Im Glanz der roten Sonne Roman
Elias herauszuprügeln, dass er nicht einmal in ihre Richtung blickte. »Sag es mir, oder ich schlag dich tot!«
»Ich weiß nicht, wer die Setzlinge genommen hat, Boss! Ich hab niemand von Eden getroffen ... ich schwör’s, Boss ... bitte, hören Sie auf, bitte ...«
Elias schluchzte verzweifelt, zog die Beine an und bedeckte den Kopf schützend mit beiden Händen.
»Keiner wusste, dass die verdammten Setzlinge hierwaren!«, brüllte Max und beugte sich über den zusammengekrümmten Körper. Wieder hob er die Gerte, doch Letitia eilte zu ihm und packte ihn am Arm.
»Hast du den Verstand verloren?«, rief sie. »Hör sofort auf, du Schinder!«
Max fuhr zu ihr herum. Er schäumte buchstäblich, und auf seinem vor Zorn hochroten Gesicht glänzten Schweißperlen. »Halt dich da raus, Letitia, oder ich ...«
»Ich werde nicht zulassen, dass du unsere Arbeiter schlägst. Kein Wunder, dass die halbe Stadt dich für einen Tyrannen hält!«
Max hatte den Punkt erreicht, an dem sein vernünftiges Denken praktisch ausgeschaltet war. Und dass ausgerechnet seine Frau sagte, die Leute hielten ihn für einen Tyrannen, ließ ihn auch den letzten Rest Zurückhaltung verlieren. Er hob die Bambusgerte, um Letitia zu schlagen – etwas, das er nie zuvor getan hatte. Sie erstarrte vor Schreck und schloss in Erwartung des Hiebs die Augen, doch Milo trat dazwischen.
»Gehen Sie zum Haus hinauf, Mistress Letitia«, sagte er ruhig.
Letitia schlug die Augen auf und schaute ihn verwundert an. Dann nahm sie alle Kraft zusammen, rang um Fassung und wandte sich zum Gehen.
Max bedachte Milo mit einem langen, finsteren Blick; dann starrte er Elias voller Verachtung an, bevor er die Gerte zu Boden warf, einen Fluch ausstieß und seiner Frau folgte.
Als sie die Veranda erreicht hatten, drehte Letitia sich zu ihrem Mann um. »Was soll dieses Gerede von den verschwundenen Setzlingen?«
»Vergiss es«, sagte Max. Er wirkte ein wenig ruhiger; sein Atem ging wieder langsamer, und sein Gesicht war nicht mehr so rot, als könnte ihn im nächsten Moment der Schlag treffen. Er ging ins Haus, nur um gleich darauf mit einem Krug Rum und einem Glas wieder zu erscheinen. Er schenkte sich einund kippte den Rum auf einen Zug herunter. Dann füllte er das Glas erneut und ging zum anderen Ende der Veranda.
Letitia dachte über das Gehörte nach. »Du hast Elias beschuldigt, Saul und Noah von irgendwelchen Setzlingen erzählt zu haben. Die beiden sind kanakas und arbeiten in Eden, nicht wahr?«
Max nickte, kam vom Ende der Veranda zurück und schenkte sich sein Glas ein drittes Mal voll, bevor er sich in einen Sessel fallen ließ. Letitia konnte beinahe sehen, wie fieberhaft sein umnebelter Verstand arbeitete. Sie ging zur Hintertür, rief Zeta, das Hausmädchen, und trug ihr auf, Verbände und Jod zu holen und damit Elias’ Wunden zu behandeln. Dann stellte sie ihren Mann zur Rede.
»Was geht hier eigentlich vor, Max? Ich kann nicht glauben, dass du Elias so etwas angetan hast. Du glaubst doch nicht im Ernst, er würde uns hintergehen? Er arbeitet seit Jahren für uns!«
»Ich weiß, dass er jemandem von den Setzlingen erzählt hat«, gab Max zurück, und seine Stimme wurde wieder lauter. »Keiner wusste, wo sie waren, und doch hat jemand sie gestohlen.«
Obwohl Letitia mit der alltäglichen Arbeit auf der Plantage nichts zu tun hatte, wusste sie über viele Dinge Bescheid. Nur jemand, der als Pflanzer neu anfing, brauchte Setzlinge ...
Plötzlich fielen ihr Gabys Worte über die Setzlinge wieder ein, die Jordan in Ingham bestellt hatte. Sie waren verloren gegangen, doch es brauchte nicht viel Kombinationsgabe, um darauf zu kommen, wo die Setzlinge abgeblieben waren.
»Du hast Jordan Hales Setzlinge gestohlen, nicht wahr? Und er hat es irgendwie herausgefunden und sie sich zurückgeholt. War es so?«
Max starrte seine Frau an, erwiderte aber nichts. Das war auch nicht nötig.
Es erschütterte Letitia, dass Max offenbar vor gar nichtszurückschreckte, weder vor Brutalität noch vor gemeinem Diebstahl. »Also hast du den armen Elias fast zu Tode geprügelt, weil die Pflanzen, die du gestohlen hast, von ihrem rechtmäßigen Besitzer zurückgeholt wurden?« Fassungslos schüttelte sie den Kopf. »Du bist abscheulich!«
»Halte dich aus meinen Angelegenheiten heraus, Letitia!«, brüllte Max. » Ich bin der Boss dieser Plantage!«
»Die Fehde mit Jordan Hale muss aufhören, Max!«
»Aufhören? Sie wird nicht eher aufhören, als bis dieser Hund
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