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Im Glanz der roten Sonne Roman

Titel: Im Glanz der roten Sonne Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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von der Tür her, und Letitia fuhr erschrocken zusammen. »Ich habe ihm ein opiumhaltiges Schmerzmittel gegeben, deshalb ist er durcheinander und redet wirres Zeug.«
    Letitia richtete sich in dem schwachen Licht der Baracke auf. »Nein, er fantasiert nicht«, sagte sie. »Mein Mann ist ein Scheusal! Und sehen Sie sich nur diese Baracke an. Man müsste sie auf der Stelle abreißen!«
    Milo schaute sich so unbeeindruckt um, als wollte er Letitia damit zu verstehen geben, dass sie maßlos übertrieb. »Ist doch gar nicht so schlecht hier. Auf den Inseln hausen die kanakas in Grashütten.«
    »Ja, aber in sauberen Grashütten! Sicher sterben sie dort nicht an der Ruhr!«
    Milo zuckte mit den Schultern, als interessiere ihn das alles nicht.
    Letitia beachtete ihn nicht weiter und ging zur Tür. Sie hatte sich in Milo Jeffersons Gesellschaft immer unwohl gefühlt, hatte ihm nie getraut und sah auch jetzt keinen Grund, ihre Meinung über diesen Mann zu ändern.
    »Ich habe Sie heute in der Stadt gesehen«, sagte Milo, als sie an ihm vorbeiging.
    Letitia antwortete nicht, während sie sich ihren Weg durch den Schlamm suchte.
    »Sie haben mit dieser Gaby Malloy gesprochen«, fügte er hinzu und folgte ihr.
    Letitia wandte sich um. »Sie haben doch sicher Besseres zu tun, als meine Gespräche zu belauschen!«
    »Ich stand vor der Futtermittelhandlung, und Sie vor Bartons General Store.«
    Letitia wandte sich ab.
    »Ihr Mann hätte bestimmt etwas dagegen, dass Sie mit Gaby Malloy sprechen«, sagte Milo.
    Letitia blieb stehen und warf ihm über die Schulter einen Blick zu. »Warum, Milo? Vielleicht, weil er das Haus der Malloys niederbrennen ließ?«
    Milos Augen wurden schmal, sein Blick kalt und boshaft, wie Letitia es oft bei ihm gesehen hatte. »Die Malloys arbeiten für Jordan Hale – und Sie wissen ja, wie Max über ihn denkt.«
    »Ehrlich gesagt interessiert es mich nicht mehr, was mein Mann über Jordan Hale denkt oder über Gaby Malloy oder über sonst jemanden. Ich werde von nun an sprechen, mitwem ich will und wann ich will, also verschwenden Sie Ihre Zeit nicht damit, mich auszuspionieren!«
    Zitternd vor Zorn wandte Letitia sich um und ging davon. Nie im Leben hatte es sie heftiger nach einem Rumcocktail verlangt als in diesem Augenblick.

17
    L etitia stand vor Jordans Haustür und blickte in das gerö tete Gesicht von Gaby Malloy. »Ich hoffe, Sie sind mir nicht böse, weil ich unangemeldet erscheine«, sagte Letitia und fühlte sich mit einem Mal sehr unwohl. Fast hätte sie ihren Plan aufgegeben, Gaby ihre schlimmsten Befürchtungen anzuvertrauen. Dann aber schenkte Gaby ihr ein warmes Lächeln, und Letitias Unbehagen schwand.
    »Ich habe Ihnen doch gestern gesagt, dass Sie jederzeit willkommen sind, Letitia. Bitte, treten Sie ein.« Gaby führte Letitia zum Esszimmer, und das Geräusch ihrer Schritte hallte laut durch das leere Haus. Frankie hatte mit der Renovierung der Arbeiterbaracke begonnen, sodass der Tisch im Esszimmer von Holzresten und Werkzeugen freigeräumt war.
    »Ich bin eben erst aus der Stadt zurückgekommen«, erklärte Gaby und tupfte sich den Schweiß vom Gesicht. Sie blickte Letitia an, die sich auf einen der von Frankie für die wachsende Anzahl von Hausbewohnern eilig gezimmerten Stühle fallen ließ. Letitia war zu sehr Dame, als dass sie zuzugeben hätte, wie schlecht sie sich fühlte, doch Gaby sah ihr auch so an, dass sie völlig durcheinander war.
    »Ich werde Ting yan bitten, uns Tee zu kochen«, sagte sie. »Um ehrlich zu sein, Letitia, Sie sehen aus, als könnten Sie eine Tasse sehr gut gebrauchen.«
    »Ich habe kaum geschlafen«, erwiderte Letitia. Ihre Wangen waren erschreckend blass, und unter ihren Augen lagen dunkle Ringe.
    »Wenn es etwas gibt, das Sie gern mit mir besprechen möchten ... man hat mir schon öfter gesagt, dass ich eine gute Zuhörerin bin«, sagte Gaby. Sie wollte Letitia nicht drängen, doch sie sollte wissen, dass sie in ihr eine Freundin besaß, der sie sich unbesorgt anvertrauen konnte.
    »Ich hatte gehofft, dass Sie so denken«, gab Letitia zurück.
    Gaby setzte sich neben sie. »Was macht Ihnen Sorgen?«
    Einen Augenblick zögerte Letitia, denn ihre Freundschaft war noch sehr jung und zerbrechlich, und selbst wenn Gaby sich vorgenommen hatte, sie anders zu beurteilen als Max, fürchtete Letitia dennoch, Gabys Meinung über sie könne sich ändern. Sie hatte dieses Risiko eingehen wollen, weil sie es als wichtig erachtete, sämtliche Bewohner Edens über

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