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Im Hauch des Abendwindes

Im Hauch des Abendwindes

Titel: Im Hauch des Abendwindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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schweißtreibende und mit wenig mehr als zweihundert Dollar die Woche obendrein schlecht bezahlte Arbeit. Eddies Angebot war daher verlockend.
    »Hast du das Geld bis morgen?«, fragte Frankie.
    Eddie dachte kurz nach. »Die Hälfte«, sagte er dann. »Den Rest kriegt ihr nach Erledigung des Auftrags.« Er war nicht so dumm, den Brüdern zu vertrauen. »Ihr habt vierzehn Tage Zeit. Das Rennen findet zwar erst später statt, aber Jed wird Silverton in ungefähr zwei Wochen Richtung Alice Springs verlassen.«
    »Und was ist mit unseren Auslagen?« Frankie sah den Buchmacher lauernd an. »Wer bezahlt uns die?«
    »Also gut, aber nicht mehr als fünfzig Dollar«, brummte Eddie zähneknirschend. Die Brüder sollten nicht merken, wie sehr er darauf brannte, seine offene Rechnung mit Jed Monroe zu begleichen. Beim Rennen in Broken Hill hatte er fast die Hälfte aller Wetten auf Silver Flake angenommen und zu einer festen Quote angeboten. Er hatte Jed Geld geboten, viel Geld, wenn er dafür sorgte, dass das Pferd verlieren würde, doch Jed hatte sich nicht kaufen lassen. Und so kam es, dass Eddie, statt den erwarteten satten Gewinn einzustreichen, einen Verlust erlitten hatte, von dem er sich Monate oder gar Jahre nicht wieder erholen würde.
    »Hast du zufällig eine Ahnung, wo wir uns Arsen beschaffen können?«, fragte Joe den Buchmacher unvermittelt.
    Frankie wusste genau, was seinem Bruder durch den Kopf ging. »Rattengift enthält Arsen, oder etwa nicht?«
    Eddie guckte verblüfft von einem zum anderen. »Moment mal, Jungs! Wofür in aller Welt braucht ihr Arsen? Ihr sollt Jed nur daran hindern, am Alice Springs Cup teilzunehmen. Ihr sollt ihn nicht umbringen!«
    »Wer redet denn von Jed? Ich dachte eher an seinen Gaul. Ein totes Pferd kann kein Rennen laufen, oder?«, bemerkte Joe selbstgefällig. Er kam sich sehr schlau vor.
    Eddie machte ein entsetztes Gesicht. »Ich habe eine Mordswut auf Jed Monroe, aber das Pferd kann doch nichts dafür. Ich lebe sehr gut von Pferderennen; ich werde nicht zulassen, dass ihr einem Tier etwas zuleide tut, kapiert?« Wütend starrte er die beiden Brüder an. »Ob ihr das kapiert habt?«
    Die zwei schwiegen verdattert. Dann fragte Frankie: »Wie sollen wir ihn denn dann von der Teilnahme am Rennen abhalten?«
    »Was weiß denn ich, lasst euch etwas einfallen! Benutzt euren Verstand, sofern ihr einen habt. Aber kommt bloß nicht auf die Idee, das Pferd zu verletzen oder zu töten. Ist das klar?«
    Frankie und Joe sahen sich verstohlen an und schwiegen mürrisch. Beide dachten das Gleiche: Hoffentlich bekam Eddie nicht Wind davon, was sie dem Pferd bereits angetan hatten.
    Nach einer Weile brach Eddie die bedrückende Stille, indem er ein genervtes Knurren von sich gab. »Manipuliert meinetwegen seinen Pick-up, damit er auf dem Weg nach Alice Springs liegen bleibt«, sagte er. »Oder klaut ihn, dann hat er keine Zeit mehr, sich Ersatz zu beschaffen. Lasst euch etwas einfallen, dafür bezahle ich euch schließlich. Aber falls mir zu Ohren kommt, dass ihr dem Pferd etwas angetan habt, werdet ihr es bereuen; das schwöre ich euch!«
    »Ja, ja«, murmelten die Brüder wie aus einem Munde.
    Sie hatten zwar keine Angst vor Eddie, aber sie wussten, dass der Buchmacher Kontakte zu Leuten hatte, die sich ihrer mit Vergnügen annehmen würden.
    Ruby war ein Naturtalent. Nach drei Tagen Reitunterricht konnte sie von Banjo auf Silver Flake wechseln. Nach weiteren fünf Tagen, in denen sie die Stute täglich einige Stunden geritten hatte, konnte sie unter Kadees Aufsicht über die Reitbahn galoppieren, zwar nicht in vollem Galopp, aber immerhin so schnell, dass es für die Stute ein gutes Training war. Kadee stieg überhaupt nicht mehr aufs Pferd, nachdem sie einige Male Unterleibskrämpfe bekommen hatte. Jed, dem es mittlerweile viel besser ging, konnte es kaum noch erwarten, zur Rennbahn hinauszukommen. Ruby war nichts anderes übrig geblieben, als Mick in ihr Geheimnis einzuweihen, damit er ihr half, Jed von Bernies Farm fernzuhalten. Mick fielen jedoch bald keine Ausreden mehr ein, so ungeduldig fieberte sein Kumpel dem Wiedersehen mit seinem Pferd entgegen.
    Dann, eines Tages, als Ruby ihn gegen Mittag auf dem Heimweg besuchte, kündigte Jed an: »Heute Abend werde ich mit dir zu Bernie hinausfahren.«
    Er wohnte noch im Vorratsraum des Pubs, und sein Wohnmobil stand nach wie vor in Micks Schuppen. Das war eine reine Vorsichtsmaßnahme, weil die Camilleris ein weiteres Mal in der Stadt gesehen

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