Im Glanz der roten Sonne Roman
verantwortlich war.
»Na, hast du aufgegeben?«
Jordan erkannte die Stimme sofort, und alles in ihm verkrampfte sich. Langsam wandte er sich um und sah Max nurfünf Meter hinter sich stehen, ein selbstzufriedenes Grinsen auf dem Gesicht. Milo Jefferson war bei ihm.
»Es ist nicht meine Art, einfach aufzugeben«, erwiderte Jordan kühl.
»Warum hast du dann deinen Zettel abgerissen?«
Jordan bemerkte, dass einige Passanten auf sie aufmerksam geworden waren. »Weil ich die Hilfe habe, die ich brauche«, sagte er und wandte sich halb ab, da er seinen Zorn kaum noch im Zaum halten konnte.
»Hast du deine Felder schon bepflanzt?«, fuhr Max fort. »Sieht aus, als würde jeden Tag die Regenzeit beginnen.«
»Was gehen Sie meine Felder an?«
»Als dein direkter Nachbar ist mir nicht entgangen, dass du wie ein kanaka geschuftet hast. Es würde mir Leid tun, wenn du nach all diesen Strapazen jetzt deine Setzlinge nicht pflanzen könntest.«
»Ach, wirklich? Dann habe ich mich wohl in Ihnen getäuscht, Courtland. Ich dachte, Sie wären darauf aus, mir Steine in den Weg zu legen. Dabei waren Sie die ganze Zeit nur um das Wohl meiner Plantage besorgt!« Jordan sah den Ausdruck der Zufriedenheit in den kalten, grauen Augen des anderen. »Da Sie so viel Anteil nehmen, kann ich Sie beruhigen. Ich habe meine Pläne geändert.«
Max blickte ihn hoffnungsvoll an. »Bist du endlich zur Vernunft gekommen? Hast du endlich beschlossen, Eden zu verkaufen?« Er war offensichtlich der Meinung, einen leichten Sieg errungen zu haben.
»Nein. Ich habe beschlossen, mich auf die Renovierung des Hauses und der Außengebäude zu konzentrieren, bevor ich die Felder bepflanze. Ich bin nicht auf das Geld angewiesen, das die Ernte eingebracht hätte. Deshalb eilt es nicht so sehr.« Zufrieden sah er, wie sich ein Ausdruck von Zorn und Enttäuschung auf Max’ Gesicht legte. Jordan hatte ihm zu verstehen gegeben, dass der Diebstahl der Setzlinge umsonst gewesen war.
»Außerdem möchte ich die Zeit nutzen, mich mit den Einheimischen vertraut zu machen und den Kontakt zu alten Freunden und Freundinnen wieder aufzufrischen.«
Max starrte ihn an. Er schien sich zu fragen, ob Jordan auf die Drohung anspielte, seine Frau und seine Töchter zu verführen. Max war sicher, dass Letitia ihn niemals betrügen würde, und zuversichtlich, dass Celias Verlobung sie davon abhielt, sich mit einem anderen einzulassen, aber Lexie würde er am kurzen Zügel führen müssen – und genau das hatte er vor.
»Du verschwendest nur deine Zeit, wenn du Zuckerrohr anbaust, weil die Mühle es nicht kaufen wird. Man sagt, dass du hergekommen bist, um Unfrieden zu stiften, aber die Leute mögen keine Unruhestifter!« Max war offensichtlich darauf bedacht, Eindruck auf die wenigen Umstehenden zu machen.
»Sie meinen, die Besitzer der Mühle und die Leute in der Stadt tun, was Sie wollen?«
Mit aufreizender Selbstzufriedenheit erwiderte Max: »Ich bestreite nicht, dass ich hier über einen gewissen Einfluss verfüge. Ich habe viel für diese Stadt getan, und die Bevölkerung ist dankbar für meine Hilfe.«
Jordan warf einen forschenden Blick auf die Umstehenden, doch ihre Mienen verrieten wenig. »Ich habe gehört, Sie hätten viel versprochen, doch Ihre Versprechen seien nur Schall und Rauch gewesen.«
Max blickte ihn verunsichert an. »Ich weiß nicht, woher du diesen Unsinn hast, Junge, aber ich kann dir versichern, dass ich vielen meiner Freunde geholfen habe.«
Jordan hätte gern gesagt, dass Max seinen Freunden vor allem zu guten Preisen bei der Mühle verholfen hatte – auf Kosten anderer. Doch er wollte seine Trümpfe nicht zu früh aus der Hand geben. »Was haben Sie denn für die Stadt getan? Wollten Sie nicht schon vor längerer Zeit einen Arzt hierher holen?«
Max wirkte überrascht, dass Jordan an diese Informationgelangt war. »So einfach ist das nicht. In weitem Umkreis gibt es nur sehr wenige Ärzte. Aber ich werde mich jetzt nicht vor dir rechtfertigen!«
»Das glaube ich gern! Denn ich glaube, Sie haben sich vor allem Ihre eigenen Taschen gefüllt, ohne Rücksicht auf das Leiden anderer, zum Beispiel der kanakas !«
Eine kleine Gruppe der polynesischen Inselbewohner hatte sich im Schatten eines Feigenbaums im Hintergrund versammelt. Als Jordan zu ihnen blickte, senkten sie die Köpfe. Außerdem wurden Jordan und Max von einigen Europäern beobachtet, doch als Milo sie scharf anblickte, gingen sie weiter.
»Die Arbeitsbedingungen der kanakas
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