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Im Hauch des Abendwindes

Im Hauch des Abendwindes

Titel: Im Hauch des Abendwindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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paar anderen Schwarzen, die dort ihr Lager haben. Das ist nicht weit. Ich werde ein paar Tage bei ihnen bleiben.«
    Ruby nickte. Sie hatte zwar ein schlechtes Gewissen, weil sie mit ihrer Bitte, Jed noch nichts von der Schwangerschaft zu erzählen, einen Keil zwischen ihn und Kadee getrieben hatte, doch sie schob diese Gedanken von sich. Sie fand es verabscheuenswert, dass Jed mit dem Mädchen geschlafen hatte, zumal er mit Kadees Vater befreundet gewesen war. Ob die Idee mit dem Haus in Stadtnähe von ihm stammte? Würde er sein Versprechen halten? Mick hatte erwähnt, Jed beabsichtige, früher oder später fortzugehen. Vielleicht würde ihn die Nachricht, dass er Vater wurde, ja umstimmen.
    Sie nahm sich vor, als Erstes einmal reiten zu lernen. War sie talentiert genug, sodass sie das Training mit Silver Flake auf der Rennbahn fortsetzen konnte, würde es ihr vielleicht gelingen, Jed zu überreden, die Stute doch noch zum Alice Springs Cup zu melden. In Alice Springs würde sich sicherlich ein Jockey finden, den sie engagieren könnten.

18

     
    An diesem Abend sah Ruby erst einmal Kadee beim Reiten zu. Sie hatte Myra zwar von ihrem Plan erzählt, auf Banjo reiten lernen zu wollen, nicht aber Mick, der sie hergefahren hatte. Ihn würde sie erst einweihen, wenn sich herausstellte, dass ihr Talent ausreichte, um Silver Flake ernsthaft zu trainieren. Das Gleiche galt für Jed. Vorläufig würde sie ihm nichts von dem Reitunterricht sagen. Erst musste sie ganz sicher sein, dass sie sich nicht blamieren würde.
    Als Kadee die Stute zur Koppel zurücklenkte, wurde Ruby ein wenig nervös. Sie hatte Hesters Reitstiefel an und ein Paar dicke Socken von Myra, weil ihr die Stiefel ein wenig zu groß waren. Bernie, der wieder an seine Arbeit zurückgekehrt war, nachdem er Banjo gesattelt hatte, hatte ihr außerdem eine richtige Reitkappe gegeben, damit sie bei einem Sturz besser geschützt wäre.
    »Bist du so weit?«, fragte Kadee. Die beiden jungen Frauen waren zum zwangloseren Du übergegangen. Sie stieg ab und überprüfte Banjos Sattelgurt.
    »Ich glaub schon«, murmelte Ruby, der ziemlich mulmig zumute war.
    »Keine Angst, das klappt schon«, sagte Kadee aufmunternd. »Steig erst mal auf, dann sehen wir, ob die Steigbügel die richtige Länge haben.«
    Als Ruby neben den Esel trat, schüttelte Kadee den Kopf. »Nein, nicht von rechts, man steigt immer links auf. Dreh den Steigbügel um – so, siehst du? Schieb deine linke Fußspitze hinein, zieh dich am Sattelknauf hoch und schwing das rechte Bein hinüber. Dabei drehst du mit dem Fuß den Steigbügel automatisch in die richtige Richtung.«
    »Und wenn er mich beißt?«, fragte Ruby ängstlich, als der Esel den Kopf drehte und sie ansah, drohend, wie ihr schien.
    »Falls er das versuchen sollte, gibst du ihm einen kräftigen Klaps auf die Nase. Du darfst dir nichts von ihm gefallen lassen.«
    »Ich kann ihn doch nicht schlagen!«, erwiderte Ruby bestürzt.
    »Keine Angst, das tut ihm nicht weh. Dadurch machst du ihm klar, dass du bestimmst, wo’s langgeht, und nicht er. Dann hat er viel mehr Respekt vor dir.«
    »Wenn du meinst«, sagte Ruby zweifelnd.
    Als sie im Sattel saß, korrigierte Kadee ihre Haltung und zeigte ihr, wie man die Zügel richtig hielt und mit ihrer und der Beine Hilfe sein Reittier in Bewegung setzte und lenkte.
    »Und, wie fühlst du dich?«, fragte sie dann.
    »Ich komme mir ehrlich gesagt schon ein bisschen lächerlich vor«, gestand Ruby. Da sie relativ groß war, schien der Esel, der jetzt desinteressiert den Kopf hängen ließ, viel zu klein für sie. »Ich sehe doch bestimmt richtig bescheuert aus.«
    »Ach was, überhaupt nicht«, behauptete Kadee, musste aber ein Grinsen unterdrücken. Sie stieg wieder auf.
    Ruby warf ihr einen finsteren Blick zu. »Lügnerin!« Neben einem prachtvollen Pferd wie Silver Flake kam sie sich auf dem Esel und mit ihrer albernen Kappe noch viel lächerlicher vor.
    In diesem Moment kam Bernie zurück. Er ließ Bessie aus ihrer Koppel, und die Eselstute begann aufgeregt zu schreien. Banjo hob den Kopf und antwortete ihr mit einem nicht minder lauten »Iah«.
    »Was hat er denn?«, fragte Ruby erschrocken.
    »Ich hab doch gesagt, man darf die beiden nicht trennen, sonst machen sie Rabatz«, sagte Bernie.
    Kadee beugte sich vor und hakte einen Führstrick an Banjos Zügel ein. Dann machten sich die beiden Frauen auf den Weg zur Reitbahn, wo Banjo unvermittelt stehen blieb.
    »Beine fest anlegen und mit den

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