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Im Glanz der roten Sonne Roman

Titel: Im Glanz der roten Sonne Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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seine. Ihre Finger waren so dünn wie die Zehen an einem Hühnerfuß. »Bist du Lani?«
    »Ja, Master Jordan. Ich habe Ihrer Mutter geholfen.« Sie schenkte ihm ein zahnloses Lächeln. »Sie hören sich genauso an wie Ihr Vater, aber Sie müssen ja auch schon ein richtiger Mann sein.« Mit der anderen Hand fuhr Lani über die seine und erkannte, wie groß sie war. Die alte Frau konnte aus den Händen viel über einen Menschen lesen.
    Lani hatte dünnes weißes Haar, und ihre Haut sah aus wie die eines Reptils. Jordan fragte sich, wo sie lebte und ob sie ein Dach über dem Kopf hatte. Sie war fast so dünn wie Nebo. Die Lani aus Jordans Erinnerungen war eine kräftige Frau gewesen, mit dunklen, gelockten Haaren und einem fröhlichen Lächeln. Man sah ihr an, dass sie bettelarm war, und wieder einmal erkannte Jordan, dass die Tragödie in seinem eigenen Leben auch für viele andere Menschen schlimme Folgen gehabt hatte.
    Er erinnerte sich, dass seine Mutter Lani sehr gern gehabthatte; sie hatte ihr Kleidung, Schuhe und Extrarationen für ihre Familie gegeben. »Wo wohnst du jetzt, Lani?«, fragte er und konnte immer noch kaum glauben, dass es sich bei der alten Frau um Lani handelte.
    »In einer kleinen Aborigines-Gemeinschaft in Emu Springs, gleich hinter Willows Bend«, erwiderte Lani. »Nach dem Tod Ihrer Eltern haben die Jirribal mich bei sich aufgenommen.«
    Jordan warf Nebo einen Blick zu. Der alte Mann erkannte, dass Jordan erschüttert war, wie sehr Krankheit und Alter Lani verändert hatten.
    »Wie bist du hierher gekommen, Lani?«, fragte Jordan.
    »Winstons Junge, Elija Cato, hat sie geholt«, sagte Nebo an Stelle der alten Frau.
    »Lani, du kannst jederzeit zu uns kommen und hier wohnen«, fuhr Jordan fort. »Wir würden uns um dich kümmern, und hier ist reichlich Platz.«
    »Danke, Master Jordan. Sie sind sehr freundlich, genau wie Ihre Mutter es war. Aber Sie können hier keine nutzlose, blinde alte Frau gebrauchen. Ich werde mein Leben beim Stamm der Jirribal beschließen. Sie sind gut zu mir, und Emu Springs ist jetzt meine Heimat.«
    Jordan wirkte immer noch besorgt. »Wie lange ist es her, dass du dein Augenlicht verloren hast, Lani?«
    Die alte Frau seufzte. »Es fing schon an, als ich noch für Ihre Mutter gearbeitet habe, Master Jordan. Aber ganz blind bin ich seit ... Ich weiß nicht, wie viele Jahre es sind, ich verliere das Gefühl für die Zeit ...«
    Wieder warf Jordan Nebo einen Blick zu, und der alte Mann erriet, was Jordan dachte. Wie sollte Lani ihm helfen können, wenn sie schon schlecht gesehen hatte, als sie noch in Eden gelebt hatte – und wenn ihr Gedächtnis nicht mehr richtig funktionierte?
    Jordan stand auf. »Es war schön, dich wiederzusehen, Lani, aber ich glaube nicht, dass du mir ...«
    »Lani weiß, was an dem Tag geschehen ist, als Ihre Mutter starb«, unterbrach ihn Nebo. »Wir haben darüber gesprochen, und Lani hat mir gesagt, dass sie Dinge gehört hat ...«
    »Was wollen Sie wissen, Master Jordan?«, fragte Lani und blickte in die Richtung, in der sie zuletzt seine Stimme gehört hatte. »Ich habe zwar damals schon nicht gut gesehen, aber ich wusste, was geschah – und glauben Sie mir, es gibt Dinge, die werde ich nie vergessen ...«
    Jordan ging wieder vor ihr in die Knie. »Ist meine Mutter von einer Schlange gebissen worden, Lani?«, fragte er drängend.
    »O ja, Master Jordan. Eine Taipan.«
    »Wie kannst du so sicher sein?«
    »Nach dem Biss setzt sofort die Lähmung ein, Master Jordan, und das Blut verklumpt ... Es ist nicht schön, darüber zu reden, aber wir wissen sicher, dass es eine Taipan-Schlange war, weil Mosi sie erschlagen hat.«
    »Weißt du noch, wie es dazu kam?«
    Lani senkte den Kopf, und Jordan sah, dass sie in Erinnerungen versunken war. Er betete, dass sie ihm die Wahrheit sagen möge.
    »Ihr Mutter hatte sich in der Vorratshütte versteckt ...«
    »Versteckt? Wovor denn?«
    »Vor diesem bösen Mr Courtland. Er lief ihr immer hinterher und sagte ihr dauernd, dass Master Patrick nicht der Richtige für sie ist.«
    Wutentbrannt sprang Jordan auf.
    »Ich habe es ihn selbst sagen hören, Master Jordan. Die Leute glauben immer, wenn einer blind ist, ist er auch taub – aber das ist ein Irrtum. Ich habe oft gehört, was Mr Courtland zu Ihrer Mutter sagte, aber an dem Tag, an dem sie starb, hat er sie sehr bedrängt. Ich weiß noch, dass ich böse auf ihn war und wünschte, Master Patrick wäre schon zu Hause. Mistress Catheline hat Ihren Papa

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