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Im Glanz der roten Sonne Roman

Titel: Im Glanz der roten Sonne Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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endlos, doch sie zwang sich, nur an ihr Vorhaben zu denken. Es war die einzige Möglichkeit, ihre Angst zu überwinden. Eve hielt sich an einem der Stützpfeiler der Veranda fest und versuchte, sich selbst davon zu überzeugen, dass sie es bis zur Hütte schaffte, zumal es eine eher kurze Strecke war. Sie ging davon aus, dass sie nur ein paar Minuten fort sein würde – Ting yan würde sie also nicht vermissen.
    Als Eve die Verandatreppe hinunterstieg, riss der Wind ihr fast die Beine unter dem Körper weg, und Entsetzen stieg in ihr auf. Am liebsten wäre sie sofort wieder umgekehrt. »Gott stehe mir bei«, betete sie im Stillen. Eine neuerliche Windbö schob sie vorwärts und nahm ihr die Entscheidung ab. Sie stolperte durch den knöcheltiefen Schlamm, getrieben vom tosenden Sturm, der ihr die nassen Haare ins Gesicht wehte und ihr die Sicht nahm. Sie konnte sich nur mühsam auf den Beinen halten. Die Öljacke wurde ihr aus der Hand gerissen, und der Regen schüttete wie aus Eimern auf sie herunter.
    Für einen Moment hatte Eve freien Blick auf den Fluss und sah alarmiert, dass der Wasserspiegel dramatisch gestiegen war. Normalerweise strömte der Fluss bedächtig an der Plantage vorüber, doch jetzt hatte er sich in einen reißenden Strom verwandelt. Eve hörte ein lautes Krachen und sah entsetzt, wie ein großer Ast von einem der Eukalyptusbäume am Ufer abbrach, in die wirbelnden Fluten stürzte und mitgerissen wurde.
    Als sie endlich völlig erschöpft zur Hütte gelangte, hatte der Wasserspiegel des Flusses deren Fundamente fast erreicht. Eve dachte an die viele Arbeit, die Frankie in die Renovierung des kleinen Gebäudes gesteckt hatte, und an seinen Stolz auf sein Können, und es brach ihr fast das Herz, dass wahrscheinlich alles umsonst gewesen war.
    Plötzlich flog die Tür auf und schlug mit einem Knall gegen die Außenwand. Eve stieß einen entsetzten Schrei aus, doch der Sturm trug ihn davon und nahm ihr den Atem. Wieder erfasste der tosende Wind die Tür und schlug sie zu. Eve packte den Knauf, der ihr sofort wieder aus der Hand glitt. Wieder griff sie danach, stolperte ins Innere des kleinen Hauses und schloss mit Mühe die Tür hinter sich.
    »Hallo?«, rief sie in die Dunkelheit, während ihr ein beißender Geruch auffiel. »Ist hier jemand?« Obwohl sie rief, so laut sie konnte, klang ihre Stimme dünn und schwach vor demTosen des Sturms, dem Prasseln des Regens und dem Rauschen des Flusses. Eve vermeinte, im ersten Raum zu ihrer Rechten, Frankies und Gabys Schlafzimmer, einen Lichtschein und tanzende Schatten zu sehen. Doch bevor sie die Schwelle erreicht hatte, erschien direkt vor ihr ein Gesicht. Eve erschrak so heftig, dass sie beinahe in Ohnmacht gefallen wäre.
    Einen unwirklichen Augenblick lang starrte sie ungläubig auf den Mann, der eine Petroleumlampe und einen Kanister mit offenem Deckel trug.
    Es war Max Courtland.
    Plötzlich begriff sie auch, was für ein seltsamer Geruch in der Luft hing: Benzin. Die Dämpfe hatten sich im ganzen Zimmer ausgebreitet und raubten Eve beinahe den Atem.
    »Was tust du hier?«, fragte sie, obwohl Max’ Absicht erschreckend klar war. Sein Gesicht war voller Kratzer und Schürfwunden, und sein Blick wirkte fiebrig. Er trug nicht einmal Schuhe.
    »Ich bin hier, um zu verhindern, dass Jordan Hale mich ruiniert«, sagte er drohend. »Ich werde Eden niederbrennen. Versuch nicht, mich davon abzuhalten!«
    Eve starrte ihn offenen Mundes an. Mit einem Mal verflog ihre Angst und wich loderndem Zorn und einem Gefühl der Ungerechtigkeit. »Du hast doch schon dein Bestes getan, Jordan zu ruinieren – und warum? Weil du seine Mutter geliebt hast und sie nicht bekommen konntest!« Jordan hatte Eve alles über sein Gespräch mit Lani erzählt.
    »Catheline war viel zu gut für einen verdammten Protestanten wie Patrick Hale!«, stieß Max heftig hervor.
    »Was für ein Unsinn! Sie haben sich geliebt! Du hättest niemals versuchen dürfen, dich zwischen sie zu drängen. Wenn du Mutter ein besserer Ehemann gewesen wärst ...«
    »Dann wärst du meine Tochter gewesen statt die eines hergelaufenen irischen kanaka !«
    Eve sah eine Mischung aus Zorn, Schmerz und Verwirrung in Max’ Blick. Vielleicht hätte sie Mitleid mit ihm gehabt, wäre sie nicht so entsetzlich wütend gewesen. »Jordan verdient nicht, was du ihm angetan hast! Du hast seinen Vater umgebracht, indem du ihm schreckliche Lügen erzählt hast!«
    »Jordan ist genau wie sein Vater«, rief Max. Dabei

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