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Im Hauch des Abendwindes

Im Hauch des Abendwindes

Titel: Im Hauch des Abendwindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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sichtlich mit, und das ist nur verständlich.«
    »Könnte mir mal jemand erklären, worum es hier eigentlich geht?«, fuhr Jacko dazwischen.
    »Jemand hat Charlies Schaufenster mit Blut beschmiert und ihm ein totes Känguru auf die Türschwelle gelegt.«
    Jacko riss die Augen auf. »Das gibt’s doch nicht! Wir sollten uns diese Burschen mal vorknöpfen.«
    »Ich will keinen Ärger«, sagte Charlie panisch. »Das hört bestimmt auf, sobald Girra wieder da ist. Ich finde, wir sollten nach ihr suchen.«
    Mick schüttelte den Kopf. »Das Mädchen geht uns nichts an.«
    Charlie, der noch nie in seinem Leben so viel Angst gehabt hatte, ballte die Fäuste. »Und was ist mit Myra? Wenn ihr nun etwas zugestoßen ist?«
    Mick winkte ab. »Ach was, wahrscheinlich ist sie bloß bei einer Bekannten.«
    Charlie sah offensichtlich schon Gespenster. Mick hatte ihn noch nie so verstört erlebt. Zum ersten Mal machte er sich Sorgen um den Geisteszustand des Ladenbesitzers.
    Da es keinen Gemeinderat mehr gab, wurde der Gemeinderatssaal der Stadt für Versammlungen und Zusammenkünfte verschiedenster Art benutzt, und an diesem Morgen traf sich die Handarbeitsgruppe dort. Als die Tür geöffnet wurde und Myra den Raum betrat, sahen alle erstaunt auf.
    »Was führt dich denn hierher, Myra?«, fragte Connie Mitchell, die ein Kleidchen für ihre Nichte nähte.
    »Ich muss mit euch reden«, sagte Myra.
    Sie war bei der Gründung der Gruppe gefragt worden, ob sie nicht mitmachen wolle, aber Myra mistete lieber Hühnerställe aus, statt Näharbeiten zu verrichten. Die Sockenstopfer, so nannte sie die Damen insgeheim.
    »Warum? Ist etwas passiert?«, fragte Sandy Wilkinson.
    »Noch nicht, aber ich fürchte, es wird bald etwas passieren.« Myra zog sich einen Stuhl heran. Sie musste sich setzen, ihre Knie waren plötzlich ganz weich geworden.
    Jetzt schaute Connie noch einmal von ihrer Näharbeit auf. »Mach es nicht so spannend.«
    »Es geht um Charlie. Er schwebt in großer Gefahr.« Myra hörte selbst, wie melodramatisch das klang, aber es war nun einmal die Wahrheit. »Hat eine von euch je von Sühnemorden gehört?«
    Agatha schüttelte den Kopf. »Ich jedenfalls nicht. Wovon redest du eigentlich, Myra?«
    »Ihr wisst doch sicherlich, dass ein paar Aborigines gestern den Laden niederbrennen wollten.«
    »Burt hat mir davon erzählt«, sagte Sandy.
    Connie nickte. »Ja, Ernie hat auch etwas von einem Feuer gesagt. Er war ziemlich aufgebracht deswegen.«
    »Ich höre das zum ersten Mal«, warf Carmel Phillin ein. Sie war Witwe und ging nie in den Pub, weil sie keinen Tropfen Alkohol trank. Daher war es nicht ungewöhnlich, dass sie als Letzte von den Vorfällen im Ort erfuhr.
    »Dieses Feuer war eine Warnung«, fuhr Myra mit Nachdruck fort.
    »Das glaubst du doch selbst nicht«, meinte Agatha. »Da haben ein paar junge Burschen ihre Zerstörungswut ausgetobt, das ist alles.«
    »Du machst dir Sorgen, Myra, das sehe ich dir an«, sagte Sandy. »Aber die Aborigines können Charlie doch nicht für das Verschwinden dieses Mädchens verantwortlich machen.«
    »Aber genau das tun sie, Sandy! Das liegt doch auf der Hand. Oder hat bisher schon mal irgendjemand versucht, seinen Laden anzuzünden? Ich glaube, dass Girra ihren Angehörigen von Charlies Übergriffen erzählt hat. Und jetzt, da sie verschwunden ist, denken sie, dass er etwas damit zu tun hat. Ich hätte auch nie geglaubt, dass er fähig wäre, dem Mädchen etwas zu tun. Keiner hier hätte das geglaubt. Aber das Mädchen ist nun mal verschwunden. Ich habe Schreie gehört, und wenn es nicht Girra war, wer kann es dann gewesen sein?«
    Die Frauen sahen sich betroffen an. Die Verheirateten hatten mit ihren Ehemännern über Charlies Eskapaden diskutiert, aber besonders skandalös fanden sie sein Verhalten nicht. In der Isolation des Outbacks hatten alleinstehende Männer schon immer jungen Aborigine-Mädchen nachgestellt.
    »Charlie wollte ja vielleicht gar nichts von ihr, aber Girra hat das nicht wissen können«, fuhr Myra fort. »Sie hat sich gewehrt, und da hat er sie unbeabsichtigt …« Sie konnte nicht weitersprechen. Sie fing zu weinen an, so deutlich stand ihr die Szene vor Augen.
    Die Frauen redeten tröstend mit beruhigenden Worten auf sie ein.
    »Ich denke, es könnte nicht schaden, wenn die Männer bei der Suche nach Girra helfen würden«, sagte Connie. »Das wäre ein Zeichen des guten Willens und der Solidarität mit den Ureinwohnern. Immerhin haben sie ja auch Jed geholfen,

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