Im Glanz der roten Sonne Roman
sagen sollte, sonst denken Sie am Ende noch, ich wollte Sie irgendwie ... beeinflussen.«
»Na, ich werde die Mädchen ja bald kennen lernen, und ich bilde mir ohnehin gern eine eigene Meinung. Wenn die beiden nur halb so hübsch und freundlich sind wie ihre Mutter, wird es mir ein Vergnügen sein.«
Letitia errötete wieder, brachte jedoch ein gespieltvorwurfsvolles Lächeln zustande. »Wenn Sie meinen Töchtern gegenüber so charmant sind, werden Sie ihnen den Kopf verdrehen, vor allem Celia. Lexie können Sie wahrscheinlich eher mit Ihrem Vermögen beeindrucken.«
»Ich bin gespannt.«
Letitia nahm es zufrieden zur Kenntnis, denn genau darauf hatte sie gehofft. »Erzählen Sie mir, warum sie zurückgekommen sind«, sagte sie und stellte verwundert fest, dass es sie tatsächlich interessierte.
»Ich wollte schon seit langem wieder herkommen, habe aber ein paar Jahre gebraucht, um den Tod meiner Eltern zu verwinden, die auf so schreckliche Weise gestorben sind.«
»Ja, es war eine Tragödie. Wir alle hier waren tief betroffen.«
Nicht alle, dachte Jordan.
»Und wie geht es mit dem Wiederaufbau der Plantage voran?«, wechselte Letitia das Thema.
Jordan zuckte die Achseln. »Es könnte besser gehen. Leider gibt es unerwartete Schwierigkeiten.«
Letitia erinnerte sich an ihr Gespräch mit Eve. »Ja, ich habe gehört, dass einer Ihrer Arbeiter gestern Abend durch einen Brand sein Zuhause verloren hat.«
»Das stimmt.« Jordans Miene wurde ernst, und er blickte einen Moment zu Boden. »Frankie Malloy und seine Familie können von Glück sagen, dass sie noch am Leben sind.«
»Ich hatte von dem Brand in Berts Haus gehört, aber ich kenne die Malloys noch nicht. Das muss ein schlimmer Schock für sie gewesen sein! Dem Himmel sei Dank, dass ihnen nichts passiert ist.«
Jordan hatte den Eindruck, dass Letitia es aufrichtig meinte, und schloss daraus, dass sie nicht in die verbrecherischen Pläne ihres Mannes eingeweiht war.
»Wissen Sie«, fuhr Letita fort, »ich bin in meiner Freizeit für eine Wohltätigkeitsorganisation tätig, die ursprünglich fürdie Opfer von Stürmen und Überschwemmungen gegründet wurde. Wir können den Malloys Haushaltsgegenstände und Kleidung geben.«
»Ihr Angebot ist sehr freundlich, aber ich werde mich selbst darum kümmern, dass die Malloys alles haben, was sie brauchen.«
Letitia hob die Brauen. »Es wäre wirklich keine Mühe.« Zu ihrer eigenen Verwunderung erkannte sie, dass sie enttäuscht war.
Jordan kam plötzlich ein Gedanke. Zwar konnte er es sich leisten, Frankie und dessen Familie zu unterstützen, doch wenn er Letitia daran beteiligte, würde es Max’ Zorn erregen.
»Das heißt ... vielleicht wäre es für Gaby Malloy leichter, gewisse Dinge mit Ihnen zu besprechen, von Frau zu Frau«, sagte er. »Außerdem ist sie sehr stolz und würde nicht gern Hilfe von mir annehmen. Natürlich komme ich für alles auf, was die Malloys benötigen, aber wenn Sie mir helfen, Letitia, bräuchte Gaby nicht zu erfahren, dass das Geld von mir ist.«
Letitia lächelte. »Ich helfe Ihnen gern. Außerdem haben Sie Recht. Wenn eine Frau etwas für sich und ihre Kinder benötigt, sagt sie es lieber einer anderen Frau als einem Mann. Wäre es Ihnen recht, wenn ich morgen früh vorbeikomme?« Sie konnte ihre Erregung kaum verbergen.
»Ja, natürlich. Ich werde Gaby sagen, dass Sie kommen.«
Jordan schaute sie eindringlich an, denn er vermeinte, hinter der eleganten Fassade Letitias einen Hauch von Verletzlichkeit zu erkennen. Er spürte die Aura der Einsamkeit, die diese Frau umgab, und sah die Sehnsucht in ihren blauen Augen. Es verursachte ihm ein schlechtes Gewissen, dass Max’ Frau ein offenbar leichtes Ziel für ihn war.
Das Schweigen dehnte sich, während Jordan Letitia betrachtete.
»Warum arbeiten Sie hier draußen?«, fragte sie schließlich.»Ich dachte, Sie wären dabei, Ihre Felder fürs Pflanzen vorzubereiten.«
»Ich habe heute Morgen ein paar neue Arbeiter erwartet, aber sie sind nicht gekommen. Wahrscheinlich haben sie die Zufahrt zur Plantage nicht gefunden, weil sie nicht aus der Gegend sind und hier alles so überwuchert ist. Selbst Sie, Letitia, als meine Nachbarin, haben Eden ja nicht gefunden.«
»Oh, mich dürfen Sie nicht als Maßstab nehmen. Ich fahre ein-, zweimal die Woche von Willoughby in die Stadt, aber ich glaube, mein Pferd kennt den Weg besser als ich.«
Jordan lächelte. »Um ehrlich zu sein – nicht einmal ich selbst habe die Plantage auf
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