Im Glanz der roten Sonne Roman
hatte, um Jordan etwas anzutun.
Doch zu ihrer Verwunderung sagte Jordan: »Ich hatte euch schon vor Stunden erwartet.«
»Wir wurden gestern Abend in Babinda aufgehalten«, erwiderte einer der Männer. Er wirkte überheblich und dachte offenbar nicht daran, sich zu entschuldigen. Jordan ahnte,dass die Burschen die Nacht in einer Kneipe verbracht hatten. Die anderen verschlangen Letitia, der ihr Unbehagen deutlich anzusehen war, mit gierigen Blicken, wobei sie grinsten und lückenhafte Zähne entblößten; andere trugen Tätowierungen oder große Narben auf der Haut, und alle waren schmutzig und unrasiert.
»Reitet zum Haus«, ordnete Jordan an. »Ich komme gleich nach.«
»Schönen guten Morgen!«, stieß ein hässlicher, grobschlächtiger Kerl hervor und zog seinen Hut vor Letitia.
Letitia antwortete nicht.
»Wo findet die Teeparty statt, Madam?«, fragte ein anderer Mann grinsend.
»Ich sagte, ihr sollt zum Haus reiten!«, wiederholte Jordan scharf, und diesmal gehorchten die Männer.
»Jawohl, Sir!«, sagte einer von ihnen ironisch. Die Kerle wechselten finstere Blicke, bevor sie losritten.
Du lieber Himmel, dachte Jordan. Wäre ich nur nicht auf solchen Abschaum angewiesen!
Als die Burschen fort waren, entschuldigte er sich bei Letitia. »Tut mir Leid. Ich habe keine einheimischen Arbeiter gefunden, deshalb musste ich das letzte Aufgebot aus Babinda nehmen.«
Letitia wusste, dass Max auch daran die Schuld trug, und fragte sich ängstlich, ob Eve in Eden sicher war.
»Nur gut, dass Sie nicht verheiratet sind«, sagte sie leise. »Diese Männer würden Ihrer Frau schreckliche Angst einjagen.«
»Sie werden nur so lange hier sein, bis die Felder gerodet sind.«
»Hoffentlich geht alles gut«, murmelte Letitia, die ehrlich beunruhigt war. »Ich würde gern mehr tun, um Ihnen zu helfen, aber ich sehe im Moment keine Möglichkeit.«
»Sie werden Frankies Familie helfen. Das ist erst einmal dasWichtigste, und dafür danke ich Ihnen«, sagte Jordan, der wusste, dass Letitia wenig oder keinen Einfluss auf Max besaß. Erst jetzt erkannte Jordan, wie mächtig und bestimmend dieser Mann wirklich war. Offenbar hatte er die ganze Stadt unter Kontrolle.
»Ich sollte jetzt lieber weiterfahren«, meinte Letitia. »Ich komme ohnehin zu spät zu meinem Bridgetreffen, und ohne mich können die anderen nicht anfangen!«
»Entschuldigen Sie, dass ich Sie aufgehalten habe, aber ich habe Ihre Gesellschaft sehr genossen«, erwiderte Jordan. Erstaunt stellte er fest, dass er jedes Wort genau so meinte, wie er es sagte, obwohl es eigentlich zu seinem Racheplan gehört hatte, sich zum Schein mit Letitia anzufreunden. »Ich freue mich darauf, Sie morgen wiederzusehen.«
»Mir geht es ebenso«, erwiderte Letitia und schenkte ihm ein leichtes Lächeln, obwohl sie sich Sorgen um Eve machte und inständig hoffte, dass Jordan auf sie Acht gab. Ihr Blick ruhte noch einen Moment auf seinen dunklen Augen, bevor sie den Wagen wendete.
»Bis morgen«, rief sie ihm zu und fuhr davon.
Jordan sah ihr nach, bis sie um eine Kurve verschwunden war. Er erkannte, dass er Letitia Courtland mochte und dass es alles andere als unangenehm sein würde, seine Zeit mit ihr zu verbringen.
8
A ls Jordan sich den Männern näherte, die an der Rückseite des Hauses warteten, standen sie im Kreis beieinander und sprachen über die Plantage. Wieder erschrak er beim Anblick dieser bunt gewürfelten Schar von Verlierern und fragte sich, was in aller Welt ihn bewogen hatte, diese Bande einzustellen. Die Verzweiflung? Jedenfalls ging er ein gefährliches Risiko ein, wenn er so weitermachte – sicher kein ideales Rezept für das Gelingen seiner Pläne.
Die meisten der Männer waren ein paar Jahre älter als Jordan. Sie hatten ihre Zeit mit Kneipenschlägereien oder im Gefängnis verbracht, und der ständige Kampf ums Überleben hatte sie vorzeitig altern lassen. Ihre narbigen, faltigen Gesichter wirkten nicht eben vertrauenerweckend. Unter anderen Umständen hätte Jordan sie niemals eingestellt.
Beim Näherkommen hörte er Bruchstücke ihrer Unterhaltung. Es gefiel den Kerlen nicht, dass die Plantage so vernachlässigt war.
»Ich habe in den Minenkaffs schon Absteigen gesehen, die gemütlicher waren als die Bruchbude hier«, hörte er einen der Männer brummen.
»Da hast du Recht. Glaubst du, er hat uns wegen dem Lohn was vorgemacht?«
»Wenn wir den ganzen Weg umsonst gekommen sind, machen wir dem Burschen die Hölle heiß ...«
Die Männer
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