Im Glanz der roten Sonne Roman
will die Sache noch heute erledigt haben!« In seiner Trunkenheit dachte Max nicht daran, dass es Dermot und den anderen gar nicht recht war, wenn in der Bar, wo es viele neugierige Ohren gab, jeder mithören konnte.
Dermot stützte sich mit einem Ellbogen auf die Theke und hob sein fast leeres Glas. Er brauchte Geld, aber nicht so dringend, dass er sich von Max Courtland anschreien lassen musste wie ein kanaka . Überhebliche Plantagenbesitzer – und davon es gab eine Menge – hatte er immer schon gehasst.
»Mach dich davon!«, sagte Dermot. »Siehst du nicht, dass ich zu tun habe?«
Ned Fletcher schubste Max davon. »Hast du nicht gehört?«, stieß er hervor, wobei er Max sein pockennarbiges Gesicht zuwandte. »Verschwinde!«
Max schlug der Gestank nach Alkohol und Schweiß entgegen, als er Neds starren Blick verächtlich erwiderte.
»Wir haben eine Abmachung! Ich habe jedem von euch zwanzig Pfund bezahlt!«, fuhr Max die Männer an. »Alsomacht euch gefälligst auf den Weg nach Eden und tut etwas für euer Geld!«
Finley musterte Max von oben bis unten. »Du bist wohl mit dem Kopf gegen den Türbalken gerannt, du alter Hundesohn!«
»Wahrscheinlich hat er zu lange draußen in der Sonne gestanden«, meinte Ned lachend.
Max konnte seine Wut nicht mehr zügeln und blickte sich mit schmalen Augen um. »Ich dachte, ihr wärt harte Männer«, stieß er verächtlich hervor. »In Wirklichkeit seid ihr nur ein Haufen großmäuliger Feiglinge!«
Ned packte ihn am Hemdkragen, und mit Dermots, Charlies und Huberts Hilfe wurde Max ins Freie befördert und auf den schlammigen Boden geworfen.
»Wen nennst du hier einen Feigling, alter Mann?«, knurrte Ned, während der Regen auf sie nieder prasselte.
Max rappelte sich auf. Er bot einen traurigen Anblick, denn sein Hemd, seine Weste und seine Hose waren über und über mit Dreck und Pferdemist beschmutzt und völlig durchnässt. Seit Herz raste, als er sich aufrappelte und seinen Hut aufhob. Er spürte, wie sich ein Gefühl der Taubheit in seinen Armen und um seinen Mund herum ausbreitete. Zum ersten Mal im Leben hatte er die Kontrolle über eine Situation verloren, und das machte ihm Angst.
»Du siehst aus, als würd’s dir dreckig gehen«, sagte Dermot grinsend und musterte Max herablassend. Er spürte die Verzweiflung des einst so mächtigen Mannes und beschloss, die Gelegenheit zu nutzen. »Also gut«, sagte er. »Wir reiten nach Eben, aber das kostet dich noch einmal hundert Pfund – für jeden von uns.«
Max riss fassungslos die Augen auf. »Hundert Pfund! Hast du den Verstand verloren?« Er wischte sich mit dem Hemdsärmel den Regen vom Gesicht und setzte seinen Hut wieder auf.
Dermot grinste Ned verschwörerisch zu. »Niemand würde sich darauf einlassen, einen anderen für ein paar Pfund fertig zu machen und zu riskieren, dass er dafür gehenkt wird. Wenn du willst, dass wir die Sache erledigen, kostet es dich hundert Pfund für jeden. Das ist mein letztes Wort.«
»Jordan Hale hat euch verjagen lassen wie räudige Hunde!«, stieß Max verächtlich hervor. »Wollt ihr euch nicht rächen und eure Selbstachtung wieder finden?«
Dermot lachte. »Unserer Selbstachtung geht es sehr gut, nur unseren Geldbörsen nicht!«
Die anderen starrten Max hasserfüllt an. Max erwiderte den Blick jedes Einzelnen, und seine Verzweiflung wuchs angesichts seiner Hilflosigkeit. Er konnte seinen eigenen Herzschlag hören, während sie sich im strömenden Regen gegenüberstanden, und vermochte die Anspannung kaum mehr zu ertragen. Plötzlich kehrte sein altes Selbstbewusstsein zurück. »Ihr habt euer Geld schon bekommen!«, rief er. »Ich lasse mich von Abschaum wie euch nicht ausrauben! Ihr werdet jetzt nach Eden reiten und tun, wofür ich euch bezahlt habe!«
Die Männer wechselten verschlagene Blicke, während sie Max einkreisten wie ein Rudel Aasfresser die Beute. Max’ Hoffnung erlosch wie eine Kerze im Wind.
»Da wäre ich mir nicht zu sicher«, sagte Dermot und strich über die hässliche Narbe auf seiner Wange. »Los, machen wir ihn fertig!«, rief er dann den anderen zu.
Wie auf ein Kommando stürzte sich die Meute auf Max, und brutale Schläge prasselten auf ihn nieder. Als er halb bewusstlos war, durchsuchten sie seine Taschen und stahlen ein paar Pfundnoten und etwas Kleingeld.
»Mehr hat der Bursche nicht bei sich?«, fragte Ned enttäuscht.
»So wie der aussieht, können wir von Glück sagen, dass wir überhaupt so viel gefunden haben.« Dermot wühlte
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