Im geheimen Garten des Scheichs
kühl.“
Sie strich sich eine widerspenstige Locke aus der Stirn. „Kannst du dich denn dienstlich freimachen und aus dem Palast weg?“
Ein seltsamer Ausdruck trat in seine Augen, den Lauren nicht deuten konnte. „Ein Teil meiner Leute ist stets verfügbar“, antwortete er, nachdem er sie einen Moment prüfend betrachtet hatte.
„Doch was ist, wenn ein Notfall eintritt und du dringend gebraucht wirst?“
„Ich habe immer mein Handy dabei, sodass Nazir mich verständigen und uns, wenn nötig, einen Hubschrauber schicken kann.“
Er wandte sich zur Tür, und Lauren folgte ihm. „Das zu hören erleichtert mich.“
„Und vergiss nicht, dich gut auszuruhen.“ Er verließ die Suite. „Bis nachher.“
Lauren konnte ihr Glück kaum fassen. Rafi würde ihr einen Abend und eine Nacht lang allein gehören. Wenn dies alles war, was er ihr geben wollte, würde sie es annehmen und dafür dankbar sein.
Dieser Mann hatte eine unglaubliche Macht über sie. Wenn sie heute nicht mit ihm zusammen sein konnte, würde sie sterben. Jeder, dem sie das erzählte, würde glauben, sie wäre verrückt und bräuchte dringend eine Psychotherapie. Nur nicht ihre Großmutter. Celia hatte ihr vor Jahren Ähnliches prophezeit.
6. KAPITEL
Rashad beobachtete, wie der orangefarbene Sonnenball unter den Horizont sank. Bald würde die Temperatur fallen. Die Nacht brach in der Wüste schnell herein. Nicht, dass es ihn beunruhigte. Er war hier zu Hause. Außerdem war er bestens für diesen Ausflug gerüstet. Er hatte nicht nur sein Handy dabei. Sollte es erneut einen Sandsturm geben, würde der GPS-Transponder an seinem Handgelenk dafür sorgen, dass man ihnen zu Hilfe kam.
Er hatte keine Ahnung, warum Lauren den Garten des Mondes besuchen wollte. Aber bevor die Nacht vorüber war, würde er es wissen. Seit sie den Palast verlassen hatten, war sie sehr schweigsam gewesen. Zu schweigsam.
Rashad blickte sich um. Ihre weiße Kandura flatterte im Wind, genauso wie die blonden Haare. Sie saß im Sattel, als wäre sie darin geboren geworden, und ließ die Stute Zia seinem Hengst Jabbar folgen.
Zia war ein Kind der Wüste. Sie hatte schon früh gelernt, dass es kraftsparend war, die Hufe dorthin zu setzen, wo ein Vorgänger den Sand bereits verdrängt hatte. Beide Pferde waren mit allem beladen, was Rashad für die Nacht hier draußen als nötig erachtet hatte.
Lauren hatte vorhin im Wohnzimmer der Suite auf ihn gewartet. Er hatte ihr angesehen, dass sie auf eine Verführung aus war. Sie war mit einer bestimmten Aufgabe in die Oase geschickt worden. Diese Mission hatte sie noch nicht erfüllt. Und weil sie ihn obendrein begehrte, freute er sich auf das Erlebnis wie auf nichts anderes, das er je vorausgeahnt hatte.
Auf halbem Weg zum Ziel zog er die Zügel an, und sie gesellte sich mit Zia an seine Seite. Prüfend schaute er sie an. „Möchtest du eine Pause einlegen?“
„Falls du dir Gedanken machst, ich könnte müde sein … Ich bin es nicht. Aber wenn du einen Moment anhalten möchtest, ist das in Ordnung.“
„Ja, das will ich.“ Er nahm den Wasserbeutel und trank mehrere Schluck, und Lauren tat es ihm gleich.
Rashad hatte schon zahllose Male unter freiem Himmel ein Lager aufgeschlagen. Doch war nie zuvor eine Frau mit von der Partie gewesen, da seine Männer und er immer hatten wachsam sein müssen.
Er konnte es kaum erwarten, dass sie endlich den Garten des Mondes erreichten. Sorgfältig verschloss er den Wasserbeutel, verstaute ihn und trieb Jabbar an. Wenig später schloss sie wieder zu ihm auf und blieb an seiner Seite.
Verstohlen blickte er von Zeit zu Zeit zu ihr hin. Sie schien unterschwellig aufgeregt zu sein, was ihn erstaunte. Irgendwie wirkte sie zu glücklich. Noch nie zuvor hatte eine Situation ihn so gereizt und ihm zugleich so zugesetzt.
„Wir sind fast da. Wenn wir diesen lang gestreckten Sandhügel hinaufgeritten sind, sind wir am Ziel.“
„Ich kann mich nicht mehr gedulden.“ Schon presste sie Zia die Hacken in die Flanken und galoppierte davon.
Keiner seiner Bodyguards hatte Alarm geschlagen. Also konnte niemand außer Lauren und ihm heute hier draußen sein. Du hast sie noch ganze zwölf Stunden für dich allein, dachte er und empfand plötzlich eine solche Hochstimmung, dass er hinter Ross und Reiterin herjagte.
Lauren drehte sich nur einmal um und verschärfte dann sofort lachend das Tempo, als sie ihn auf Jabbar heranstürmen sah. Aber es half ihr nichts. Nach drei Viertel des Weges hatte er
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