Im Glanz der roten Sonne Roman
...«
»Auf mich oder auf Eden?«
Seine unerwartet direkte Frage überraschte sie, und sie forschte in seinem Gesicht, ob er sich über sie lustig machte.
»Meine Töchter haben mir erzählt, dass Sie zurück sind. Ich habe Ihre Eltern gekannt, wenn auch nicht sehr gut.«
»Ich hatte nicht erwartet, dass meine Rückkehr bei den Einheimischen auf großes Interesse stößt.«
Letitia hätte beinahe gelächelt, als sie daran dachte, welches Interesse Jordans Ankunft allein bei den jungen Frauen in der Stadt ausgelöst hatte. »Geraldton ist ein kleines Nest«, meinte sie. »Sie wären überrascht, was die Leute hier alles interessant finden.« Sie errötete verlegen, als sie merkte, dass man ihre Worte auch anders verstehen konnte, als sie gemeint waren. »Ich meine ... Ihre Rückkehr ist natürlich etwas Besonderes, verglichen mit vielen Dingen, über die sich die Leute hier sonst unterhalten ...« Letitia schlug eine Hand vor den Mund. »Oh, Himmel, ich glaube, ich mache alles nur noch schlimmer.« Sie schalt sich im Stillen, dass sie sich wie ein junges Mädchen aufführte. Sie wusste selbst nicht, was auf einmal mit ihr los war.
Jordan lächelte. »Ich glaube, ich verstehe schon, was Sie sagen wollen.«
»Dann ist es ja gut.« Letitia seufzte erleichtert. »Jedenfallsmöchte ich Sie willkommen heißen. Ich bin Letitia Courtland.« Sie glaubte, ganz kurz einen Schatten über sein Gesicht huschen zu sehen, doch sofort kehrte sein Lächeln wieder.
»Danke. Ich habe Sie sofort erkannt, Letitia. Sie haben sich in den vergangenen zehn Jahren kaum verändert.«
Sie fand es ein wenig dreist, sie ohne ihre Aufforderung beim Vornamen zu nennen, doch es passte zu seiner direkten, ein wenig forschen, aber dennoch charmanten Art.
»Ich bin sicher, Sie wollen mir nur schmeicheln, aber trotzdem vielen Dank.«
»Ich versichere Ihnen, es ist mein voller Ernst.« Jordan schaute eindringlich in ihre himmelblauen Augen, bis Letitia verwirrt den Blick abwandte.
»Die Nachricht von Ihrer Rückkehr hat meine Töchter in helle Aufregung versetzt«, sagte sie, um seine Aufmerksamkeit von sich abzulenken.
»Wirklich? Sind sie so hübsch wie ihre Mutter?«
Wieder blickte Letitia ihn an, Verwunderung und Misstrauen in den Augen. Spielte er mit ihr? Doch seine Miene war freundlich und ernst, und sie wusste nicht, wie sie reagieren sollte. Es war lange her, dass ein Mann ihr Komplimente gemacht hatte.
Jordan spürte ihre Verwirrung. »Es tut mir Leid«, sagte er, »ich nehme nun mal kein Blatt vor den Mund. Aber meine Offenheit scheint Ihnen Unbehagen zu bereiten. Bitte, erzählen Sie mir von Ihren Töchtern.« Vielleicht erfuhr er etwas, das er noch nicht wusste und das ihm nützlich sein konnte.
Letitia versuchte, die Fassung wiederzugewinnen. »Was möchten Sie denn wissen?«
»Alles, was ich wissen darf. Ich erinnere mich noch an die Älteste – Celia, nicht wahr?«
»Ja. Sie ist eine nette junge Frau geworden, sanft und verlässlich.«
»Ist sie verheiratet?«
Letitia lächelte. »Sie ist mit Warren Morrison verlobt. Er lebt in besten Verhältnissen und besitzt eine gut gehende Plantage, aber Celia ist so klug, sich mit der Entscheidung Zeit zu lassen.«
Jordan nickte. Es würde sicher nicht schwierig werden, Warren Morrison Konkurrenz zu machen. »Ich erinnere mich auch noch an eine der jüngeren Schwestern. Sie hatte dunkles, lockiges Haar ...«
Letitia lächelte. »Alexandra. Sie ist sehr temperamentvoll und frei heraus. Alle nennen sie nur Lexie.«
»Lexie, ich erinnere mich ... Sie ist nicht so schüchtern wie Celia?« Jordan bezweifelte nicht, dass ihm die Eroberung der attraktiven Lexie keine Mühe machen würde.
»Lexie und schüchtern? O nein!« Letitia lachte. »Gerade ihre Offenheit macht ihren Charme aus.«
»Da war noch eine dritte Schwester, nicht wahr? Über sie weiß ich allerdings gar nichts mehr ...« Jordan wusste nur, dass die jüngste Tochter nicht in Queensland lebte.
Letitia senkte den Kopf, und ihr Lächeln erstarb. »Wahrscheinlich, weil Evangeline von meiner Schwägerin und deren Mann in Sydney aufgezogen wurde. Sie brauchte ärztliche Betreuung und eine spezielle Behandlung, die sie hier nicht bekommen konnte ...« Letitia wusste, dass sie ruhig von »Evangeline« sprechen konnte; Eve würde nie irgendjemandem verraten – auch Jordan nicht –, dass sie so hieß.
»Was können Sie mir noch über Celia und Lexie erzählen?«
Letitia lächelte. »Ich glaube nicht, dass ich noch mehr
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