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Im Hauch des Abendwindes

Im Hauch des Abendwindes

Titel: Im Hauch des Abendwindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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als er sie brauchte.«
    Die anderen nickten zustimmend und murmelten beifällig. Myra trocknete ihre Tränen erleichtert. Endlich konnte sie wieder lächeln.
    Nachdem Mick Jacko losgeschickt hatte, um alle verfügbaren Männer zusammenzutrommeln, schenkte er Charlie einen Whiskey ein.
    »Hier, den kannst du jetzt brauchen. Das bleibt unter uns.«
    Charlie zögerte. »Ich weiß nicht recht. Mit dem Trinken habe ich mir doch diese ganze Suppe erst eingebrockt.«
    »Ein Glas schadet nicht. Ich werde aufpassen, dass du keine Dummheiten machst.«
    Nach einem weiteren kurzen Augenblick des Zögerns griff Charlie nach dem Glas und stürzte den Whiskey hinunter. Doch der Alkohol vermochte weder das Bild des blutigen Kängurukadavers auszulöschen noch seine flatternden Nerven zu beruhigen. Er würde seine Ruhe erst wiederfinden, wenn Girra wohlbehalten auftauchte.
    Kurze Zeit später kehrte Jacko mit Ernie Mitchell, Colin Barnes, Burt Wilkinson, Jim McLeash und Martin O’Flaherty in den Pub zurück.
    »Was ist denn los?«, fragte Jim, ein groß gewachsener, hagerer, nüchterner Mann. »Jacko hat gesagt, ein paar der hiesigen Aborigines hätten es auf den Laden abgesehen.«
    Mick nickte. »Ja, das stimmt. Aber Charlie will nicht, dass wir etwas dagegen unternehmen.«
    Die Männer sahen den Ladenbesitzer an, der in sich zusammengesunken an der Theke hockte.
    »Sollen wir die Polizei verständigen?«, fragte Jim.
    »Nein, ich finde, wir sollten bei der Suche nach Girra helfen«, antwortete Charlie.
    »Da bin ich anderer Meinung«, widersprach Colin. »Die Aborigines werden schon wissen, wo sie nach ihr suchen müssen.«
    Ernie nickte zustimmend. »Richtig. Wir wissen doch gar nicht, wo wir anfangen sollten.«
    Charlie schwieg und presste niedergeschlagen die Lippen zusammen.
    Als die Frauen aus dem Rathaus kamen, schaute Myra zu Charlies Laden hinüber. »Er hat immer noch nicht aufgemacht«, murmelte sie besorgt. »Dabei hätte er schon vor einer Stunde aufmachen müssen.« Sie ging auf den Laden zu, die anderen folgten ihr.
    »O mein Gott!«, entfuhr es Myra, als sie die Schaufensterscheibe sah.
    »Ist das etwa Blut?«, fragte Connie stirnrunzelnd. Obwohl das Blut mittlerweile getrocknet war, zog es immer noch Fliegenschwärme an.
    »Sieht ganz so aus«, meinte Myra. Sie rüttelte an der Türklinke. Die Tür war verschlossen. Sie presste ihre Nase dicht an die Fensterscheibe. »Ich kann Charlie nirgends sehen.«
    »Sollen wir hinten nachsehen?«, fragte Agatha.
    Myra nickte. »Geht ihr nach hinten. Ich werde nachsehen, ob Charlie zu Hause ist. Wir treffen uns wieder hier.«
    Sie eilte davon. Als sie kurz darauf unverrichteter Dinge zurückkam, konnte sie den anderen ansehen, dass irgendetwas passiert war. »Was ist?«, fragte sie mit klopfendem Herzen.
    »Du hast Recht gehabt, Myra«, antwortete Agatha dumpf. »Charlie scheint wirklich in Schwierigkeiten zu stecken.«
    »Hinter dem Haus liegt ein geköpftes Känguru auf der Türschwelle«, ergänzte Connie.
    Myra gab einen erstickten Laut von sich und griff sich an die Kehle. Plötzlich wurde ihr regelrecht schwindlig.
    »Hast du Charlie nicht angetroffen?«, fragte Sandy.
    Myra schüttelte den Kopf. »Wo kann er nur sein?«, flüsterte sie. Im Geist sah sie Charlie vor sich, wie er von Aborigines gewaltsam verschleppt wurde.
    Sandy blickte zum Pub hinüber. »Kommt, wir gehen zu Mick. Vielleicht weiß er mehr.«

22

     
    Als die Frauen den Pub betraten und Charlie an der Theke sitzen sahen, fiel Myra ein Stein vom Herzen. Mit Tränen in den Augen eilte sie zu ihm. »O Charlie, Gott sei Dank, dass dir nichts passiert ist! Ich dachte schon …« Sie konnte nicht weitersprechen. Als sie sich gefangen hatte, stieß sie gepresst hervor: »So kann es nicht weitergehen. Wir haben das Blut auf dem Schaufenster und das tote Känguru gesehen.«
    »Wenn ich nur wüsste, warum sie das machen«, murmelte Charlie kopfschüttelnd. »Ich kann mich wirklich nicht erinnern, Girra irgendetwas angetan zu haben, Myra.«
    Myra konnte den Anblick des gebrochenen Mannes kaum ertragen. Sie wandte sich an die anderen Männer. »Es gibt nur einen Weg, diese Sache zu beenden: Wir müssen das Mädchen finden.«
    »Sie hat Recht«, pflichtete Connie ihr bei. Die anderen Frauen nickten.
    »Misch dich da nicht ein, Connie«, warnte Ernie seine Frau. »Wir haben vorhin darüber gesprochen, und wir sind der Meinung, dass es nicht unsere Aufgabe ist, das Mädchen zu suchen.«
    »Manchmal muss man tun, was

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