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Im Glanz der roten Sonne Roman

Titel: Im Glanz der roten Sonne Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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geliebt. Er war ein guter Mensch.Aber Master Courtland hat immer gesagt, Master Patrick sei ein verdammter Protestant. Er hat immer wieder davon angefangen. Es hat die Mistress fast verrückt gemacht!«
    Jordan fragte sich, warum er nie bemerkt hatte, dass Max seiner Mutter nachstellte.
    »Warum hat Mutter sich versteckt, Lani? Wenn sie nicht wollte, dass Max Courtland hierher kam – wieso hat sie ihn nicht einfach fortgeschickt?«
    »Oh, das hat sie, Master, das hat sie! Aber an dem Tag, an dem sie gestorben ist, hatte er mit Freunden in der Stadt getrunken. Es war auch nicht das erste Mal, dass sie sich vor ihm versteckt hat. Manchmal versuchte er, sie zu küssen, aber Mistress Catheline hat nichts gesagt, weil sie keinen Streit zwischen Master Courtland und Master Patrick wollte. Sie war eine friedliebende Frau, und er ein Nachbar ...«
    »Wir waren an dem Tag den Fluss hinauf zum Angeln gegangen«, meinte Jordan und dachte an den entsetzlichen Schock, den sie erlitten hatten, als sie zurückgekommen waren und Catheline tot vorgefunden hatten. Es war das schreckliche Ende eines wunderbaren Tages gewesen. Jordan hatte sich seinem Vater nie näher gefühlt, und er brauchte ihn mehr als irgendjemanden sonst, doch Patrick hatte sich plötzlich in einen unnahbaren Fremden verwandelt und war fast verrückt geworden vor Kummer.
    »Ja, das stimmt. Sie und Master Patrick waren Angeln gegangen. Die Mistress hatte sich im Vorratshäuschen versteckt, und dort hat auch die Schlange sie gebissen. Taipan-Schlangen jagen Ratten und Mäuse. Sie mögen Orte, an denen Nahrungsmittel aufbewahrt werden und wo es viel Ungeziefer gibt. Sie sind nicht angriffslustig, außer wenn man sie in die Enge treibt. Die arme Mistress Catheline hatte sich in der Ecke versteckt, wo das Korn aufbewahrt wurde. Die Schlange hat wie der Blitz zugebissen.« Lani schnippte mit den Fingern.
    »Aber warum gab es bei der Beerdigung dann so viel Getuschel, Lani?«
    »Weil jeder wusste, dass Mr Courtland da gewesen war. Obwohl Ihre Momma an einem Schlangenbiss gestorben ist, haben die Plantagenarbeiter Mr Courtland die Schuld gegeben. Die Leute reden nun mal, Master Jordan – das ist menschlich.«
    Jordan schaute Nebo an. »Warum hat Max am Abend der Beerdigung all diese schrecklichen Dinge zu meinem Vater gesagt?«
    »Was hat er denn gesagt?«, wollte Lani wissen.
    »Dass meine Mutter eine Affäre mit ihm hatte und Selbstmord beging, als er mit ihr Schluss gemacht hat.«
    Lani schüttelte den Kopf und sagte etwas in der Sprache der Aborigines. »Er war nur eifersüchtig, Master Jordan«, übersetzte Nebo. »Er bildete sich ein, dass Mistress Catheline seine Gefühle erwidere, aber in Wirklichkeit war es nicht so. Als fast Blinder hört man Dinge in den Stimmen der Menschen, die andere nicht hören. Mistress Catheline hatte Mitleid mit ihm, aber sie fühlte sich nicht besonders zu ihm hingezogen. Sie war eine sanfte Frau und hat immer das Gute in den Menschen gesehen. Als Mr Courtland sie auf unanständige Weise bedrängte, war sie erschrocken, wollte aber keinen Streit.«
    Jordan wusste nicht, was er davon halten sollte. Er ging zur Tür der Baracke und blickte von dort aus auf den Fluss.
    »Ich hoffe, ich konnte Ihnen helfen, Master Jordan«, sagte Lani.
    Jordan wandte sich um. »Das hast du, Lani, und dafür werde ich dir immer dankbar sein. Wenn du irgendetwas brauchen solltest, egal was, sag mir Bescheid.«
    Die alte Frau schenkte ihm ein weiteres trauriges Lächeln. »Ich brauche nicht viel. Sie müssen vergessen, was damals geschehen ist, Master Jordan. Blicken Sie in die Zukunft. Ihre Mom und ihr Dad waren wunderbare Menschen, und Sie werden immer etwas von Ihnen in sich tragen.«
    Jordan reichte Nebo eine Zehn-Pfund-Note, die er Lani aushändigen sollte, wenn sie zurückbegleitet wurde, sowie ein paar Pfund für Elijah. Lani war zu stolz, von ihm Geld anzunehmen, vermutete Jordan, doch aus Nebos Händen würde sie es sicher akzeptieren.
    Er ging am Fluss entlang, um nachzudenken. Auf dem Rückweg begegnete er Eve, die am Ufer stand, die Arme vor der Brust verschränkt, und ins Wasser starrte. Sie schien sich in einer anderen Welt zu befinden, und Jordan spürte fast augenblicklich, dass etwas nicht stimmte.
    »Eve!« Er ging auf sie zu, und sie fuhr zusammen. Als sie sich umwandte und ihn anschaute, sah er verwundert, wie kühl ihr Blick war. Sie hätte ebenso gut einen Fremden anschauen können.
    »Wo bist du gewesen?«, fragte er.
    Eve wandte sich

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