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Im Glanz der roten Sonne Roman

Titel: Im Glanz der roten Sonne Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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was ihr Mann getan hat.«
    Gaby starrte noch immer düster vor sich hin.
    »Ich weiß, so einfach geht das nicht, Gaby, aber versetzen Sie sich einmal in Letitias Lage. Wie wäre Ihnen zumute, würde Ihr Mann einer unschuldigen Familie so etwas antun?«
    »So etwas würde Frankie niemals tun! Wenn doch, würde ich ihn auf der Stelle verlassen – und Letitia sollte es bei Max genauso halten.«
    »So habe ich früher auch gedacht, aber vielleicht ist es nicht so einfach. Max Courtland ist sehr mächtig und sehreinschüchternd. Selbst gestandene Männer haben nicht den Mut, gegen ihn anzukämpfen. Letitia ist freundlich und hilfsbereit, aber sie ist ein schwacher Mensch. Doch das sagt sich leicht, denn ich muss ja nicht mit Max Courtland leben.« Sie hielt kurz inne und fuhr fort: »Jordan meint, Letitia sei nur deshalb bei Max geblieben, um ihre Töchter zu beschützen.« Zum ersten Mal kam Eve der Gedanke, ihr Vater könne Letitia gedrängt haben, sie in die Obhut ihrer Tante und ihres Onkels zu geben.
    Gaby blickte Eve eindringlich an. »Ich will nicht, dass er ungestraft davonkommt, aber ich kann auf der anderen Seite verstehen, wenn jemand seine Kinder schützen will. Ich selbst habe Jordan gebeten, keine Vergeltung zu üben, weil ich Angst um meine Söhne habe.«
    Eves Gedanken schweiften in die Vergangenheit. Hätte ihre Mutter sie wirklich zurückhaben wollen, hätte sie sich Max’ Entscheidung widersetzen können. Eve verstand nicht, warum Letitia es nicht getan hatte – und wahrscheinlich würde sie es niemals verstehen.
    Später am Nachmittag saß Eve am Flussufer und schrieb einen Brief an ihre Tante Cornelia und ihren Onkel Louis. Sie war voller Fragen über Letitia und hoffte, dass die beiden ihr die Antworten geben konnten. Cornelia und Louis schrieben ihr mindestens einmal im Monat und schickten die Briefe an die Adresse von Mary Foggarty. Eve hatte ihnen nie mitgeteilt, das sie jetzt in Eden lebte, und sie wollte auch nicht, dass die Leute in Geraldton davon erfuhren.
    Und wenn Cornelia und Louis ihr nicht die Antworten geben konnten, auf die sie hoffte?
    Eve wusste nicht, was sie dann tun sollte und ob sie sich überwinden konnte, ihrer Mutter jene Fragen zu stellen, die ihr Herz bewegten.

14
    E s war gerade erst hell geworden, als Jordan von Geräuschen vor dem Haus geweckt wurde. Er sprang aus dem Liegestuhl, zog Hose und Stiefel an und ging zur vorderen Veranda. Dort traf er auf Ryan O’Connor, der fremden Besuchern gegenüberstand, zwei Männern und drei Jungen in einem Pferdewagen sowie zwei Reitern.
    »Was haben Sie hier zu suchen, Gentlemen?«, fragte Ryan mit seinem breitesten irischen Akzent, während er drohend einen dicken Holzknüppel schwang. Jordan blieb einen Augenblick stehen und nahm das beinahe komisch anmutende Bild in sich auf: Falls Ryan versuchte, die ruppige Art Sauls und Noahs nachzuahmen, mit der sie die raubeinigen Feldarbeiter aus Babinda in die Flucht geschlagen hatten, so hatte er wenig Erfolg damit.
    Als Jordan sich den Männern zuwandte, sah er zu seiner Überraschung, dass Jimmy Hammond den Wagen lenkte. Noch mehr verwunderte es ihn, Alberto Santini neben Jimmy zu sehen. Die beiden Reiter neben dem Wagen kannte er nicht, ebenso wenig die drei Jungen auf dem hoch beladenen Gefährt.
    »Schon gut, Ryan«, sagte er. »Ich kenne zwei von den Gentlemen.«
    »Ich hoffe, du bist auf Arbeit vorbereitet, Jordan«, rief Jimmy ihm aufgeregt zu. »Wir haben deine Setzlinge.«
    »Meine Setzlinge ...?«, fragte Jordon verdutzt.
    »Das ist eine Geschichte, die man am besten bei einer Tasse Tee erzählt«, gab Jimmy zurück und sprang vom Wagen.
    Als Alberto ebenfalls vom Bock stieg, erschrak Jordan, dass der Freund seit ihrer letzten Begegnung kaum gewachsen war. Er reichte Jordan nicht einmal bis zur Brust.
    »Willkommen daheim in Eden«, sagte Alberto, drückte Jordan fest die Hand und legte den Kopf in den Nacken, um zu ihm aufzuschauen. »Himmel! Hat dein Onkel in Brisbane dich mit Dünger gefüttert? Du musst zwei Meter gewachsen sein, seit wir uns das letzte Mal gesehen haben!«
    Jordan lächelte in Albertos vertrautes, freundliches Gesicht, und die Jahre schienen sich in nichts aufzulösen. »Und du bist überhaupt nicht gewachsen, seit ich dich das letzte Mal gesehen habe«, meinte er lachend. Dann fiel sein Blick auf den Hut Albertos, und dieser las Jordans Gedanken. »Mit meinen Haaren kannst du mich nicht mehr aufziehen«, meinte er, während er den Hut abnahm und über

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