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Im Hauch des Abendwindes

Im Hauch des Abendwindes

Titel: Im Hauch des Abendwindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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moralisch richtig ist, Ernie Mitchell«, entgegnete Connie streng.
    »Was soll das jetzt wieder heißen?«, brummte er.
    »Wie viele Männer in dieser Stadt hatten schon mal etwas mit einer jungen Aborigine?«
    Die Männer wechselten verstohlene Blicke. Die Frauen wiederum sahen sich vielsagend an.
    »Girras Mutter und Großmutter haben Jed uneigennützig geholfen, als er ihre Hilfe brauchte«, warf Sandy ein.
    Jim McLeash räusperte sich. »Das stimmt allerdings.« Wieder sahen sich die Männer an. Sie merkten, dass sie auf verlorenem Posten standen.
    »Wieso macht sich Jed dann nicht auf die Suche nach dem Mädchen?«, meinte Martin O’Flaherty.
    Mick zog eine Braue hoch. »Er könnte das nicht ganz allein. Außerdem ist er immer noch nicht hundertprozentig fit, und in ein paar Tagen macht er sich auf den Weg nach Alice Springs.«
    Burt Wilkinson horchte auf. »Will er Silver Flake tatsächlich zum Rennen anmelden?«
    Mick nickte. »Er glaubt, dass sie jetzt, da sie wieder ganz gesund ist, eine reelle Chance hat.«
    »Wirklich?« Burt überlegte schon, wie viel er auf das Pferd setzen könnte.
    »Ja, er hat gesagt, sie würde sehr gute Zeiten laufen«, bestätigte Colin Barnes.
    Die Frauen reagierten ungehalten über diese Entwicklung des Gesprächs, das nun eine ganz andere Richtung nahm. Doch noch bevor sie ihrer Empörung Luft machen konnten, stand Charlie plötzlich auf, räusperte sich und verkündete: »Ich werde selbst nach Girra suchen.«
    Myra hielt das nicht für eine gute Idee. Er wäre den jungen Männern des Clans wehrlos ausgeliefert. »Du kannst nicht allein gehen, Charlie. Denk an die Warnungen, die die Aborigines dir haben zukommen lassen.«
    »Ich werde mitkommen«, bot Mick sofort an. Er wandte sich an Jacko. »Du schaust solange hier nach dem Rechten, einverstanden?«
    Jacko, der sich mit Grausen an das letzte Mal erinnerte, da er Mick im Pub vertreten hatte, erwiderte: »Mir wäre es lieber, du würdest hierbleiben und ich ginge mit Charlie.«
    »Ich will nicht, dass jemand anders sich in Gefahr bringt«, sagte Charlie tapfer. »Immerhin ist es höchstwahrscheinlich meine Schuld, dass dem Mädchen etwas zugestoßen ist.«
    »Nein, ist es nicht.«
    Alle drehten sich zur Tür um, von der die Stimme gekommen war. Cyril Blake stand dort und sah sie ernst an. Er war gerade hereingekommen und hatte Charlies letzte Worte gehört.
    »Das Blut auf deinem Hemd stammt von dir, Charlie«, fügte Cyril hinzu.
    »Was?« Charlie ließ sich erleichtert auf einen Barhocker fallen. »Bist du sicher?«
    Cyril nickte. »Ja. Die Blutgruppe ist die gleiche, äußerst seltene wie deine. Die Wahrscheinlichkeit, dass das Blut in einem so kleinen Ort wie diesem hier von jemand anderem stammt, ist gleich null.«
    »Oh! Gott sei Dank!«, seufzte Myra. »Hast du das gehört, Charlie? Du hast Girra nichts getan, und es ist auch nicht deine Schuld, dass sie verschwunden ist.«
    Charlie, noch ganz benommen vor Erleichterung, nickte. »Aber wo ist sie dann?«
    Das Training war sehr gut gelaufen, und Ruby stieg zufrieden aus dem Sattel. Auch Jed war von Silver Flakes Verfassung beeindruckt. Obwohl Ruby jeden Tag ein bisschen schneller ritt, war sie nicht gut genug, um über eine Distanz von zweitausend Metern alles aus der Stute herauszuholen. Doch Jed kannte sein Pferd; er wusste, dass Silver Flake noch Reserven hatte.
    Nachdem er die Stute abgespritzt hatte, rieben sie sie trocken und striegelten sie. Jed hatte die Fäden an der Stichwunde ein paar Tage zuvor gezogen. Die Wunde war sauber verheilt, aber die Narbe erinnerte ihn ständig daran, dass er noch eine Rechnung mit den Camilleris zu begleichen hatte.
    Während er das Futter für Silver Flake mischte, trug Ruby Zaumzeug und Sattel in die Sattelkammer. Als sie die Tür öffnete, schlug ihr der mittlerweile vertraute, muffige Geruch von altem Leder und Wolldecken entgegen. Sie lächelte zufrieden, hängte das Zaumzeug an den Haken und warf den Sattel über den Pflock.
    Plötzlich nahm sie eine Bewegung an der Rückseite der Kammer wahr. »O Gott«, murmelte Ruby, »eine Schlange!« Sie stieß einen markerschütternden Schrei aus.
    Sekunden später kam Jed hereingestürzt, eine Schaufel in der Hand. »Was ist?«, rief er.
    »Da … da … hinten! Eine … Schlange!«, stotterte Ruby und zeigte in die schummrige Ecke.
    Sie taumelte vor Angst rückwärts, stolperte über ihre eigenen Füße und fiel. Die Schaufel hoch über dem Kopf erhoben, schlich Jed vorsichtig in

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