Rashad klang wieder spöttisch.
„Ich weiß zwar, dass es nichts bringt, aber ich sage es trotzdem. Die Person, die mir von dem Garten erzählt hat, hat nicht geahnt, dass er ein heiliger Ort ist. Nachdem du mich nun darüber aufgeklärt hast, verspreche ich dir, dass kein Mensch von mir je etwas von ihm erfahren wird. Sobald ich Al-Shafeeq verlasse, wird der Wüstenwind alle Erinnerungen daran aus meinem Gedächtnis wehen.“
Lauren rückte etwas von ihm weg. Dann streckte sie sich wieder aus und zog die Decke über sich. Sie fühlte sich zu elend, um zu weinen. Hoffentlich übermannte der Schlaf sie schnell und beendete dadurch diese bittersüße Nacht.
Ihr war, als würde sich vor dem Zelt jemand bewegen. Dann hätte sie schwören können, dass Rafi mit den Pferden redete, bevor er das Licht in der Laterne löschte. Momente später legte er sich zu ihr und nahm sie in die Arme.
„Nachdem ich draußen gewesen bin, brauche ich jetzt deine Wärme.“ Er presste
Weitere Kostenlose Bücher