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Im Glanz der roten Sonne Roman

Titel: Im Glanz der roten Sonne Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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verstummten, als sie Jordan kommen hörten, und ihre Mienen wurden feindselig.
    »Wir haben schon den halben Arbeitstag verloren«, sagte Jordan ungeduldig. »Ich will nicht noch mehr Zeit verlieren. Ich werde mir eure Namen aufschreiben, und dann geht’s auf die Felder.« Jordan fühlte sich im Nachteil, solange er die Namen der Männer nicht kannte, deren Mienen jetzt verschlagen wirkten. Er fragte sich, ob sie gesucht wurden wie so viele Herumtreiber im Norden Australiens. Bei dem Gedanken, vielleicht sogar Mörder und Totschläger vor sich zu haben, lief es ihm kalt den Rücken herunter.
    »Ich bin Ned Fletcher«, sagte der Größte von ihnen mit sichtlichem Widerstreben. »Sie haben das Land und die Bruchbude hier gerade erst gekauft, stimmt’s?«
    Jordan starrte in das pockennarbige Gesicht des Mannes und fragte sich, ob Fletcher sich diesen Namen nur ausgedacht hatte. »Mein Vater hat Eden aufgebaut«, sagte er und sah, wie die Männer verschlagene Blicke wechselten.
    »Das hier ist nicht gerade das, was ich mir unter dem Garten Eden vorstelle«, meinte einer der Männer hämisch.
    »Warum ist die Plantage so heruntergekommen?«, wollte Ned Fletcher wissen.
    Jordan hätte beinahe erwidert: »Damit du dich mit deinen Freunden gleich zu Hause fühlst, weil ihr genauso heruntergekommen seid.« Stattdessen sagte er: »Mein Vater ist vor zehn Jahren gestorben, und seitdem war ich nicht mehr hier.« Ohne auf eine Antwort zu warten, wandte er sich an den Mann, der ihm am nächsten stand, und fragte nach dessen Namen. Ein Hut bedeckte den fast kahlen Schädel, und der struppige Bart konnte die hässliche Narbe auf der linken Wange nicht verbergen.
    »Ich bin Dermot Locke. Wollen Sie damit sagen, Sie haben noch nie im Leben Zuckerrohr angebaut?«
    »Ich bin in Eden aufgewachsen und habe mit meinem Vater hier gearbeitet ...«
    Dermot starrte ihn voller Verachtung an. »Vor zehn Jahrenwaren Sie nicht mal trocken hinter den Ohren. Gibt’s hier jemanden, der was von der Sache versteht?«
    »Ich will die Felder gerodet haben, damit ich pflanzen kann. Danach kümmere ich mich um alles andere«, sagte Jordan scharf und wandte sich an den nächsten Mann, dessen Augen kalt wie die einer Königsnatter blickten. »Dein Name?«
    »Bill Boltoff.«
    Jordan schrieb den Namen auf einen Zettel, den er in der Hand hielt, und schaute den Mann neben Bill an.
    »Das ist Hubert Ibald«, erklärte Bill und zeigte auf den dünnen, hinterhältig blickenden Mann. »Er kann nicht sprechen. Man hat ihm vor sechs Jahren in einem Hafen an der Elfenbeinküste die Zunge herausgeschnitten.«
    Jordan erinnerte sich, Hubert in Babinda gesehen zu haben. Er hatte es seltsam gefunden, dass der Mann kein Wort sagte, hatte jedoch geglaubt, er sei eigenwillig und etwas zurückgeblieben wie die anderen auch. Jetzt sah Jordan zum ersten Mal, dass der Mann eine kleine Tafel in der Hand hielt, auf die er in fast unleserlicher Schrift den Namen Hubert geschrieben hatte.
    »Tut mir Leid«, sagte Jordan bloß und verbarg seine Bestürzung und die Neugier, warum dem unglücklichen Hubert Ibald eine solch grausame Behandlung zuteil geworden war.
    »Und ich bin Charlie Hyde«, brummte der letzte der Männer. Er war klein und schmal, hatte kurze, krumme Beine und trug einen ungepflegten Bart. »Ich bin anstelle von Conlon hier, den Sie in Babinda eingestellt haben.«
    Jordan hatte sich schon gefragt, wo Conlon steckte. »Warum ist er nicht selbst hier?«, fragte er in der Erwartung, der Mann sei festgenommen oder bei einem Kampf verwundet worden.
    »Wahrscheinlich ist er tot«, meinte Bill Boltoff scheinbar gleichgültig. »Der Arzt glaubt, dass ihn beim Löschen einer Schiffsladung in Cairns eine giftige Spinne gebissen hat.«
    Jordan erschrak. »Was für eine Spinne kann einen Mann wie Conlon töten?« Er erinnerte sich, dass Conlon ein sehr kräftiger Bursche gewesen war, der als einziger Feldarbeiter in Babinda gesund ausgesehen hatte.
    »Angeblich war’s ’ne Trichternetzspinne aus dem Süden, die sich wohl in der Ladung verkrochen hatte. Aber was es auch für ein Biest gewesen ist, es gab keine Rettung mehr für ihn.« Das Bild des sterbenden Conlon erschien vor Bill Boltoffs innerem Auge, und ihn schauderte bei der Erinnerung an die im Krampf verzerrten Muskeln des Sterbenden, dem der Speichel aus dem Mundwinkel gelaufen war. Schließlich hatte Bill den Anblick nicht mehr ertragen und war geflüchtet, als Conlon sich erbrach und der Arzt erklärte, er werde

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