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Im Glanz der roten Sonne Roman

Titel: Im Glanz der roten Sonne Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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Petroleumlampe fiel ihm aus der Hand. Beide starrten zu Boden und rechneten mit dem Schlimmsten. Doch zum Glück war das Glas zerbrochen, und das Wasser hatte den brennenden Docht gelöscht. Jetzt herrschte völlige Dunkelheit in der kleinen Hütte. Eves panische Furcht verwandelte sich in Hysterie. »Lass mich raus!«, schrie sie.
    »Sei still, Evangeline«, rief Max und packte sie an den Schultern. Sie wehrte sich und trat gegen sein geschwollenes Knie, worauf er das Gleichgewicht verlor und gegen eine der Wände sank. Eve taumelte nach hinten. Im nächsten Moment hörte sie ein lautes Grollen, gefolgt von einem Geräusch wievon herabstürzenden Steinen. Dann sah sie trübes Licht durch eine klaffende Lücke fallen, die sich auftat, als die Wand hinter der Tür in sich zusammenbrach und im Fluss versank.
    Ihres letzten Halts beraubt, fielen die Tür und der hölzerne Rahmen gleich hinterher. Eve blieb kaum Zeit zu begreifen, was geschah, bevor ein großer Teil der Decke einstürzte und zwischen ihr und Max auf den Boden krachte, gefolgt von Staub und Trümmern. Eve hielt sich schützend einen Arm über den Kopf und fühlte einen stechenden Schmerz, als ein scharfkantiges Stück Putz in ihren Unterarm schnitt.
    »Papa!«, rief sie verzweifelt, »hilf mir!« Der Klang ihrer Stimme wurde vom Tosen des Sturms beinahe verschluckt. Sie spürte, wie die Wände und das Dach erzitterten, während sie gerade noch dem Sog der reißenden Strömung widerstanden. Eve war sicher, im nächsten Moment mitsamt der Hütte fortgespült zu werden. »Papa!«, rief sie noch einmal.
    Max rappelte sich auf und starrte ungläubig auf den eingestürzten Teil der Decke. Evangeline war nirgends zu sehen, doch er meinte, eine helle Stimme »Papa!«, rufen zu hören.
    Er fühlte sich um Jahre zurückversetzt, in die Zeit, als Eve ein kleines Mädchen gewesen war. Plötzlich erkannte er, dass die Jahre vor Eves Geburt die schönsten seines Lebens gewesen waren. Alexandra und Celia waren noch klein gewesen; er und Letitia waren noch glücklich und verliebt. Zum ersten Mal gestand er sich ein, dass sich mit Evangelines Geburt sehr viel verändert hatte – und insgeheim hatte er Eve dafür verantwortlich gemacht. Es war grausam von ihm gewesen, das erkannte er jetzt. Er hatte Eve geliebt, hatte ihr seine Liebe aber nur gezeigt, wenn Letitia nicht dabei gewesen war, die Eve stets von ihm fortgezogen und erklärt hatte: »Du kannst mit ihr nicht so wild spielen wie mit einem normalen Kind.« Letitia hatte ihm das Gefühl gegeben, er würde Eve wehtun. In Wirklichkeit hatte sie befürchtet, er könne herausfinden, dasssie gar nicht seine Tochter war. Deshalb hatte sie Max und Eve voneinander fern gehalten; das sah er jetzt so deutlich, als hätte man ihm eine Augenbinde abgenommen.
    Wieder hörte er Eve nach ihm rufen.
    »Ich bin hier, Evie!«, rief Max zurück. Evie war sein Kosename für sie gewesen.
    Den Namen »Evie« zu hören, weckte in Eve vergessene Erinnerungen an ihre Kindheit. »Papa ... hilf mir!«, rief sie noch einmal. Eingekeilt und verletzt, fühlte sie sich wieder wie das hilflose kleine Mädchen von einst, das sich alles hatte erkämpfen müssen, was für normale Kinder selbstverständlich war. Sie dachte daran, wie besorgt Max um sie gewesen war, und erinnerte sich wieder an die Zuneigung, die sie füreinander empfunden hatten. Verwundert fragte sie sich, wie sie all diese Gefühle hatte vergessen können.
    »Ich komme, Evie!«, rief Max. Mit einer Kraft, von der er nicht geahnt hatte, dass er sie besaß, schob er die Reste der eingestürzten Decke zur Seite und streckte den Arm nach Eve aus. Er nahm ihre kleine Hand in die seine und hob sie hoch und über den Schutt hinweg, der sich zwischen ihnen auftürmte, in seine Arme.
    Eine Zeit lang hielten sie einander schweigend umschlungen. Eve schluchzte erleichtert.
    »Schon gut, Evie«, murmelte Max. Dann wandten sie sich der klaffenden Lücke zu, wo die Wand gewesen war. Bis zu den Oberschenkeln durch das schäumende Wasser watend, schob Max Eve vor sich her, fort von der reißenden Strömung und hin zu einer höher gelegenen Stelle am Ufer. Fast wäre Eve ausgerutscht und von den Fluten mitgerissen worden, und auch Max verlor beinahe das Gleichgewicht. Doch er war entschlossen, sie in Sicherheit zu bringen.
    Irgendwann spürte Eve festen Boden unter den Füßen. Von neuem Mut erfüllt, kroch sie auf Händen und Knien weiter in Richtung des Haupthauses. Ein paar Meter weiter gelang

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