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Im Glanz der roten Sonne Roman

Titel: Im Glanz der roten Sonne Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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offene Meer ziehen würde. Doch selbst wenn er übers Meer abzog, bedeutete das einen verheerenden Sturm.
    »Ich glaube nicht, dass der Sturm uns direkt getroffen hat, Missy. In Darwin sind wir einmal mitten hineingeraten. Da war es viel schlimmer als jetzt!«
    Eve mochte gar nicht darüber nachdenken, was »viel schlimmer« bedeutete. »Zumindest wird der Regen die Brände löschen«, sagte sie, um der Sache etwas Gutes abzuringen. Sie war erleichtert, dass Jordan und die anderen Männer nun bald nach Eden zurückkehren konnten.
    Gaby, Frankie und die Jungen hatten die Pferde und Hühner in der steinernen Scheune eines Nachbarn in Sicherheit gebracht; jetzt, bei diesem Regen, würden sie wahrscheinlich irgendwo Schutz suchen, statt zurückzukommen. Eve fiel ein, dass Jordan und die Männer sicher genauso handelten, und fühlte Enttäuschung in sich aufsteigen, weil sie Jordan jetzt gern an ihrer Seite gehabt hätte. Tapfer hatte sie ihm versichert, dass sie schon zurechtkommen würden, doch jetzt erschien ihrjede Minute so lang wie eine Stunde, und sie fühlte sich alles andere als tapfer. Das Heulen des Sturms und das Trommeln des Regens hatten ihre Nerven zermürbt, und obwohl sie versuchte, nicht daran zu denken, erinnerte sie sich an Ryan O’Connors Berichte über frühere Wirbelstürme in der Gegend. Er hatte erzählt, dass schon ganze Hütten einfach fortgeweht worden waren. Bisher hatte Eve seine Schilderungen für übertrieben gehalten, nun aber glaubte sie ihm jedes Wort.
    Eve hatte sich große Sorgen um Mary Foggarty gemacht, doch als sie nach der alten Frau sehen wollte, hatte Jordan darauf bestanden, dass sie blieb, wo sie war. Schließlich hatte Nebo sich erboten, zu Mary Foggarty gehen. Eve wusste, dass er sie niemals würde überreden können, ihre Tiere im Stich zu lassen, doch Nebo konnte zumindest dafür sorgen, dass sie auf den Wirbelsturm vorbereitet war, falls er tatsächlich mit voller Wucht über sie hinwegzog.
    Elias hatte von einem der polynesischen Arbeiter auf der Willoughby-Plantage erfahren, dass Milo Jefferson losgeritten war, um nach Max zu suchen. Er hatte darauf bestanden, hinüberzureiten und dafür zu sorgen, dass Letitia in Sicherheit war. Eve bewunderte Elias’ Verehrung und Loyalität ihrer Mutter gegenüber. Sie sagte viel über Elias als Menschen aus – aber ebenso über Letitia.
    Der Himmel, der vor dem Unwetter vor Staub und Rauch grau verhangen gewesen war, wurde bedrohlich dunkel, als der Regen einsetzte. Eve starrte schaudernd aus dem Esszimmerfenster. Es war kaum zu erkennen, wo der Erdboden aufhörte und der Fluss begann, denn die gesamte Umgebung sah aus wie ein See, auch der kleine Ausschnitt des Zuckerrohrfeldes, den Eve sehen konnte. Sämtliche Gegenstände, die nicht gut genug festgenagelt waren, verwandelten sich in umherfliegende Geschosse: Äste, Stühle, Windmühlenflügel, Wäschestücke, Eimer ... alles segelte durch die Luft und verschwand im Nichts.
    Gerade als Ting yan mit einer Platte belegter Brote aus der Küche kam, hörten sie im oberen Stockwerk ein Krachen wie von zersplitterndem Glas.
    »Ich gehe nachsehen, Missy«, sagte Ting yan. Sie reichte Eve die Platte und verschwand nach oben, eine Petroleumlampe in der Hand. Als Eve sich wieder dem Fenster zuwandte, zuckte ein Blitz auf und beleuchtete das Geländestück zwischen dem Haus und der Hütte. Eve erkannte eine Gestalt, die eine Sturmlampe und noch etwas anderes in Händen hielt, in der Nähe von Frankies und Gabys Hütte am Fluss. Wer immer es sein mochte – er verschwand um die Ecke des Gebäudes, doch Eve sah schemenhaft die Gestalt eines großen, kräftigen Mannes, den sie nicht erkannte. Sie vermutete jedoch, dass er nach Gaby und Frankie suchte oder in der Hütte Schutz finden wollte.
    Eve verharrte eine Zeit lang in angespannter Erwartung, ob der Mann wieder auftauchte. War es nicht der Fall und trat der Fluss über die Ufer, war der Fremde in großer Gefahr.
    Mit jeder Minute wuchs Eves Gewissheit, dass sie etwas unternehmen musste, doch allein der Gedanke, jetzt hinauszugehen, versetzte sie in Schrecken. Dann aber wurde ihr klar, dass sie keine andere Wahl hatte: Sie musste den Mann herausholen.
    Eve wollte keine Zeit damit verschwenden, Ting yan zu suchen, die noch immer im ersten Stock damit beschäftigt war, die Fenster zu überprüfen. Sie nahm sich eine Öljacke vom Haken und trat hinaus auf die hintere Veranda. Plötzlich erschien ihr die Entfernung von dort bis zur Hütte

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