Im Glanz der roten Sonne Roman
wieder dem Fluss zu, und ihre Lippen zuckten. »Ich war in Willoughby, um meine Mutter zu besuchen.«
Jordan musterte sie eine Weile. Er fühlte die Spannung, die in der Luft lag. »Geht es ihr besser?«
Eve nickte. »Ja, viel besser«, sagte sie und machte ein paar Schritte auf den Fluss zu. Jordan kam es vor, als wolle sie einige Entfernung zwischen sich und ihn bringen.
»Stimmt etwas nicht, Eve? Du bist so seltsam.«
»Ich bin nur müde«, sagte Eve, denn sie konnte Jordan nicht erzählen, was Lexie ihr gesagt hatte. Auch ihre Verwirrung und den Grund dafür konnte sie ihm nicht erklären. Sie wusste, dass Lexie durchaus gelogen haben konnte, und sie wollte gern glauben, dass Jordans Gefühle für sie selbst aufrichtig waren. Aber waren sie es wirklich?
Eve wandte sich von Jordan ab. Er sah so umwerfend gut aus, und in dem Blick, mit dem er sie betrachtete, stand so viel Liebe ... Sie war sicher, dass er ihr nichts vorspielte.
Und was Jordan betraf, wirkte Eve so verletzlich, dass erden Wunsch verspürte, sie an sich zu ziehen und festzuhalten. Er wünschte sich nichts sehnlicher, als sie für immer zu lieben und zu beschützen.
»Vielleicht ist jetzt nicht die Zeit und dies hier kein passender Ort, Eve«, sagte er, wobei er auf sie zuging, »aber ich möchte, dass du etwas weißt. Ich liebe dich. Ich habe noch nie so für eine Frau empfunden. Ehrlich gesagt, habe ich Angst davor – aber so kann ich immerhin etwas von dem nachfühlen, was du empfindest.«
Eve glaubte, ihr müsse das Herz zerspringen. Wie hatte sie sich danach gesehnt, diese Worte aus dem Mund des Mannes zu hören, den sie liebte. Doch nach ihrem Gespräch mit Lexie besaßen die Worte jetzt einen bitter-süßen Beigeschmack, und Eve verfluchte die Schwester dafür, dass sie ihr diesen wundervollen Moment verdorben hatte. Sie schloss die Augen, und Tränen strömten ihr über die Wangen.
Jordan drehte sie zu sich um, und sie sank ihm schluchzend in die Arme.
»Meine süße Eve«, sagte er leise. »Tut mir Leid, ich habe dich erschreckt ...« Jordan machte sich Vorwürfe, weil er nicht daran gedacht hatte, wie unerfahren sie war. Er wusste, dass er um Eves willen behutsam sein musste. Doch es war schwer, die überwältigenden Gefühle zurückzuhalten, die er für sie empfand ...
28
E ve schaute aus dem Esszimmerfenster auf das Gelände hinter dem Haus. Sie machte sich Sorgen um Jordan und die anderen Männer, die Stunden zuvor aufgebrochen waren, um einen Brand auf der Plantage von Hannes Schmidt zu löschen. Hannes hatte auf dem Feldrain rund um seine Zuckerrohrpflanzen Unkraut abgebrannt, als unerwartet starke Windböen Funken zur Scheune getragen und diese in Brand gesetzt hatten. Das Feuer musste unbedingt gelöscht werden, bevor der Wind brennende Teile zum Haus hinüber wehte oder die Flammen die Felder und Nachbarplantagen bedrohten.
Als der Wind an Stärke zunahm, öffnete Ting yan zwei Fenster, eines an jeder Seite des Hauses.
»Was tust du da?«, fragte Eve entgeistert, als die Vorhänge heftig zu flattern begannen.
»Wenn Sie Fenster öffnen, Missy, fliegt das Dach nicht fort!«
Eve starrte sie ungläubig an, doch Ting yan schien zu wissen, was sie tat, denn sie hatte in einer Gegend gelebt, wo es häufig Wirbelstürme gab. Deshalb verzichtete Eve auf einen Einwand. Stattdessen nahm sie eilig Lampen, gerahmte Fotos und Vasen von den Fensterbrettern, damit sie nicht herunterfielen, während Ting yan die Vorhänge festband.
Ein plötzliches, donnerndes Tosen ließ Eve bis ins Innerste erschrecken. Sie war sicher, dass im nächsten Moment das Haus über ihr zusammenbrechen würde, und ließ sichverängstigt auf die Knie fallen, die Hände schützend auf die Ohren gelegt.
»Nur Regen, Missy«, rief Ting yan und wies nach oben, doch Eve hörte sie nicht. Ting yan nahm sie bei den Schultern, schüttelte sie und deutete zum Fenster hinüber. Eve wandte sich um und sah eine Regenflut vom Verandadach strömen. Etwas so Furchteinflößendes hatte sie ihr Leben lang noch nicht gesehen. Nicht einmal das Heulen des Windes, das sie allein schon zu Tode ängstigte, versetzte sie in das gleiche starre Entsetzen wie das ohrenbetäubende Trommeln des Regens auf dem Dach.
Eve ließ sich gegen Ting yan sinken, dankbarer denn je für deren Gesellschaft.
»Ist der Wirbelsturm direkt über uns, Ting yan?«, fragte sie und fürchtete sich vor der Antwort. Niemand hatte vorhersagen können, ob der Sturm über Geraldton hinwegtoben oder aufs
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