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Im Glanz der roten Sonne Roman

Titel: Im Glanz der roten Sonne Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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Jimmy!«
    Jimmy lachte, wirkte zugleich aber ein bisschen wehmütig. Es war lange her, dass sein Vater etwas zu lachen gehabt hatte.

    Bei Tee und Fladenbrot mit Marmelade erfuhr Jordan später, dass Jimmy und Alberto zuerst sämtliche Setzlinge eingesammelt hatten, die sie entbehren konnten, doch ihnen war klar geworden, dass sie bei weitem nicht ausreichten. Dann hatte Jethro, einer von Jimmys kanakas , seinem Boss berichtet, dass Elias, ein kanaka von Courtlands Willoughby-Plantage, von einer Ladung Setzlinge gesprochen hatte, die Milo Jefferson angeblich an der Rückseite der Plantage abgestellt hatte. Darauf hatte Jimmy sich mit Alberto zusammengesetzt und diesem seinen Plan unterbreitet, vom Fluss aus an die Plantage heranzufahren und die Setzlinge mitzunehmen.
    »Wir sind um Mitternacht den Fluss hinaufgerudert, als der Mond ganz von Wolken verdeckt war«, berichtete Jimmy aufgeregt wie ein Schuljunge. »Wir haben drei Boote und ein paar von unseren kräftigsten kanakas mitgenommen.«
    »Aber wie habt ihr die Setzlinge das Flussufer hinunterbekommen? Wenn ich mich recht erinnere, ist das Ufer an der Rückseite von Willoughby sehr steil.«
    »Stimmt«, sagte Alberto. »Wir mussten die Boote mit Seilen die Böschung hochziehen, sie mit Setzlingen beladen und dann wieder zum Wasser hinunterlassen.«
    Jordan schüttelte ungläubig den Kopf.
    »Das war ein riskantes Unternehmen«, sagte Jimmy mit blitzenden Augen. Die ganze Sache hatte ihm offensichtlich Spaß gemacht. »Wenn Max oder Milo uns erwischt hätten ...«
    Jordan wollte gar nicht daran denken. Er war froh, dass die Freunde nicht ertappt worden waren.
    »Findest du nicht, dass es ein perfekter Plan war, Jordan?«
    »Ob er perfekt war, weiß ich nicht, aber ich kann nicht leugnen, dass er funktioniert hat.«
    »Max hätte nie damit gerechnet, dass wir uns die Setzlinge dort schnappen würden, wo er sie hatte abstellen lassen.«
    »Ihr hättet mich in euren Plan einweihen sollen«, meinte Jordan ernst, doch als er Jimmys und Albertos betroffene Mienen sah, konnte er ein Lächeln nicht zurückhalten. »Dann wäre ich mitgekommen«, fügte er hinzu.
    »Wir hatten schon befürchtet, dass du es nicht richtig findest«, meinte Jimmy, »wo du doch jetzt ein angesehener Geschäftsmann bist, und überhaupt ...«
    Jordan schaute sie mit großen Augen an. »Ihr hättet es eigentlich besser wissen müssen«, sagte er und richtete den Blick auf Alberto. »War ich es nicht, der die blendende Idee hatte, mit dem Rasiermesser deines Vaters einen Fisch abzuschuppen?«
    »Erinnere mich nicht daran«, erwiderte Alberto. »Ich musste mich drei Tag beim alten Nebo im Freien verstecken, bevor ich mich wieder nach Hause wagen konnte.«
    »Und habe ich damals nicht Dan Carmichaels prämierten Hahn als Weihnachtsessen für unsere kanakas gestohlen?«
    »Stimmt«, sagte Jimmy, als ihm die Sache wieder einfiel. »Du hast ihn gegen ein mageres junges Hähnchen ausgetauscht, das deine Mutter zum Mästen gekauft hatte, und geglaubt, Dan Carmichael würde es nicht merken, weil das magere Vieh die gleiche Farbe hatte wie das fette.«
    Die drei Männer lachten herzlich, als sie an diese alte Geschichte dachten, zumal der wütende Dan Carmichael nie herausgefunden hatte, was seinem besten Hahn zugestoßen war.
    Sie hatten gerade den Tee getrunken, als Jethro mit Jimmys Pferd, dem Pflug und einigen kanakas eintraf.
    »Wenn wir heute fertig werden wollen, brauchen wir jeden Mann, den wir bekommen können«, meinte Jimmy.
    »Ich kann euch allen gar nicht genug danken«, erwiderte Jordan.
    »Schon gut«, gab Jimmy zurück. »Wir sind Freunde, und Freunde helfen einander.«
    Jordan dachte an seinen Plan. »Du hast Recht«, sagte er.

    Der Himmel war düster und verhangen, die Luft unbewegt und drückend heiß, als die Männer auf die Felder gingen, gefolgt von den Jungen. Es war einer von den Tagen, da einem schon nach fünf Schritten der Schweiß aus den Poren trat. Trotzdem gingen die Männer mit viel Optimismus – vielleicht auch einer Portion Unvernunft – an die Arbeit, während die Frauen ihnen nachblickten. Die Chance war gering, alle Felder in der kurzen Zeit zu bepflanzen, die ihnen blieb, bevor der Regen kam, aber daran dachten sie nicht.
    Saul ging voraus und riss den Boden mit Jordans Pferdepflug auf, wobei er das riesige Joch geschickt auf seinen kräftigen Schultern balancierte. In der Nacht hatte es einen kurzen Schauer gegeben, sodass der Boden feucht war und es kaum staubte.

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