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Im Glanz der roten Sonne Roman

Titel: Im Glanz der roten Sonne Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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jedoch ahnte nichts davon.
    »Hallo, Irwin. Wo ist Jules?«, fragte sie knapp und war viel zu sehr mit ihrem Problem beschäftigt, als dass sie Irwins Enttäuschung bemerkt hätte.
    »Ist zur Bank. Muss aber bald wiederkommen. Kann ich dir vielleicht helfen?«
    »Nur, wenn du in der Zwischenzeit die Zeitung übernommen hast«, murmelte Eve.
    »Hast du etwas für die Gesellschaftskolumne geschrieben?«, wollte Irwin wissen.
    »Das nicht gerade.«
    Irwins Miene wurde verschlossen. »Wenn es etwas anderes ist, Eve – du weiß ja, dass Jules es nicht drucken wird.«
    »Es geht um einen politischen Artikel, der veröffentlicht werden muss , Irwin. Wenn Jules es nicht tut, gehe ich zur Zeitung in Babinda. Außerdem werde ich mich an Sam Griffith persönlich wenden.« Sie sprach den Namen des Premierministers aus, als wäre sie eine gute alte Bekannte von ihm.
    »Wirklich?«, fragte eine Männerstimme.
    Eve fuhr herum und sah, dass Jules Keane hinter ihr das Büro betreten hatte. Er wirkte ganz und gar nicht erfreut, sie zu sehen. Eve holte noch einmal tief Atem und bemühte sich, ihre Entschlossenheit zurückzugewinnen, die durch Jules’ plötzliches Erscheinen einen leichten Dämpfer erhalten hatte.
    »Ich habe Recherchen angestellt ...«, sagte sie.
    »Der Himmel stehe uns bei!«, stieß Jules trocken hervor und ging zu seinem Schreibtisch.
    Eve ließ sich nicht beirren. »Wie Sie wissen, Jules, betrachtet man in Queensland den Bau staatlicher Zuckerrohrmühlen als mögliche Lösung des Problems der Ausbeutung polynesischer Arbeiter ...«
    Jules machte eine abwehrende Geste. »Bevor du weiterredest, Eve – ich bin nicht bereit, noch einen deiner politischenArtikel zu veröffentlichen. Sie sind mir zu radikal. Ich kann von Glück sagen, dass mein Büro nicht niedergebrannt wurde, nachdem dein letzter Artikel erschienen war.«
    »Sie wollen die Menschen doch informieren. Sie wollen ihnen die Wahrheit vermitteln, nicht wahr, Jules?«
    »Ja. Aber es zählt nicht zu meinen Aufgaben, Unruhen anzuzetteln!«
    Eve ignorierte seinen Sarkasmus. »Wussten Sie, dass die Plantagenbesitzer im Gebiet von Mackay dem Premierminister eine Petition vorgelegt haben, die Errichtung staatlich betriebener Mühlen zu ermöglichen, um der Ausbeutung der Südseeinsulaner ein Ende zu machen?«
    »Ja, Eve«, gab er ungeduldig zurück. »Ich bin über die neuesten Entwicklungen durchaus im Bilde!«
    »Dann wissen Sie sicher auch, dass Premierminister Griffith die Absicht hat, die großen Plantagen in kleinere Einheiten aufzuteilen, um die Ausbeutung der kanakas zu beenden. Er möchte die Plantagen in Parzellen von fünfzig Hektar umwandeln, die an farbige oder weiße Pflanzer verkauft werden, statt sie nur zu verpachten. Das Land würde nicht mehr von unterdrückten Arbeitern, sondern von selbstbewussten Pflanzern beackert, die ihr eigenes Zuckerrohr anbauen und neuen Einwanderern Lohn und Brot geben. Worauf das alles abzielt, wissen Sie doch auch, nicht wahr?«
    »Ich kann es mir vorstellen«, gab Jules scheinbar gelangweilt zurück.
    »Griffith will verhindern, dass nur einige wenige Plantagenbesitzer auf anderer Menschen Kosten steinreich werden. Er möchte vielen einen fairen Gewinn ermöglichen und allen die Möglichkeit geben, ihre Produkte an die Mühlen zu verkaufen. Ich brauche Ihnen wohl nicht zu sagen, dass hier in Geraldton die Dinge anders laufen. Einige Plantagenbesitzer benutzen und missbrauchen noch immer ihre Arbeiter, um riesige Gewinne zu scheffeln.«
    Obwohl Jules offensichtlich über Eves Worte nachdachte, schwieg er.
    »Ich habe kürzlich hier in der Nähe von Geraldton eine Plantage besucht«, fuhr Eve fort, »wo ich auf einen Missbrauch der schlimmsten Sorte gestoßen bin, von dem ich Premier Griffith am liebsten berichten möchte. Vielleicht tue ich’s auch.«
    »Und wie kommst du darauf, dass er dir zuhört, Eve?«
    Unbeirrt fuhr sie fort: »Wenn ich mich gezwungen sehe, mit dem Premierminister persönlich zu sprechen, werde ich den Namen dieser Stadt so sehr in den Schmutz ziehen, dass es Jahre dauern wird, ihn wieder reinzuwaschen. Ich werde Briefe an die Zeitungen in Mackay und Townsville schreiben und ihnen berichten, dass Geraldton stolz darauf ist, polynesische Arbeiter auszubeuten ...«
    Jules konnte nicht glauben, was er hörte. »Das ist doch nicht dein Ernst.«
    »O doch!« Eve setzte ihre entschlossenste Miene auf. »Und die Zeitungen in Mackay und Townsville werden die Geschichte nur zu gerne bringen, weil

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