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Im Glanz der roten Sonne Roman

Titel: Im Glanz der roten Sonne Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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sie vorhin in der Stadt gesehen hatte. Unwillkürlich erinnerte er sich an ihre erste Begegnung, und längst vergessene Gefühle stiegen in ihm auf ...
    Zwei Tage, nachdem Milo vor Jahren seine Arbeit in Willoughby aufgenommen hatte, hatte Max ihn zum Haupthaus geschickt, um dort irgendetwas zu holen. Letitia war auf die Veranda gekommen, um ihn zu begrüßen. Damals waren Alexandra und Celia noch sehr klein gewesen, und Evangeline war noch gar nicht geboren. Letitia hatte Milo so strahlend angelächelt, dass es ihm buchstäblich den Atem verschlug. Von diesem Moment an war ihm jede Ausrede recht gewesen, um zum Haupthaus zu gehen. Bevor er nach Willoughby gekommen war, hatte er Australien kreuz und quer bereist, doch nie war ihm eine so schöne, elegante, freundliche Frau begegnet wie Letitia Courtland.
    Letitia war nicht nur schön und stets geschmackvoll gekleidet, sie war überdies eine sehr kluge Frau. Und sie gab jedem das Gefühl, der wichtigste Mensch auf Erden zu sein. In Milos Augen besaß sie etwas Königliches. Damals hatte er sie selten einen Drink nehmen sehen, nur gelegentlich einen Cocktail mit Freundinnen. Und stets hatte sie einen fröhlichen Eindruck gemacht. Bei dieser Erinnerung fühlte Milo Wehmut insich aufsteigen. Dann aber dachte er daran, was Letitia so sehr verändert hatte. Und als er an Luther dachte, kehrte die alte Bitterkeit wieder.
    Luther Amos war einer der ersten Feldarbeiter gewesen, den Max Courtland in Willoughby eingestellt hatte. Sein Vater war Samoaner, seine Mutter eine katholische irische Missionarin. Luther hatte den hohen Wuchs, den kräftigen Körperbau und die angenehme Baritonstimme seines Vaters geerbt, und von der Mutter hatte er das glatte dunkle Haar und die grünen Augen. Die polynesischen Frauen hatten ihn unwiderstehlich gefunden, doch niemand hätte geglaubt, dass ein Feldarbeiter auch Letitia gefallen könnte ...
    Milo hatte sie genau beobachtet und rasch erkannt, dass Letitia und Luther sich zueinander hingezogen fühlten. Von brennender Eifersucht erfüllt hatte Milo beobachtet, wie sehr Letitia der Charme und der Humor Luthers gefielen. Milo gegenüber war sie freundlich und respektvoll, doch in ihren Augen lag nicht dasselbe Leuchten, wie wenn sie Luther anschaute. Als Milo von Max zum Aufseher ernannt worden war, hatte er dafür gesorgt, dass Luther eine »Spezialbehandlung« bekam. Danach hatte man ihn nie wieder in Willoughby gesehen ...
    Letitia hatte damals den Verdacht gehegt, dass Milo etwas mit Luthers Verschwinden zu tun haben könnte, und sich tief in ihren Schmerz zurückgezogen. Enttäuscht und verwirrt hatte Milo seinem Boss damals nichts über die Affäre Letitias mit einem seiner Feldarbeiter erzählt; Max selbst hatte ironischerweise deshalb nichts davon bemerkt, weil er in Gedanken viel zu sehr mit Catheline Hale beschäftigt war.
    Zuerst hatte Milo geglaubt, sein geheimes Wissen über Letitia könne von Vorteil für ihn sein. Es hatte ihm ein Gefühl der Macht verliehen, doch er hatte rasch feststellen müssen, dass er niemals Luthers Platz in Letitias Herzen würde erobern können. Im Gegenteil: Sie hatte keinen Zweifel darangelassen, dass sie nichts mit ihm zu tun haben wollte, selbst als er damit drohte, Max von ihrem Geheimnis zu erzählen. Zu der Zeit fing Letitia an, schon am Nachmittag Alkohol zu trinken und morgens lange im Bett zu liegen. Wann immer sie mit Milo sprach, lag Bitterkeit in ihrer Stimme, und seit damals hatte er ihr strahlendes Lächeln nicht mehr gesehen.

    Milo war gerade erst durchs Tor geritten, als er wütendes Gebrüll hörte, in das sich Schmerzensschreie und Bitten um Erbarmen mischten. Bei den Ställen angelangt, wusste er, was es zu bedeuten hatte: Max verprügelte Elias.
    »Gib zu, dass du Saul und Noah von den Setzlingen erzählt hast! Gib es zu!« Wieder schlug Max mit einer Bambusgerte auf Elias’ blutigen Rücken. Elias’ Hemd hing in Fetzen, und Schweiß bedeckte seinen geschundenen Körper.
    »Ich hab sie nicht gesehen, Boss! Ich schwör’s!«
    »Du verdammter Lügner!« Wieder schlug Max zu, und diesmal traf er Elias’ linke Wange. Mit einem gellenden Schrei fiel Elias auf den Rücken, doch Max war dermaßen außer sich vor Wut, dass er nicht von seinem Opfer abließ. In all dem Durcheinander bemerkte niemand, dass Letitia zurückgekommen war.
    »Max! Was tust du da, um Himmels willen?«, fragte sie, als sie hastig vom Einspänner sprang.
    Max war so sehr darauf konzentriert, die Wahrheit aus

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